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Multivision > Pacific Crest Trail
Am 5. Juni 1993 wurde der Pacific Crest Trail endlich vervollständigt, fast siebzig Jahre nachdem im Jahre 1926 eine Catherine Montgomery zum erstem mal die Idee eines Trails mit 'Meilensteinen und Schutzhütten entlang der Höhen der westlichen Gebirgszüge' vorschlug. Deren Geistesblitz schlug aber nicht ein, und die Idee verliess das Kaffeekränzchen der Damenrunde nie. Erst Clinton C. Clark unterbreitete 1932 Bundesbeamten des U.S. Park Service und des U.S. Forest Service den Einfall eines durchgehenden, von Grenze zu Grenze führenden Trails. Seine Vision war, die Menschen zu einem einfacheren und natürlicheren Leben zu führen. Doch zu dieser Zeit hatten die Leute ganz andere Utopien; die einen träumten von schnelleren Autos, Radios, Flugzeugen und dem unbeschwerten Leben in einer industrialisierten Welt, und die restlichen 99%, von einem Stück Brot und einem Dach über dem Kopf. Die Depression hing noch immer wie ein Leichentuch über dem Land, und obwohl weitschweifende Exploration und Migration im Blut der Amerikaner steckte, konnte sich kaum jemand für ein umfangreiches Wandernetz erwärmen. Geld war weder für den Aufbau und Unterhalt eines Weges noch für Kartografierung und den Erwerb von Landrechten aufzutreiben.
Nichtsdestotrotz existierte bereits in den 20-er Jahren im Nordwesten der USA der Oregon Skyline Trail, der bis zum Ende des Jahrzehntes hinunter an die Grenze Kaliforniens und rauf bis an den Columbia River gezogen wurde. So war ganz Oregon von Staatengrenze zu Staatengrenze mit einem Weg verbunden, in Kalifornien jedoch fand man lediglich dreihundert Kilometer eines Trails, den John Muir Trail, der zwei Punkte im Nirgendwo verband.
Um seinem Gedanken einen Rahmen zu geben, gründete Clarke die Pacific Crest Trail System Conference deren Präsident er die folgenden 25 Jahre sein sollte. Zu diesem Zeitpunkt erschien auch Warren Rogers auf der Bildfläche in Form des Vorstandssekretärs der Konferenz. Gemeinsam wollten sie beweisen, daß es möglich ist, von Mexiko nach Kanada zu wandern. Natürlich schnürten sie nicht ihr Bündel und spazierten drauf los, sie suchten sich junge Burschen, die wild darauf waren, sich viertausend Kilometer weit durch die Büsche zu schlagen. Am 15. Juni 1935 fuhr Rogers das erste Staffelteam nach Campo runter, und um 10:50 wurde ihr Logbuch, welches den Weg bis Kanada machen sollte, in Campo mit einem offiziellen Stempel ausstaffiert. So lösten sich vierzig Teams die Suche nach einem Weg gen Norden ab: Im ersten Sommer erreichten sie Tuolumne Meadows im Yosemite Nationalpark, im zweiten Lake Odell in Oregon, im dritten Stevens Pass in Washington und im vierten erreichte am 5. August 1938, fünfzig Monate nach dem Start, das letzte Team die kanadische Grenze.
Der U.S. Forest Service designierte im Verlaufe dieses Mammutmarsches die Skyline und Cascade Crest Trails als Teil des Pacific Crest Trail Systems. Trotz dieses Erfolges machten Clarks Pläne keine großen Fortschritte, und als er 1957 mit 84 Jahren verschied, löste sich die Konferenz in Rauch auf.
Die 60-er Jahre brachten neuen Schwung in die Geschichte. Freiluftaktivitäten und Zeltabenteuer standen hoch im Kurs. Sogar US Präsident Johnson ließ sich aus dem Chefsessel bequemen und klopfte auf den Tisch um die Entwicklung eines nationalen Trailsystems durchzupauken. Was herausschaute war ein Bericht mit dem klangvollen Namen 'Trails of America'. Um die Sache ein wenig in die Länge zu ziehen und womöglich wichtiger erscheinen zu lassen, entstand daraus der 'National Trails System Act', der es tatsächlich fertig brachte, den Appalachian und den Pacific Crest Trail als die beiden ersten 'National Scenic Trails' zu ernennen.
Daraufhin spuckte man ernsthaft in die Hände: Der U.S. Forest Service koordinierte den Bau eines durchgehenden, gekennzeichneten und, was nicht unwesentlich ist, instand gehaltenen Hochgebirgstrails durch drei Bundesstaaten, acht Nationalparks, fünf State Parks, 24 National Forests, 32 Wilderness Areas, drei Bureau of Land Managements Districts und durch staatliche wie private Grundstücke. Am 22. Juli 1975 erhielt das dreieckige PCT-Symbol sogar seine eigene Patentnummer, damit auch ja keiner auf die Idee kommt, irgendwelche Wandervögel mit gefälschten Zeichen in irgendwelche Pubs oder Restaurants zu lotsen.
Das 1968 gegründete 'Pacific Crest National Scenic Trail Advisory Council', welches fortan die Aufgabe hatte, den Trail zu managen, amüsierte sich bei seiner ersten Sitzung über Eric Ryback, der behauptete, als erster Mensch die gesamte Länge des Weges gewandert zu sein. Natürlich glaubte und gönnte ihm dies keiner, und so wurde im 1973 veröffentlichten Buch 'The Pacific Crest Trail' Richard Watson, der am 1. September 1972 an der Grenze eintrudelte, als höchstwahrscheinlich erster Thru-Hiker betitelt. Welchen Weg dieser jedoch genommen hatte, weiß niemand genau, denn es wurde berichtet, daß es unmöglich sei, dem offiziellen Weg zu folgen, da man auf Privatgrundstücken von wenig freundlich dreinschauenden Revolverhelden auf andere Bahnen geschickt wurde.
Im Jahr als Watson den Trail abmarschierte, oder eben nicht, rechnete man die Gesamtstrecke auf 4109 Kilometer hoch. Jedoch waren nach wie vor nur die Hälfte wirklich ein Trail, so wie wir ihn heute antreffen, mit standardisierter Steigung, Weite, Streckenlegung und was man sonst noch so auf einem Schreibtisch normieren kann. Nachdem man eintausendfünfhundert Kilometer Wege gebaut hatte waren 1980 etwa 90% fertig gestellt. Erst 1993 wurde der allerletzte Brocken vollendet, und dies mit der 25-jährigen Verabschiedung des National Trails System Act gebührend gefeiert.
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