Am Anfang war... - Die fantastische Reise des Froschs

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17. August - 25. August 2014


Am Anfang war....

Nun sind wir seit 6 Wochen in Australien und es ist an der Zeit, mein Versprechen, Euch öfters zu berichten, einzulösen. Um mich herum breitet sich eine felsige Landschaft aus, der Leichhardt Fluss frisst sich in das Gestein und bildet einen kleinen Wasserfall, allerdings zurzeit ohne Wasser, denn wir sind schon mitten in der Trockenzeit, welche sich von etwa Juli bis Oktober im Norden des Roten Kontinents ausbreitet, zeitgleich mit dem Winter in Südaustralien. Die ein bis zwei Meter hohen Wasserstand-Messlatten, welche in den betonierten Durchfahrten der Flussbetten angebracht sind, lassen uns nur ungefähr erahnen, was hier in der Regenzeit so abgeht.

Australien- das Land mit dem weiten, ja endlosen, wilden Outback. Australien - das Land mit so vielen eindrücklichen, zauberhaften Erinnerungen für Kathrin und Andreas. Sie waren vor 19 Jahren schon mal in „Down under“, mit einem klapprigen Allrad Nissan Patrol durchquerten sie das Outback von Ost nach West und von Süd nach Nord - ich dagegen war zu dieser Zeit noch gar nicht geboren. Dies verschafft mir nun aber den Vorteil, dass ich mich ohne jegliche Erwartungen an dieses Land auf die Reise begeben kann. Cool, das ist wahrlich ein Privileg, wie sich bald herausstellen wird.
Einstweilen ist Australien letztes klar definiertes Ziel unserer grossen Reise. Kathrin und Andreas haben problemlos ein 1-Jahresvisum erhalten und sind nun frei den Roten Kontinent zu erkunden, solange es ihnen gefällt.


Ein weiteres Privileg: Ich freue mich ab so vielen Mücken und lecke mir die Lippen. Kathrin und Andreas schimpfen über die Viechlein und wünschen sie zum Teufel.


Unser erster Eindruck lässt gemischte Gefühle aufkommen. Einerseits sind die Australier freundlich und interessiert und schnell ist man in ein Gespräch über den Ausbau des eigenen oder fremden Autos verwickelt, über das Woher und Wohin. „Oh, you've got the steering wheel on the wrong side“ ist der gebräuchlichste Gesprächsanfang.
Andererseits erstickt Australien bald einmal an seiner ungeheuren Bürokratie, welche wir zu spüren bekommen, als wir unser Auto in Brisbane registrieren müssen . Es gibt so viele Regeln, dass die Angestellten selbst nicht mehr wissen, was richtig oder notwendig ist.


Nach zwei Wochen Brisbane liegen die Nerven blank, auch weil es in der Stadt nicht einfach ist ein Übernachtungsplätzchen zu finden. Um das Geld für ein Hostel oder Hotel zu sparen mieten sich Andreas und Kathrin einen Hippie-Camper, eine alte Karre mit durchgesessenen Sitzen aber dafür hat sie ein Bett im hinteren Teil, eine kleine Spüle mit Wassertank, einen Kühlschrank und einen Gaskocher. Alles rudimentär aber für die Übergangszeit, bis wir unseren Landcruiser wieder haben, die beste Lösung.


Kaum sind Kathrin und Andreas wieder im Besitz ihres Autos hetzen wir nach Norden, Ende Juli treffen wir dort auf Andreas' Bruder mit Familie um mit ihnen für 3 Wochen das Cape York zu erkunden. 1700 Kilometer rattern wir den Bruce Highway rauf und was wir sehen begeistert die Zwei gar nicht. Die Hälfte des Verkehrs sind Touristen in „Camperbüsli“ und "grey nomads“, Rentner in Wohnmobilen und Wohnwagen. Die Rastplätze sind des Abends voll gepfercht mit Campern - hässlichere Orte gibt es kaum zum Übernachten. Auf dem App „Wikicamp“ sind diese Raststätten allesamt aufgeführt und aus dem Gespräch mit anderen Reisenden erfahren wir, dass inzwischen auch das entlegene Westaustralien überlaufen ist mit den Rentner-Reisenden. Wie bei uns in Europa hat diese Altersklasse Zeit und Geld zum Reisen. Andreas tröstet Kathrin damit, dass wir auf den Outback-Tracks sicher alleine sein werden, da diese zu rau und schlecht sind für Wohnwagen.

Im Cape York erleben wir die erste Überraschung. Auf der breiten, inzwischen gut ausgebauten Schotterstrasse herrscht ziemlich viel Verkehr. Anhänger und Wohnwagen werden mitgeschleppt, Familien mit Kindern und Rentner sind unterwegs. Die Roadhouses haben Hochkonjunktur, die Leute tanken, essen und übernachten hier. Das wilde Outback wie vor 19 Jahren ist hier verloren gegangen. Wobei, die Krokodilwarnungen an allen Flussüberquerungen lassen einen noch von einer ungezähmten Natur träumen. Schon am zweiten Tag erblicken wir eines dieser Ungetüme aus Dinosaurierzeiten. Am gegenüberliegenden Ufer unseres Mittagsrastplätzchens entspannt es sich in der Sonne. Unsere ersehnte Abkühlung im Fluss fällt buchstäblich ins Wasser.





25. August 2014 - Gulf Track, auf den Spuren Leichhardts


Ich sehe schon, mein Vorhaben Euch regelmässig zu schreiben scheitert an der Verfügbarkeit des Internetzugangs. Was ich Euch vor einer Woche geschrieben habe liegt noch immer auf Andreas' Computer im Ordner „auf Website hochladen“. Das Outback fängt internettechnisch 20 Kilometer hinter Cairns an und hört wahrscheinlich bis zur Westküste nicht mehr auf. In den kleinen Ortschaften, an denen wir vorbeiziehen, kriegen wir mit unserem Netzanbieter auf jeden Fall keine Verbindung zustande.


Nun denn, ich will trotzdem nicht so schnell aufgeben und weiterschreiben: Stellt euch vor, nach 6 Monaten weichem, knatschigem Toastbrot - in Japan in dicke Scheiben, in Australien in ultradünne Scheiben geschnitten - hat Kathrin endlich eine Mehlmischung gefunden, die nicht hyperweiss ist. Das Backresultat ist ein Traum; vor mir liegt ein frisches, luftiges, aromatisches Sauerteigbrot mit einer Kruste! Ich wusste schon gar nicht mehr, wie gut Brot sein kann. Null komme nichts ist der halbe Laib weg. Mayo, Ketchup, Senf und Barbecuesauce bleiben unberührt, die braucht es nur für die Verbesserung des faden Toastbrots.


Nun fahren wir also so schnurgerade wie möglich gen Westen, das heisst von Cairns nach Normanton und weiter dem Gulf of Carpentaira entlang nach Roper Bar, Katherine und immer weiter bis Kununurra in Westaustralien. Die Strecke dem Golf entlang haben Kathrin und Andreas vor 19 Jahren als Gulf Track befahren. Damals waren es kaum mehr als zwei Radspuren die sich durch den Busch schlängelten und unterwegs lagen ein paar schwierige Flussquerungen. Auf den ganzen 660 Kilometern haben die Zwei damals keine Menschenseele angetroffen. Da spürte man noch den Eroberungsgeist von Forschern und Abenteurern wie Ludwig Leichhardt, die auszogen, das Land zu erkunden. Heute braust man auf einer breiten meist geraden Schotterstrasse durch die Gegend und begegnet im Laufe des Tages etwa 20 Autos. Was bleibt, ist die wunderbare Weite der Landschaft, der nicht enden wollende Busch, die leuchtend rote Erde im Kontrast zum gelben Gras und den mattgrünen Eukalypten. Wir erkunden Gesteinsformationen mit dem geheimnisvollen Namen Lost City; glühend rote Sandsteintürme recken sich dort in den Himmel. Abends verweilen wir an grossen Lagunen die mit Wasserlilien überwachsen sind. Ich geselle mich zu den Fröschen und Vögeln und lerne neue Freunde kennen. Leider aber sind die Plätzchen, wo wir alleine sind, selten geworden und des öfteren müssen wir uns vom Generatorengesurre anderer Reisender in den Schlaf wiegen lassen. Ich muss meinen beiden Reisekumpels immer wieder sagen: „Hey guys geniesst die Landschaft und blendet die Leute und die Autos aus!“

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