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Länderinfo Kasachstan

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Geographie

Kasachstan ist mit seinen 2.717.300 km² das neuntgrößte Land der Erde und ist außerdem der größte aller Binnenstaaten. Es liegt ziemlich genau in der Mitte Eurasiens und zieht sich von der Ebene der Wolga im Westen bis zum Altai im Osten. Die südliche Begrenzung bilden der Tianshan-Gebirgszug, der Aralsee und die Kysylkum-Wüste. Nach Norden reicht Kasachstan ohne natürliche Begrenzung in das Westsibirische Tiefland hinein. Der größte Teil des Landes besteht aus Ebenen (Steppe und Wüste), im Nordwesten befindet sich das Mugodschar-Gebirge, im Zentrum die Kasachische Schwelle, während sich im Südosten Berge des Tianshan bis zu 7.010 m erheben.

Landschaften

Das Relief von Kasachstan ist sehr vielfältig, wobei allerdings der größte Teil des Territoriums aus Ebenen, niedrigen Bergen und Hügeln besteht. Der Westen des Landes wird von der Kaspischen Senke geprägt, ein meist sumpfiges Gebiet unterhalb des Meeresspiegels, das im Osten in das Ustjurt-Plateau übergeht. Westlich dieses Plateaus, auf der Mangghystau-Halbinsel, befindet sich die tiefste Stelle Kasachstans, die Karagije-Senke (-132 m).

Von Osten wird die Kaspische Senke durch den südlichen Ausläufer des Ural-Gebirges begrenzt, das bis 656 m hohe Mugodschar-Gebirge. Weiter südöstlich liegt um den Aralsee die Turanische Senke, die auch die größten Wüsten des Landes miteinschließt, die Kysylkum, sowie die Aralkarakum. Im Zentrum von Kasachstan befindet sich die Kasachische Schwelle (kasachisch Saryarka), ein von Steppen und Halbwüsten geprägtes Gebiet mit vielen mittelgroßen (500 bis 1.500 m) Bergen und Gebirgen wie dem Ulutau, dem Kökschetau oder dem Karkaraly. Im Nordwesten wird die Kasachische Schwelle vom Turgai-Plateau und im Norden von der Westsibirischen Ebene begrenzt. In diesen Regionen wird die Landschaft von fruchtbaren Steppen und Waldsteppen mit vielen Seen und Flüssen geprägt. Im Osten der Republik befinden sich die mit Wäldern bedeckten Gebirgsketten des Altai, die Sibirien von den mittelasiatischen Wüsten trennen. Der höchste Berg ist der Belucha (4.506 m).

Südlich der Kasachischen Schwelle liegt die Hungersteppe (kasachisch Betpak-Dala). Südlich dieser Steppe und des Balchaschsees liegt ein Gürtel von Wüsten Mujunkum und das in der Vergangenheit fruchtbare Siebenstromland. Ganz im Süden Kasachstans, an den Grenzen zu China und Kirgisistan, liegen Hochgebirge wie das Dsungarische Alatau, das Qaratau und vor allem das Tianshan (chinesisch „Himmelsgebirge“); letzteres ist eine der höchsten Gebirgsketten der Erde. Die teils von Wäldern und insbesondere von Gletschern bedeckten Gebirge erreichen im benachbarten Kirgisistan 7.439 Meter Höhe. Der höchste Berg Kasachstans ist der Khan Tengri (7.010 m), im äußersten Südosten gelegen.

Tier- und Pflanzenwelt

Wegen seiner Größe und der Ausdehnung über viele Naturzonen besitzt Kasachstan eine ausgesprochen reiche Palette von Flora und Fauna. Im Norden, wo die Steppen und Waldsteppen vorherrschen, die zusammen 28,5 % der Fläche Kasachstans ausmachen, wachsen viele Getreidepflanzen, Gräser, besonders häufig in Steppen ist Federgras. Auch viele medizinisch nützliche Pflanzen kommen vor, so etwa Adonis, Johanniskraut und Baldrian. Sehr verbreitet ist Wermut. In den Wald-„Inseln“ wachsen Birken, Espen, Weiden, Johannisbeersträuche; weiter westlich Fichten; nach Westen hin Eiche und Linde. In den Wäldern gibt es viele Beeren. Die typischen Bewohner dieser Zone sind Nagetiere wie Zieselmaus, Murmeltier, Springmaus, Eichhörnchen. Es gibt aber auch viele Hasen, Hermeline, Dachse, Wölfe und Füchse. In den Wäldern leben vereinzelt Hirsche und Rehe, in der Steppe die seltene und geschützte Saiga-Antilope. Vögel gibt es besonders viele, auch Wasservögel, da es in dieser Region über 1.500 Seen gibt. Man kann nur einige hervorheben: Schwäne, Adler, Trappen (diese sind die größten Vögel Kasachstans, erreichen bis zu 16 kg Gewicht), Geier, Kraniche, Reiher, Enten, Gänse, Waldhühner, Spechte, Lerchen u.v.a.

Über 14 % des Territoriums erstrecken sich Halbwüsten. Hier trifft man auf deutlich geringeren Artenreichtum als in den Steppen. Besonders häufig sind Wermut, Kamillen, Federgras. Auch Hasen, Zieselmäuse und Springmäuse kann man hier noch finden, man trifft überall auf Wölfe und Korsak-Füchse, etwas seltener auf Saiga und Kropfgazelle. Es gibt viele Eidechsen und Schlangen wie Natter und Otter.

Wüsten sind die größte Naturzone Kasachstans – sie bedecken 44 % seiner Fläche. Es sind in der Regel Sandwüsten und Kieswüsten. Dort herrschen extreme Klimabedingungen; die Kälte im Winter erreicht bis zu -40 °C, im Sommer dagegen ist es über +40 °C heiß. Die Temperatur des Sandes geht bis an die Marke von +70 °C! Hier wachsen nur trockene, kleinwüchsige Pflanzen mit langen Wurzeln. Riedgras, Wüstenfedergras, Wermut, Stachelbarsch sind die häufigsten. Im Sommer verbrennen die meisten Pflanzen an der Sonne. Ziemlich verbreitet sind Sträucher, besonders Saksaul. Große Tiere trifft man in der Wüste sehr selten, es sind meistens Antilopen und Saiga oder Eber, die nahe den Wasserquellen vegetieren. Noch seltener sieht man Wölfe und Schilfkater. Die kleinen Tiere wie Igel, Schildkröten, Springmäuse können sich an die extremen Bedingungen besser anpassen. In der Wüste überall verbreitet sind Reptilien wie verschiedene Agamen und einige Schlangen, insgesamt kommen in Kasachstan ca. 50–60 verschieden Reptilien vor. Außerdem gibt es Skorpione.

In den riesigen Bergen von Tianshan, die meist von Fichtenwäldern bedeckt sind, trifft man heute noch auf den Schneeleopard – eins der Nationalsymbole Kasachstans. Auch der Luchs ist ziemlich verbreitet, und in Altai gibt es viele Bären. Einer Verbindung vom Nordpolarmeer bis zum Kaspischen Meer vor der letzten Eiszeit verdanken wir, dass am Kaspischen Meer noch heute große Robbenkolonien vorzufinden sind. Die Robbe am Kaspischen Meer stellt zusammen mit der Baikalrobbe die einzige ausschliesslich in Binnengewässern lebende Art (neben den Ringelrobben-Unterarten im Saimaa- und Lagoda-See) dar.

Natürliche Ressourcen

Kasachstan ist eines der rohstoffreichsten Länder der Erde.

Um das Kaspische Meer liegen große Erdöl- und Gasfelder, die eigentlich den gesamten Westen des Landes einschließen, besonders die Gebiete von Mangghystau, Atyrau und Aqtöbe. Bedeutendste Quellen sind Makat, Dossor, Usen, Karazhanbas. Man vermutet außerdem Erdölvorkommen um den Aralsee. Weitere, ärmere Erdöl- und Gasfelder gibt es im Süden des Landes, in den Gebieten von Taras, Schymkent, Schesqasghan und Qysylorda.

Ein weltweit bedeutendes Steinkohlevorkommen ist das Becken von Qaraghandy. Diese Region war eines der wichtigsten Kohlelieferanten in der Sowjetunion. Auch die Becken von Ekibastus und Astana sind längst noch nicht ausgeschöpft.

Im Gebiet von Qostanai befinden sich reiche Eisenerzvorkommen. Um Schesqasghan und Balqasch liegen die bedeutendsten Kupfervorkommen des Landes, und in den Altai-Bergen wird Gold gewonnen. Ergiebige Manganvorkommen existieren um Atasu und Schesdy nahe Schesqasghan. Im Gebiet von Aqtöbe liegt Nickel unter der Erde.

Ca. 200 km südwestlich von Qostanai liegt die einst schöne Stadt Zitikara (Dschetygara). Das Gold liegt hier buchstäblich unter den Häusern. Diese werden nun abgerissen, um an das Gold zu gelangen.

Kasachstan nimmt weltweit den ersten Platz an Vorkommen folgender Rohstoffe ein: Chrom, Vanadium, Wismut, Fluor. Einen der führenden Plätze hat Kasachstan bei den Vorkommen von Uran (bei der Uranprospektion wurden auch Opale gefunden), Eisen, Kupfer, Kohle, Cobalt, Wolfram, Blei, Zink und Molybdän.

Wasserressourcen

In Kasachstan gibt es einige bedeutende Flüsse, die auch schiffbar sind. Sie alle fließen aber in den Randregionen des Landes, im zentralen Teil dagegen gibt es fast ausschließlich abflusslose Steppenflüsse, die im Hochsommer häufig austrocknen, ähnlich wie zum Beispiel australische Bäche, dort Creek genannt.

Die längsten Flüsse Kasachstans sind Irtysch (4.248 km, davon 1.700 in Kasachstan), Syrdarja (2.212/1.400 km), Schajyq (russ. und dt. Ural) (2.428/1.100 km) und Ili (1.001/815 km). Weitere wichtige Flüsse sind Ischim, Tobol, Emba, Sarysu (der längste abflusslose Steppenfluss), Tschüi, und Nura. Irtysch und Nura verbindet der bedeutendste Kanal des Landes: der Irtysch-Qaraghandy-Kanal (500 km).

Kasachstan ist reich an Seen, besonders was den Norden des Landes angeht. Im ganzen Land gibt es etwa 4.000 große und kleine Seen, die mehrheitlich Salzseen sind. Der größte See Kasachstans ist das Kaspische Meer, das rund 371.000 km² groß ist, etwa ein Viertel seiner Fläche entfällt auf Kasachstan. Der See verfügt über reiche Naturreserven, beispielsweise in Form von Fischen; hier lebt auch die artengeschützte Kaspische Robbe.

Der zweitgrößte See ist der Aralsee, der auszutrocknen droht. Dieser Prozess dauert seit 1975 an und hat bereits zu nachhaltigen Schäden an Mensch und Natur geführt. Inzwischen hat sich der See in zwei Teile aufgeteilt. Soweit bekannt, hat sich aber die Verkleinerung der Wasseroberfläche in den letzten Jahren sehr verlangsamt.

Der Balchaschsee zählt ebenso zu den weltweit bedeutendsten Seen. Er ist 18.428 km² groß und 620 km lang. Er gehört vollständig zu Kasachstan. Zu den Besonderheiten Balchaschs zählt, dass er als einziger See der Erde zur Hälfte aus Süß- und zur anderen Hälfte aus Salzwasser besteht.

In den Bergen des Altai liegt der naturreiche Saissansee. Weitere größere Seen Kasachstans sind der Siletinizsee im Norden, der Tengiz- und der Karakojynsee im Zentrum und der Alakolsee im Westen des Landes. Touristisch bedeutend sind die prächtigen Seen von Borowoje und Markakol.

Die größten Stauseen sind der Kaptschagei und Buchtarma.

Klima

Das Klima Kasachstans ist kontinental geprägt, d. h. nach kalten Wintern folgen direkt heiße lange Sommer.

Bevölkerung

Kasachstan hat etwa 14.711.068 Einwohner (Schätzungen 2006 [1]). Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte in Kasachstan beträgt 5,42 Einwohner pro Quadratkilometer und ist damit eine der niedrigsten der Welt. Am dichtesten besiedelt sind die Kreise im äußersten Süden, um Almaty, Schymkent und Taras, sowie Steppenregionen im Norden, Gebiete von Astana, Petropawl, der Norden der Gebiete Qostanai und Qaraghandy; das rechte Ufer des Irtysch. Dazu ist noch anzumerken, dass die höchste Bevölkerungsdichte in Kasachstan lediglich 25 Einwohner/km² beträgt, niedriger als in Vorpommern.

Nationalitäten

Kasachstan ist ein ethnisch buntes und multikulturelles Land. Über 50 Nationalitäten leben hier. Die wichtigste Volksgruppe bilden die Kasachen, ein Turkvolk. Sie bilden 54 % der Bevölkerung. Zu den turkvölkischen Minderheiten gehören die 332.017 Usbeken, 185.301 Uiguren, 132.000 Tataren, 105.000 Mescheten, 41.847 Baschkiren, 8000 Tschuwaschen, sowie Gruppen von Aserbaidschanern, Turkmenen, Kirgisen, Karakalpaken, Krimtataren und Balkan-Türken. Die größte Minderheit bilden die Russen (30 %). In den letzten Jahren wanderten jedoch viele Russen nach Russland aus. Weitere Minderheiten europäischer Herkunft stellen Ukrainer (3,7 %), Deutsche (2,7 %, Kasachstandeutsche) und kleine Gemeinden von Polen, Letten, Litauern, Weißrussen und Griechen. Zu den ebenfalls hier lebenden Kaukasusvölker zählen einige tausend Armenier sowie Georgier, Tschetschenen, Tscherkessen, Osseten, Awaren und Zachuren. Ferner leben kleine iranischsprachige Minderheiten, wie Kurden (20.000), Afghanen und Perser. Die in den letzten Jahrzehnten aus Ostasien eingewanderten Burjaten, Mongolen, Tibeter, Dunganen, Chinesen und Koreaner stellen nur einen kleinen Bevölkerungsteil dar. Die meisten Angehörigen der Minderheiten wurden zur Stalinzeit unter Zwang nach Kasachstan deportiert. Viele wurden in Arbeitslager interniert. Aufgrund der Bestrebungen der Regierung, die Kasachische Sprache als vorherrschende Amtssprache durchzusetzen, hat die Anzahl der Angehörigen der Minderheiten seit der Unabhängigkeit des Landes abgenommen, da es einige vorgezogen haben, auszuwandern (Tendenz steigend).

Sprachen

Die vorherrschende Sprache in Kasachstan ist nach wie vor das Russische, das von 83,1 % der Einwohner beherrscht wird, obwohl die Rolle des Kasachischen, das 56 % der Einwohner sprechen, durch die Bemühungen der Regierung in den Jahren nach der Unabhängigkeit stark gewachsen ist. Es herrschen 9 Jahre Schulpflicht. Die Rate der Analphabeten ist mit 2,5 % ungefähr so hoch wie in Deutschland. Russisch ist vor allem im Norden von Kasachstan verbreitet, wo die Mehrheit der russischen Minderheit lebt, aber auch in den Städten wird noch viel Russisch gesprochen. Auch die Kasachen (besonders die Ober- und Mittelschicht), die im Norden des Landes leben, sprechen oft noch Russisch als Muttersprache.

Der private Sprachverein Qazaq tili (Kasachische Sprache) genießt heute halboffiziellen Status, da er den Kasachen seit 1989/90 den verstärkten Gebrauch der eigenen Sprache und eine Re-Turkisierung, d. h. die Entwicklung und Verbreitung des Kasachischen in der Bevölkerung ans Herz legt bzw. durchführt.

Religionen

47 % der Bevölkerung bekennt sich zum Islam, die meisten sind Sunniten. 46 % der Bevölkerung bekennen sich zum Christentum. Dabei handelt es sich größtenteils um russisch-orthodoxe Christen. Aber auch die Armenische Apostolische Kirche, Griechisch-Orthodoxe Kirche und Georgische Orthodoxe Apostelkirche sind vertreten. Kasachstandeutsche bekennen sich meist zum Luthertum (Evangelisch-Lutherische Kirche in der Republik Kasachstan) und auch zu den Mennoniten.

Außerdem gibt es die Siebenten-Tags-Adventisten in Kasachstan. Viele Osteuropäer in Kasachstan sind Katholiken. In den Städten gibt es kleine Gemeinden der Juden und der Zeugen Jehovas.

Islam in Kasachstan

Der Islam ist seit dem 8. Jahrhundert in Kasachstan die vorherrschende Religion. Viele kasachischen Nomaden nahmen jedoch erst im 18. und 19. Jahrhundert den Islam endgültig an.

Während der Sowjetunion war den Kasachen die Ausübung ihrer Religion verboten, zahlreiche Moscheen wurden geschlossen oder sogar als Ställe oder Vorratslager benutzt.

Seit der Unabhängigkeit 1991 erlebt der Islam wie auch in den anderen ehemaligen zentralasiatischen Sowjetrepubliken einen erneuten Aufschwung. 1991 gab es in ganz Kasachstan wieder über 170 Moscheen und 230 muslimische Gemeinden. Finanzielle Hilfe erhielt Kasachstan in dieser Zeit von der Türkei, Ägypten und von Saudi-Arabien.

Geschichte und Politik

Altertum und Frühmittelalter

Im Altertum entstanden auf dem Gebiet des späteren Kasachstan verschiedene Reiche, die z. T. Weltbedeutung erreichten. Am bekanntesten sind die Reiche der turkstämmigen Kangly, Scha-t'o, Kirgisen, Kimek und Naimanen, die vor allem das nördliche, südliche und östliche Kasachstan beherrschten. Der Süden wurde vor allem durch das iranische Reich des Choresm-Schah gebildet, dem auch formal die Gebiete der turkstämmigen Karakhaniden und der Türgisch untertan waren. Das spätere Westkasachstan unterstand den Reichen der Kyptschaken und der Oghusen.

Erste mongolische Herrschaft

Im 13. Jahrhundert wurde Kasachstan von den Mongolen Dschingis Khans überrannt und seinem Reiche einverleibt: Große Teile des heutigen Kasachstans zählten zu der Orda-Horde. Im Westen des Landes befand sich das Gebiet der Goldenen Horde, während der Süden formal durch das Khanat Tschagatai kontrolliert wurde – de facto herrschten aber im südlichen Kasachstan die Khane der Roten Nogaier-Horde.

Usbekische Herrschaft

Im 14./15. Jahrhundert von Timurs Eroberungen betroffen, bildete sich nun das Usbekische und Kasachische Khanat heraus.

Zweite mongolische Herrschaft

Im 17./18. Jahrhundert fielen noch einmal Mongolen in Kasachstan ein, wo es zeitweise einen Bestandteil der Westmongolischen Föderation der Oiraten bildete. Es war die Zeit des „Großen Unglücks“ für die Kasachen.

Russische Herrschaft

Mitte des 18. Jahrhunderts unterstellte sich das spätere Kasachstan nach und nach dem russischen Zarenreich. Es kam nun dort zur Bildung der drei kasak-kirgisischen Horden. Im 19. Jahrhundert begann der kasachische Widerstand gegen die russische Herrschaft: Auf dem Gebiet des einstigen Kasachen-Khanates wurde nun die Buqai-Horde begründet, die das Khanat wieder herstellen wollte. Doch wurde das nachmalige Kasachstan durch General Kaufmann († 1882) unterworfen und dadurch dem Generalgouvernement Turkestan unterstellt.

Die meisten Städte Kasachstans sind während dieser Periode von Russen gegründet worden. Dazu gehören unter anderem Astana, Alma-Ata, Semipalatinsk, Ust-Kamenogorsk, Petropawlowsk und andere.

Sowjetische Herrschaft

Nach der Februarrevolution 1917 in Petrograd, als der autokratische Zar Nikolaus II. gestürzt wurde, wurden auch in Kasachstan die neuen Ideen der Revolution verbreitet. Noch im gleichen Jahr proklamierte die kasachische Nationalbewegung Alasch Orda die Autonomie Kasachstans innerhalb eines föderativen Russlands. Da die Alasch Orda die Anerkennung der Machtübernahme der Bolschewiki verweigerte, geriet sie in Konflikt mit der neuen russischen Sowjetregierung. Im Laufe des russischen Bürgerkrieges war das Gebiet des heutigen Kasachstans zwischen den Bolschewiki, der Alasch Orda sowie russischen antikommunistischen Gruppierungen umkämpft, wobei die Allianzen und Machtverhältnisse mehrmals wechselten. 1919 wurde das Gebiet schließlich von den Sowjets unterworfen.

Am 26. August 1920 wurde aus dem nördlichen und zentralen Teil des heutigen Kasachstans die Kirgisische Autonome Sowjetrepublik innerhalb der RSFSR gebildet. Deren erste Hauptstadt wurde das heute zu Russland gehörende Orenburg. Nach der Auflösung der ASSR Turkestan wurden ihr 1924/1925 auch das heutige südliche Kasachstan sowie das heutige Karakalpakistan angegliedert. Im April 1925 wurde sie in Kasachische Autonome Sowjetrepublik umbenannt. Orenburg wurde von der Kasachischen ASSR getrennt und unmittelbar Teil der RSFSR, neue Hauptstadt wurde 1925 zunächst Qysylorda, 1929 dann Alma-Ata (heute Almaty).

Am 5. Dezember 1936 wurde Kasachstan als Kasachische SSR zu einer von der RSFSR getrennten eigenständigen Unionsrepublik der Sowjetunion erklärt, während Karakalpakistan als autonome Republik dem benachbarten Usbekistan zugeschlagen wurde.

Während der Sowjetzeit kam es zu einem massiven Entwicklungsschub für Kasachstan. Das bis dato eher nomadisch geprägte Land wurde mit neuen Eisenbahnmagistralen erschlossen. In den Städten wurden Industriebetriebe angesiedelt und dank der Einwanderungswelle der Fachkräfte aus Russland kam es zu starkem Bevölkerungswachstum. Im Zweiten Weltkrieg diente Kasachstan sowohl als Evakuierungsort für zahlreiche Menschen aus dem europäischen Teil der Sowjetunion, als auch als Deportationsziel für Völker, die als unzuverlässig eingestuft wurden (Krimtataren, Tschetschenen, Inguschen, Koreaner, aber auch Russlanddeutsche).

Nikita Chruschtschow betrieb ein umfangreiches und kostspieliges Agrarprogramm zur landwirtschaftlichen Erschließung der nordkasachischen Steppen. Es entstanden riesige Bewässerungsanlagen, im Gespräch war sogar das Projekt der Umleitung der sibirischen Flüsse nach Süden. Unter Chruschtschow wurde in Kasachstan der Weltraumbahnof Baikonur errichtet.

Unabhängigkeit

1990 erklärte Kasachstan seine Souveränität innerhalb der UdSSR. Nursultan Nasarbajew wurde Staatsoberhaupt.

Am 16. Dezember 1991 erklärte die Republik Kasachstan ihre Unabhängigkeit. Kasachisch wurde Amtssprache, die Hauptstadt Alma-Ata wurde in Almaty umbenannt, der 16. Dezember wurde Nationalfeiertag. Nursultan Nasarbajew war bereits am 1. Dezember 1991 in den ersten direkten Wahlen zum Präsidenten gewählt worden.

1992 gründete Kasachstan zusammen mit Usbekistan, Kirgisistan, Turkmenistan, Tadschikistan, Aserbaidschan und der Türkei den Zentralasiatisch-Türkischen Gipfel.

1997 zogen Regierung und Parlament von Almaty nach Aqmola um. Aqmola wurde als offizielle Hauptstadt proklamiert und 1998 in Astana (Hauptstadt) umbenannt. Als Gründe hierfür führte man die besseren langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten Astanas gegenüber dem in einem erdbebengefährdeten Talkessel gelegenen Almaty an. Eine weitere Rolle dürfte die zentralere Lage Astanas gegenüber dem in der Nähe der kirgisischen Grenze gelegenen Almaty gespielt haben. Letztendlich vermutet man, dass man separatistischen Tendenzen des von vielen ethnischen Minderheiten (vor allem Russen) bevölkerten Norden des Landes entgegenwirken wollte, indem man eine näher an diesen Gebieten gelegene Stadt zur Hauptstadt machte.

Staatsform

Kasachstan ist eine Präsidialrepublik. Die Amtszeit des Staatsoberhauptes beträgt 7 Jahre und ist auf zwei Amtszeiten beschränkt – diese Regelung gilt indes nicht für Nursultan Nasarbajew, den Präsidenten seit der Staatsgründung 1991.

Das Parlament besteht aus einem Zweikammersystem – aus Senat und Unterhaus.

Das Unterhaus (Madschlis) zählt 107 Mitglieder. 98 von ihnen werden im Proporz gewählt, 9 vom Präsidenten als Vertreter der ethnischen Minderheiten ernannt. Für den Einzug in die Madschlis benötigt eine Partei einen Wähleranteil von sieben Prozent.

Innenpolitik

Die Innenpolitik wird durch den autoritären Regierungsstil von Präsident Nasarbajew und seiner Familie geprägt. Die Opposition ist in ihren Rechten stark eingeschränkt. Die Medien stehen unter strenger Beobachtung.

Für Aufsehen sorgte im Februar 2006 der Mord am Oppositionspolitiker Altynbek Sarsenbajew.

Bei den Wahlen im August 2007 erhielt die Partei Nur Otan von Nursultan Nasarbajew 88 Prozent der Stimmen. Da keine der sechs angetretenen Oppositionsparteien[4] die Sieben-Prozent-Hürde überwinden konnte, errang Nur Otan alle 98 Sitze des Parlamentes. Die Opposition hatte bis dahin einen Sitz innegehabt. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) erklärte, die Wahl habe vor allem bei der Stimmenauszählung und der Umsetzung neuer Rechtsvorschriften nicht den internationalen Standards entsprochen. Die Oppostionsparteien erkannten das Ergebnis nicht an und sprachen von massiven Manipulationen.

Außenpolitik

Außenpolitisch schwankt Kasachstan zwischen enger Anlehnung an Russland – z. B. in der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit – einerseits und Emanzipationsbestrebungen von Russland mit enger Anlehnung an die USA andererseits.

Mitgliedschaften: UNO und alle UNO-Organisationen wie UNESCO; Shanghai Cooperation Organization (SCO) , Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit, Eurasische Wirtschaftsgemeinschaft, GUS, Organisation der Islamischen Konferenz (OIC), Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (ECO), Zentralasiatisch-Türkischer Gipfel Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

Militär

Von 1949 bis 1989 fanden auf dem Atomwaffentestgelände Semipalatinsk 470 Atomtests (davon 124 oberirdisch) statt. Das stark verseuchte Areal wurde am 29. August 1991 geschlossen.

Der kasachische Militäretat beträgt 226 Mio. USD (Stand 2002), was ca. 4 % der Staatsausgaben ausmacht. Die kasachische Armee hat 63.000 Männer ständig unter Waffen, sowie ca. 25.000 Wehrpflichtige (Die Wehrpflicht gilt für Männer ab 18 Jahren und beträgt 12 Monate). Reservetruppen werden nicht gehalten.

Die Armee ist in die drei klassischen Abteilungen Heer, Luftstreitkräfte und Marine aufgeteilt, wobei die Marine aufgrund der kleinen Küste Kasachstans auf 3.000 Soldaten und 10 Schnellboote begrenzt ist.

Das Heer verfügt über 41.000 Soldaten, auf die sich 650 Hauptkampfpanzer des Typs T-72, ca. 1.000 gepanzerte Fahrzeuge (u. a. der BMP), 550 Artilleriekanonen der Kaliber 122 mm und 152 mm, sowie 150 mobile Feldhaubitzen und 170 Raketenwerfer verteilen.

Die Luftverteidigung unterhält Boden-Luft-Raketensysteme sowie 31 Abfangjäger vom Typ MiG-31M. Kasachstan ist der einzige Nutzer dieser Abfangjäger außerhalb Russlands und nutzt sie zur Luftraumsicherung.

Die Luftwaffe unterhält 19.000 Soldaten. Auf sie verteilen sich Kampfflugzeuge 35 MiG-29, 41 MiG-27, 42 Suchoi Su-24, 14 Suchoi Su-25, sowie 54 Suchoi Su-27. Ferner stehen der Luftwaffe 42 Kampfhubschrauber vom Typ Mi-24 sowie 100 Transporthelikopter der Typen Mi-6, Mi-8, Mi-17 und Mi-26.

Durch die Mitgliedschaft in der GUS bekommt Kasachstan im Kriegsfall Militärhilfe von Russland. Auch wenn keine russischen Soldaten im Land stationiert sind, befehligt Russland die gemeinsame Marine von Turkmenistan, Aserbaidschan, Russland und Kasachstan.

Die kasachischen Streitkräfte sind somit relativ modern ausgerüstet und die MiG-31M, MiG-29 und Su-27 verleihen ihnen die Möglichkeit, auch einen größeren Luftschlag zurückschlagen zu können. Es fließt ausreichend Geld in die Streitkräfte und sie haben den höchsten Grad an Einsatzbereitschaft innerhalb der GUS.


Quellen:
Mayers Enzyclopädie, Encyclopædia Britannica, Wikipedia, dt. auswärtiges Amt





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