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Länderinfo Turkmenistan

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Geographie

Turkmenistan grenzt (im Uhrzeigersinn) an Kasachstan, Usbekistan, Afghanistan, den Iran und das Kaspische Meer.

Nahezu 80 % der Landfläche werden von der Wüste Karakum eingenommen, die sowohl aus Sand- als auch Geröllwüstengebieten besteht. Im Westen erstrecken sich die Hochebene von Türkmenbasy und der Große Balkan (1.880 m ü. NN). Dieser fällt in Richtung Süden zum Karakum-Kanal (Turkmenischer Hauptkanal) ab, auf dessen anderer Seite die Landschaft in das Kopet-Dag-Gebirge übergeht, das sich größtenteils im Iran befindet, in Turkmenistan im Berg Reza 2.942 m und im Iran 3.191 m Höhe erreicht. Während Richtung Südosten nach Afghanistan noch einige Ausläufer des Gissargebirges aufragen, befindet sich der höchste Berg des Landes, der Ayrybaba (3.139 m), an der östlichen Grenze zu Usbekistan.

Es herrscht überall kontinentales Klima mit extrem heißen und trockenen Sommern und kalten Wintern.

Bevölkerung

Den Hauptteil der Bevölkerung bilden die Turkmenen mit rund 85 %; die größten Minderheiten sind Russen (7 %), Usbeken (5 %), Kasachen, Tataren, Ukrainer, Aserbaidschaner und Armenier.



Lebensraum

Die höchsten Besiedlungsdichten weisen die Oasen im Vorland des Kopet-Dag, die Regionen am Unterlauf von Tedschen und Murgab, das Tal des Amudarja und die am Karakumkanal gelegenen Gebiete auf. 47 % der Bewohner leben in Städten.

Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005): Ashgabat (797.900 Einwohner), Türkmenabat (234.828 Einwohner), Dashoguz (199.514 Einwohner) und Mary (114.690 Einwohner).

Religionen

Etwa 90 % der Bevölkerung sind Muslime (Sunniten der hanafitischen Rechtsschule). 9 % gehören der Russisch-Orthodoxen Kirche an.

Zwar ist die Religionsfreiheit in der Verfassung festgeschrieben, doch waren lange nur die beiden genannten Religionen offiziell anerkannt. Im Frühjahr 2004 wurden aufgrund internationalen Drucks die Bestimmungen für die Zulassung von religiösen Minderheiten gelockert.Die Religionsfreiheit entspricht aber immer noch nicht den in westlichen Ländern üblichen Standards.

Anerkannt sind folgende Gemeinschaften: Baptisten, Siebenten-Tags-Adventisten, Bahai, Hare Krishna, Greater Christchurch, Church of Christ, Light of the East, Full Gospel Christian und New Apostolic Church (= Neuapostolische Kirche)

Die jüdische Minderheit

Die jüdische Religion ist in Turkmenistan nicht anerkannt. Es gibt keine Synagogen. Viele turkmenische Juden sind nach Deutschland und Israel ausgewandert. Etwa 1000 Juden leben in Turkmenistan. Die meisten von ihnen hatten sich während des Zweiten Weltkriegs hier niedergelassen. Sie waren Flüchtlinge aus der Ukraine. Eine andere Gruppe sind die alteingesessenen Bucharischen Juden.

Geschichte

Von der Antike bis zum Ende des 19. Jh.

Alexander der Große eroberte das Gebiet im 4. Jahrhundert v. Chr. auf seinem Weg nach Indien. 150 Jahre später errichtete das Partherreich seine Hauptstadt in Nisa, einem Gebiet um das heutige Ashgabat. Im 7. Jahrhundert n. Chr. nahmen die Araber die Region ein, wodurch die Bevölkerung mit dem Islam und der Kultur des Nahen Ostens in Berührung kam. Um diese Zeit entwickelte sich die Seidenstraße zu einem wichtigen Handelsweg zwischen Asien und Europa. Schon bald wurde das Gebiet des heutigen Turkmenistan als Chorasan bekannt, als der Kalif der Abbasiden, Al-Ma'mun, Merw zu seiner Hauptstadt erhob. Mitte des 11. Jahrhunderts versuchten die Seldschuken über Turkmenistan in Afghanistan einzufallen. Das Seldschukenreich zerfiel im späten 12. Jahrhundert und die Turkmenen verloren ihre Unabhängigkeit als Dschingis Khan auf seinem Weg nach Europa die Kontrolle über die Regionen östlich des Kaspischen Meeres erlangte. Die nächsten sieben Jahrhunderte lang lebten die Turkmenen unter verschiedenen Herrschern und führten fortwährend Stammeskriege untereinander. Über die turkmenische Geschichte vor der russischen Besetzung im 19. Jahrhundert ist wenig bekannt. Als die Turkmenen aus dem Gebiet der Mangys,lak-Halbinsel in das heutige Kasachstan bis an die Grenzen des Iran und in das Becken des Amudarja wanderten, festigten sich die Stammestraditionen und entwickelten sich weiter, wodurch sie die ersten Ansätze des heutigen turkmenischen Nationalbewusstseins bilden.

Die sowjetische Epoche

Bis 1894 hatte das Russische Reich die Herrschaft über Turkmenistan erlangt. Die durch die Oktoberrevolution von 1917 in Russland folgende politische Unruhe führte schließlich zur Ausrufung der Turkmenischen Republik als eine der 15 Republiken der Sowjetunion im Jahre 1924. Zu dieser Zeit wurden die heutigen Staatsgrenzen Turkmenistans gezogen.

Turkmenistan seit 1991

Die Ära Nyýazow (1991–2006)
Mit dem Zerfall der Sowjetunion im Jahre 1991 wurde Turkmenistan ein eigenständiger Staat. Der frühere Vorsitzende der Kommunistischen Partei, Saparmyrat Nyýazow, führte den Staat bis zu seinem Tod im Dezember 2006 als Staats- und Regierungschef mit Hilfe des Militärs und eines sehr aktiven Geheimdienstes äußerst rigoros und etablierte dabei einen allgegenwärtigen Personenkult.

Ende 1999 ließ sich Nyýazow durch das Parlament zum Präsidenten auf Lebenszeit ernennen. Die Opposition wurde zunehmend unterdrückt, besonders nach einem (möglicherweise inszenierten) Attentat auf Nyýazow am 25. November 2002. Am Ende von Nyýazows Herrschaft waren sämtliche Oppositionsparteien verboten, die meisten Oppositionspolitiker ins Ausland geflohen.

Nyýazow ließ auch Theater und Oper verbieten, ebenso das Rauchen in der Öffentlichkeit und die freie Wahl von Studienfächern. Eines seiner Bücher – die Ruhnama – bestimmte er zur offiziellen Pflichtlektüre für sein Volk. Überall wurden Statuen von ihm, seinem Vater und seiner Mutter aufgestellt. In der Hauptstadt entstanden luxuriöse Repräsentationsbauten und großzügige Plätze.

Gleichzeitig reduzierte der Türkmenbashy („Führer der Turkmenen“), wie sich Nyýazow nennen ließ, die Sozialausgaben des Staates. 2004 wurden 15.000 Spitalangestellte entlassen und durch Wehrpflichtige ersetzt. Nyýazow plante alle Krankenhäuser im Land zu schließen, bis auf eines in der Hauptstadt. Anfang 2006 wurden auch die Renten und Behindertenzuschüsse drastisch gekürzt.

Präsidentschaftswahlen 2007

Als Nyýazow am 21. Dezember 2006 starb, ernannte der Sicherheitsrat den Vizeministerpräsidenten Gurbanguly Berdimuhammedow zum Übergangspräsidenten. Gemäß der Verfassung hätte eigentlich Parlamentspräsident Öwezgeldi Ataýew die Amtsgeschäfte übernehmen sollen. Unmittelbar nach dem Tod des „Türkmenbashy“ eröffnete aber die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen Ataýew, um ihn sogleich zu verhaften.

In den Präsidentschaftswahlen vom 11. Februar 2007 gingen laut offiziellem Ergebnis 89,23 % der abgegebenen Stimmen an Berdimuhammedow, bei einer Wahlbeteiligung von fast 99 %. Neben Berdimuhammedow hatten sich fünf weitere Kandidaten um das Präsidentenamt beworben, allesamt Mitglieder der Regierungspartei. Die Opposition und internationale Organisationen sprachen deshalb von inszenierten bzw. unfairen Wahlen.

Im Vorfeld der Wahlen und anlässlich der Amtseinführung am 14. Februar kündigte Berdimuhammedow Reformen an. Er versprach, allen Bürgern Zugang zum Internet zu verschaffen und die Bildungsangebote, die medizinische Versorgung und den Wohnungsbau auszuweiten. Er fügte aber hinzu, den von Nyýazow vorgegebenen Kurs beibehalten zu wollen, namentlich in der Außenpolitik sowie bei den Vergünstigungen für die Bevölkerung (Gas, Wasser, Strom und Salz sind gratis, Brot und Benzin sehr billig).

Politik

Staatsform und Regierung

Turkmenistan ist eine Präsidialrepublik. Der Inhaber des Präsidentenamtes ist zugleich Regierungschef. Ferner ist das Amt eines stellvertretenden Ministerpräsidenten vorgesehen.

Legislative

Die Legislative besteht aus zwei Parlamentskammern:

* Die Versammlung (Mejlis) stellt das eigentliche Parlament dar, deren 50 Mitglieder für eine Legislaturperiode von fünf Jahren gewählt werden. Die letzte Wahl fand am 19. Dezember 2004 statt, bei der nur Kandidaten der Regierungspartei, der Demokratischen Partei von Turkmenistan, zugelassen waren. Im Zuge mehrerer Verfassungsänderungen in den letzten Jahren wurden der Versammlung die meisten ihrer (theoretischen) Befugnisse entzogen und an den Volksrat abgegeben.
* Der Volksrat (Halk Maslahaty) besteht aus 2507 Mitgliedern, deren größter Teil anhand eines Proporzschlüssels, der die regionale Herkunft des Abgeordneten berücksichtigt, ernannt wurde. Ein kleiner Anteil der Mitglieder wurde am 7. April 2003 gewählt.

Der Präsident des Landes ist kraft seines Amtes auch Vorsitzender beider Parlamentskammern, jedoch wird für jede Parlamentskammer ein Vizepräsident bestimmt, der die Vorsitzendenfunktion faktisch ausübt. Diese Ämter, ebenso der Posten des Vize-Ministerpräsidenten bis 2001, erlebten in den Jahren vor Nyýazows Tod einen häufigen Personalwechsel.

Außenpolitik

Turkmenistan ist Mitglied der UNO, der GUS (nur Assoziierung, keine Mitgliedschaft), der ECO, der OIC und des OATCT. Es hat sich außenpolitisch für neutral erklärt. Unter anderem bedingt durch seine Regierungsform befindet sich Turkmenistan politisch in einer relativen internationalen Isolation.

Informationsfreiheit

In der „Rangliste der Pressefreiheit 2006“ von Reporter ohne Grenzen rangiert Turkmenistan auf dem zweitletzten Platz, vor dem Schlusslicht Nordkorea. Alle inländischen Medien unterstehen der Zensur. Russischsprachige Zeitungen dürfen nicht vertrieben werden. Der einzige Internet-Anbieter ist die staatliche Monopolgesellschaft TurkmenTelekom.

Verwaltungsgliederung

Turkmenistan ist in fünf Provinzen (welaýatlar, Singular welaýat) mit rund 50 Distrikten unterteilt.
Die Provinzen sind:

1. Ahal welaýaty
2. Balkan welaýaty
3. Das,oguz welaýaty
4. Lebap welaýaty
5. Mary welaýaty

Hauptstadtdistrikt Ashgabat

Infrastruktur

Das Land ist ein Wüstenstaat. Die Verkehrsströme verlaufen gebündelt entlang der ehemaligen Seidenstraße in Ost-West-Richtung von Samarqand (Usbekistan) über Ashgabat nach Türkmenbashy am Kaspischen Meer.

Zudem plant die turkmenische Regierung die Anlegung eines künstlichen Sees in der Karakumwüste. Die Fertigstellung des Projektes wird 2010 erwartet. Die Seefläche soll geschätzte 3500 km² betragen. Die einzige internationale Fluggesellschaft des Landes ist Turkmenistan Airlines, der einzige internationale Flughafen ist in Ashgabat. Die inländischen Verkehrsströme verlaufen in Ost-West-Richtung.

Wirtschaft

Wirtschaftlich arbeitet Turkmenistan mit zahlreichen Ländern zusammen, die Interesse an den reichen Erdgas- und Erdölvorkommen Turkmenistans haben, unter anderem mit Russland (und dadurch indirekt auch mit Deutschland), der Türkei und den USA. Turkmenistan verfügt über eine der weltweit größten Erdgasreserven, was dem Land bald nach seiner Unabhängigkeit einen vergleichsweise hohen Wohlstand sicherte (siehe auch Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Pipeline). Als deutsche Konzerne profitieren vor allem die Deutsche Bank, Siemens und die Daimler AG von Aufträgen des Regimes (z.B. Telefonnetz, Staatskarossen, High Tech). Landwirtschaftlich wird Turkmenistan vor allem durch den Anbau von Baumwolle genutzt, was überwiegend im Norden und Süden der Fall ist, wo gleichzeitig Bewässerungsland vorhanden ist. An Industrie verfügt das Land überwiegend über Textil- und Chemieindustrie, sowie an Raffinerien.

Von der Härte des Regimes und den sozialen Problemen wird der Bevölkerung gegenüber damit abgelenkt, dass z. B. Gas und Strom kostenlos sind, was es nirgendwo anders gibt. Russland ist ein wichtiger Abnehmer von Gas, das somit auch in Westeuropa ankommt. Über den Umfang der turkmenischen Reserven, die ohne größere ausländische Investitionen nicht erschlossen werden können, besteht jedoch erhebliche Unsicherheit. Der diplomatische Balanceakt der EU-Staaten besteht darin, auf Einhaltung der Menschenrechte und internationaler Vereinbarungen zu drängen und sich dabei die Sympathien fürs Business nicht zu verscherzen oder Probleme bei der Gaslieferung zu bekommen. Ein großes Problem ist die weit verbreitete Korruption. Turkmenistan belegt einen der hintersten Plätze in der Statistik von Transparency International.

Tourismus

Nach anfänglicher Öffnung des Landes für den internationalen Tourismus zu Beginn der 90er Jahre ist das Land heute Ausländern gegenüber eher abweisend. Zwar gibt es eine in Teilen vergleichsweise gute Infrastruktur aus Verkehrsmitteln, Hotels und Restaurants für Touristen, doch kaum noch Besucher. Turkmenen selbst reisen wenig und besuchen dabei vorwiegend die eigene Verwandtschaft. Turkmenistan ist ein an antiken Stätten reiches Land, insbesondere die verlassenen Oasen Merw, Nisa und Köneurgench. Doch auch die bizarre Wüstenlandschaft bietet Touristen einzigartige Erlebnisse. Naturwunder sind die brennenden Krater bei Derweze, der thermale Untergrundsee Köv Ata und der weltgrößte Salzwasserfall am Zufluss der Garabogaz-Gol-Bucht. Deutsche, Schweizer und Österreicher können ein Touristenvisum mit einer Aufenthaltsdauer von bis zu 30 Tagen bei den zuständigen turkmenischen Konsulaten beantragen. Dafür ist jedoch vor Beantragung des Visums die Buchung von Leistungen bei einem turkmenischen Reiseveranstalter notwendig (Voucher). Einfacher und flexibler ist ein Transitvisum mit einer Aufenthaltsdauer bis zu sieben Tagen.

Bildung

Es besteht eine neunjährige, allgemeine Schulpflicht ab dem 7. Lebensjahr. Das Schulsystem gliedert sich in folgende Stufen: die vierjährige Grundschule und die fünfjährige (Klassen 5–9) Mittelschule. Voraussetzung für die Zulassung zum Hochschulstudium ist nach Abschluss der neunten Klasse ein zweijähriges nachgewiesenes Berufspraktikum. Nach Ankündigung des neuen Präsidenten Gurbanguly Berdimuhammedow soll das Praktikum wieder (die Praktikumsregelung existiert erst seit 2004) abgeschafft werden und im gleichen Zug die zehnte Klasse wieder (Abschaffung ebenfalls 2004) eingeführt werden. Die Pflichtlektüre von Ruhnama gehört dann auch nicht mehr in den Stoffplan der Schulen. Das Hochschulwesen umfasst die Turkmenische Staatsuniversität (gegründet 1950) in Ashgabat sowie acht Hochschulen und Fachhochschulen.Unter Nyýazow war die freie Wahl einiger Studienfächer (z.B. Englisch) nicht möglich.



Quellen:
Mayers Enzyclopädie, Encyclopædia Britannica, Wikipedia, dt. auswärtiges Amt





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