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Geographie
Tadschikistan ist ein Hochgebirgsland, das an Afghanistan, Usbekistan, Kirgisistan und die Volksrepublik China grenzt. Mehr als 70% der Fläche ist Hochgebirge. Fast 50 % des Staatsgebietes liegen auf einer Höhe von 3.000 m über NN oder noch höher. Der Osten des Landes wird vom Pamir-Gebirge und dem größten Teil des Pamir-Hochlandes geprägt. Dort befindet sich auch der höchste Berg des Landes, der 7.495 m hohe Pik Ismoil Somoni (früher Pik Kommunismus). Im Norden des Landes erstreckt sich die Gebirgskette des Alai. Nur im äußersten Norden besitzt Tadschikistan mit dem Ferghanatal, das durch den größten Fluss des Landes, den Syrdarja, bewässert werden kann, Tiefland, das intensiv ackerbaulich genutzt wird. Der größte Teil des Landes kann wegen der Höhenlage und des Reliefs nur extensiv viehwirtschaftlich genutzt werden. Der größte See ist der Kara-Kul (380 km²) im Osten des Landes; weitere große Seen sind der Saressee (~ 80 km²) und der Zorkulsee 38,9 km². Der größte Stausee ist der Kairakkum-Stausee (520 km²) am eben genannten Syrdarja.
Klima
Tadschikistan befindet sich in der trockenen subtropischen Klimazone. Das Klima ist ein extrem kontinentales mit kalten Wintern und heißen Sommern. Außer in den Tal- und Beckenländern, wo ein subtropisches feuchtes Klima herrscht, so werden in den Sommermonaten Temperaturen von bis zu 45° C erreicht. Es bestehen große Temperaturunterschiede zwischen den tiefer und den höher gelegenen Regionen des Landes. Die Jahresniederschlagsmengen sind relativ niedrig, so dass Steppenvegetation vorherrscht. Im Ferganabecken beträgt die Niederschlagsmenge gerade einmal 140 mm Niederschlag im Jahr. Nur die Südhänge des Hissargebirges sind mit 1700 mm im Jahr sehr niederschlagsreich.
Städte
Die 6 größten Städte (Stand 1. Januar 2005):
* 1. Duschanbe 543.107 Einwohner
* 2. Chudschand 144.865 Einwohner
* 3. Kulob (russ. Kuljab) 78.786 Einwohner
* 4. Qurghonteppa (russ. Kurgan-Tjube) 60.084 Einwohner
* 5. Istarawschan (bis 2002 Uroteppa; russ. Ura-Tjube) 52.851 Einwohner
* 6. Konibodom 50.359 Einwohner.
Bevölkerung
Die Tadschiken sind ein iranisches Volk in Zentralasien und gehören damit der indoeuropäischen Sprachfamilie an. Sie bilden 80 % der Bevölkerung. Die Tadschiken sind sprachlich, kulturell und ethnisch sehr eng mit den Persern verwandt und stellen auch im Nachbarland Afghanistan einen bedeutenden Bevölkerungsanteil. Im Ferghanatal leben verschiedene Minderheiten von Usbeken (15,3 % der Bevölkerung) und Kirgisen, ebenso im Osten des Landes. Weitere Minderheiten sind Russen (1,1 %), Tataren (0,3 %), Ukrainer, Deutsche und andere. Fast die gesamte Bevölkerung gehört zum Islam sunnitischer Richtung. Christen (0,03%) und Juden (0,014%) sind eine sehr kleine Minderheit .
Deutsche Minderheit
In Tadschikistan lebt auch heute noch eine kleine Minderheit von Deutschstämmigen. Ihre Zahl ist jedoch stark zurückgegangen:
Jahr Angehörigenzahl
1979 39.000
1989 20.000
2006 ca 1.700
Größtenteils lebten die Deutschen in eigenen Dörfern (z.B. Thälmann), die im ganzen Land verstreut waren, oder in der Hauptstadt Duschanbe. Inzwischen werden ehemalige deutsche Siedlungen von Tadschiken bewohnt. Eine deutsch-tadschikische Stiftung, die sich Wiedergeburt nennt, kümmert sich um den Erhalt von deutschen Gotteshäusern und Friedhöfen, die teilweise von den Tadschiken nicht gepflegt werden oder in miserablen Zuständen sind. Selten werden auch Veranstaltungen der Deutschen Botschaft in Duschanbe für die deutsche Bevölkerung veranstaltet, so wurde z.B. vor einigen Jahren eine Weihnachtsfeier organisiert. Die Deutschen gehören heute zur ärmsten Bevölkerungsschicht Tadschikistans.
Religionen
Die Tadschiken sind zu über 90 % Anhänger des Islams, vorwiegend des sunnitischen Islams. Lediglich im Osten gibt es einige Anhänger des schiitischen Islams. Daneben leben auch ungefähr 230.000 Christen im Land:
* Russisch-Orthodoxe
* Evangeliumschristen-Baptisten
* Katholiken
* Siebenten-Tags-Adventisten
* Koreanische Protestanten
* Zeugen Jehovas
* Lutheraner
Außerdem leben in Tadschikistan noch Bahais, Zoroastrier, Anhänger von Hare Krishna und Juden (sowohl Aschkenasim als auch Bucharische Juden). Die Siebenten-Tags-Adventisten und vor allem die Baptisten zeichnen sich durch zum Teil hartnäckige Missionierung und durch Katastrophenhilfen aus.
Trotz der Religionsfreiheit und der Trennung von Staat und Kirche, die in Tadschikistan gewährleistet sind, strebt die islamistische Opposition die Errichtung eines islamischen Gottesstaates an.
Seit dem 11. Oktober 2007 ist die tatsächliche Religionsfreiheit in Frage gestellt. An diesem Datum wurden Jehovas Zeugen vom Kulturministerium verboten. Dieses Verbot wurde mit der Weigerung der Zeugen Jehovas begründet, den Kriegsdienst durchzuführen. In Tadschikistan gibt es keinen zivilen Ersatzdienst. Außerdem, so behauptet ein Sprecher des Ministeriums, würde das öffentliche Predigen der Zeugen geltendes Recht verletzen.
Sprache
Die Amtssprache Tadschikistans ist Tadschikisch, das weitestgehend mit dem Persischen identisch ist. Weitere wichtige Umgangssprachen sind Russisch, als Sprache der internationalen Politik und Wirtschaft, und Usbekisch. Im Pamir existieren noch viele untergehende iranische Sprachen, wie z.B. Jaghnobi.
Kultur
Zu den ältesten wichtigsten Bräuchen des Landes gehört das traditionelle Neujahrsfest, Nauroz, das am Frühlingsanfang feierlich begangen wird.
Geschichte
Das Gebiet Tadschikistans war abwechselnd unter der Herrschaft der Perser, Hunnen und gehörte auch zum Reich Alexanders des Großen. Im 8. Jahrhundert erreichte der Islam die Region. Während des Mittelalters gehörte Tadschikistan zum Kaiserreich Persien. 1868 wurde Tadschikistan Kolonie Russlands, später Sowjetrepublik.
1991 erklärte sich Tadschikistan für unabhängig und versank sofort in einem Bürgerkrieg zwischen islamischen Fundamentalisten und der Regierung von Emomalii Rahmon. Bucharische Juden und Aschkenasen, 1989 noch ca. 15.000 Menschen, verließen das Land aufgrund von Verfolgungen, so dass sich die Juden Tadschikistans auf rund 1.000 dezimierten. Der Bürgerkrieg endete mit einer Regierungsbeteiligung der Fundamentalisten.
Nach dem Terroranschlag am 11. September 2001 wurden US-Truppen in Chorugh und Duschanbe sowie Soldaten Frankreichs in Duschanbe stationiert. Trotzdem spielt Russland nach wie vor durch seine Truppenpräsenz die Rolle einer wichtigen Ordnungsmacht der Region (die Grenzsicherung nach Afghanistan erfolgte bis zum Sommer 2005 durch russische Truppen).
Politik
Tadschikistan ist laut seiner Verfassung eine demokratische Präsidialrepublik. Nationalfeiertag ist der 9. September (Tag der Unabhängigkeit). Zu Tadschikistan gehört die Autonome Provinz Berg-Badachschan im Osten des Landes, die 44,5 % der Fläche des Landes umfasst.
Präsident Tadschikistans ist der 2006 wiedergewählte Emomalii Rahmon, der bei der Wahl im November 79,3 % aller Stimmen erhielt. Es ist zu bezweifeln, dass dieses Ergebnis wirklich demokratisch zustande gekommen ist, da drei ernsthafte Gegenkandidaten ihre Kandidatur zurückzogen, was nicht zuletzt daran liegt, dass Rahmon rigoros gegen die Opposition vorgeht.
Das Wappen Tadschikistans ist eine Reinterpretation des Wappens aus der Zeit vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991.
Parlament
Das Parlament setzt sich aus insgesamt 63 Abgeordneten zusammen. Diese verteilen sich auf die folgenden Parteien (Wahl von 2005):
* Volksdemokratische Partei Tadschikistan 52 Sitze
* Kommunistische Partei Tadschikistans 4 Sitze
* Islamische Partei der Wiedergeburt 2 Sitze
* Unabhängige 5 Sitze
Staatsausgaben
Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für
* das Gesundheitswesen bei 2%
* das Bildungswesen bei 3%
* das Militär bei 17%
Politische Gliederung
Tadschikistan gliedert sich in zwei Provinzen; in Klammern die Hauptstädte:
* Chatlon (Qurghonteppa)
* Sughd (Chudschand)
eine Autonome Provinz:
* Berg-Badachschan (Chorugh)
einen direkt von der Zentralregierung verwalteten Distrikt:
* Nohijahoi tobei Dschumhurij (Duschanbe) (dt. der Republik unterstellte Gebiete; ehemalige Provinz Karotegin (Kofarnihon))
sowie die Hauptstadt Duschanbe, die einen Sonderstatus besitzt.
Mitgliedschaft
Tadschikistan ist Mitglied der Shanghai Cooperation Organization (SCO), der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS), der GUS, der Economic Cooperation Organization (ECO), der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) und des Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
Wirtschaft
Allgemeines
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) belief sich im Jahr 2001 auf 880 Mio. Euro. Mit einem BIP pro Kopf von 141 Euro gehört Tadschikistan zu den ärmsten Ländern der Erde. Nach der Definition der Vereinten Nationen zählt das Land zu den LDC. Eine zusätzliche Erschwernis ist, dass es sich um einen Binnenstaat handelt, also ein LLDC. Nach wie vor ist die Bedeutung der Landwirtschaft sehr groß. Sie trug 2001 mit 29 % zum BIP bei, während 67,2 % der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft arbeiteten. Die Anteile der Industrie beliefen sich auf 29 % und 9,6 %, die des Dienstleistungssektors auf 41 % und 23,1 %.
Landwirtschaft
Nur etwa 7 % des Landes sind landwirtschaftlich intensiv nutzbar. Einen Schwerpunkt bildet der Anbau von Baumwolle. Die Anpflanzung von Getreide, Gemüse, Obst und Tabak ist sekundär. Die extensive Bewässerung trägt dabei massiv zur Bodenversalzung und zum Austrocknen des Flusses Pjandsch bei. Daneben werden Rinder, Schafe und Ziegen gehalten sowie Seidenraupen gezüchtet.
Bodenschätze
Das Land verfügt über Reserven an Erdöl, Erdgas und Braunkohle. Wichtigstes Exportgut mit einem Anteil von 50 % an den Exporterlösen ist Aluminium; 23 % werden durch den Export von Elektrizität, die durch Wasserkraft erzeugt wird, erzielt. Derzeit sind weitere Wasserkraftwerke u.a. mit russischer und chinesischer Unterstützung in Bau oder in Planung.
Zusätzlich kommen in Tadschikistan weitere Erze einschließlich Zinn, Blei, Antimon, Seltene Erden, Quecksilber, Silber, Gold und Uran vor, die zum Teil noch abgebaut und verhüttet werden.
Infrastruktur
Die Verkehrserschließung Tadschikistans ist aufgrund der Oberflächengestalt des Landes sehr schwierig. Der Verkehr stützt sich vor allem auf das nur mangelhaft ausgebaute Straßennetz. Das Land verfügt über nicht miteinander verbundene Eisenbahnstrecken von insgesamt 470 km Länge. Die Hauptstadt Duschanbe ist durch die Transkaspische Eisenbahn an das internationale Eisenbahnnetz angeschlossen; Verbindungen bestehen über Taschkent nach Moskau.
Im Mai 2005 begannen mit finanzieller Unterstützung der USA die Bauarbeiten an einer ersten Brücke über den Fluss Pjandsch nach Afghanistan, die im April 2007 abgeschlossen sein sollen. Die Brücke soll nach ihrer Fertigstellung den gegenwärtigen Schleppkahn ersetzen, mit dem am Tag nur maximal 60 Autos transportiert werden können und der viele Monate im Jahr aufgrund zu starker Strömung des Flusses komplett ausfällt.
Quellen:
Mayers Enzyclopädie, Encyclopædia Britannica, Wikipedia, dt. auswärtiges Amt