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Kathrin und Andreas haben vier Tage eingerechnet um von Therwil bis an die russische Grenze zu gelangen. Es sind gute 3400 km durch fünf Länder, die sie fahren müssen, um Volgograd, ihr erstes Ziel in Russland, zu erreichen. Durch den verspäteten Start verschieben die Beiden die geplante Besichtigung der Ukraine auf eine zukünftige Reise und stürzen sich direkt in das Abenteuer Russland. Trotz eines Jahresvisums für Russland ist die Aufenthaltsdauer auf bloss 90 Tage pro halbes Jahr beschränkt. Da gibt es keinen einzigen Tag zu verschwenden, denn das Land ist unvorstellbar gross, möchte man es von West nach Ost durchqueren. Ihr Visum läuft ab dem 5. April.
Dies bedeutet, in den kommenden vier Tagen, 850 km pro Tag zurückzulegen, 10 Stunden täglich hinter dem Steuer zu sitzen, das sollte machbar sein.
Die Schweiz liegt bald hinter ihnen. Via Dornbirn und Bregenz geht's nach Deutschland, südlich an München vorbei, entlang des Chiemsees und weiter nach Salzburg. Die Strassen sind trocken, das Verkehrsaufkommen ist mässig und somit das Vorwärtskommen angenehm. An einer Autobahnraststätte bei Linz verbringen sie ihre erste Nacht. Andreas ist normalerweise sehr anspruchsvoll was die Qualität und Schönheit von Übernachtungsplätze oder auch Picnic-Orten angeht. Aber die Fahrerei ermüdet und so gibt auch er sich zufrieden mit einer Raststätte. Am zweiten Tag - es regnet und schneit inzwischen - verlassen sie Österreich und durchqueren ganz Ungarn. Obwohl Kathrin und Andreas nie schneller als 100 km/h fahren (sonst schluckt der Landcuiser ungehalten viel Diesel) scheint es, als ob sie durch die Länder fliegen, so klein sind diese. Am Abend noch überqueren sie die ukrainische Grenze ohne Zoll-, Bakschisch- oder andere Probleme und übernachten gleich an der ersten Tankstelle.
Frisch und munter will Andreas am nächsten Morgen weiter das Gaspedal drücken, aber was für ein Schrecken: die Strasse ist übersät mit Schlaglöchern. Und zwar nicht nur mit kleinen, welche man so locker lässig überfahren könnte mit unserem geländegängigen Toyota. Nein, die sind zum Teil so gross und tief, dass ich da niemals wieder raushüpfen könnte. Nun beginnt eine Fahrt im Zickzack mit ungemein vielen abrupten Abbremsern. Die Hoffnung, dieser Zustand betreffe nur die abgelegene grenznahe Strasse wird bald zunichte gemacht. Stunde um Stunde vergeht, der Zickzack-Kurs bleibt gleich. Es gibt kaum eine Chance sich die Landschaft anzuschauen, ein Blick in die Ferne könnte verheerende Folgen haben. So schleichen die Felder, Wälder und Dörfer vorbei, ohne wirklich wahrgenommen zu werden. Am Strassenrand türmt sich der Schnee und der Himmel ist weiterhin Wolken verhangen. Zwischendurch regnet es.
Jede Minute investieren Kathrin und Andreas in die Durchquerung dieses grossen Landes mit den miserablen Strassen. Sie wechseln kein Geld. Diesel bezahlen sie mit der Maestrokarte, das Essen kommt aus der Vorratskiste und dem Kühlschrank. Sie kommen in die Nähe grosser Städte wie Lviv, Kiev und Dnipropetrovs'k, welche immer grossräumig umfahren werden. Doch der Zustand der Strassen bessert sich nicht, obwohl die gewählte Route die Hauptverbindung quer durchs Land ist.
Mit einem ganzen Tag Verspätung erreichen sie am 6. April am späten Nachmittag die Grenze zu Russland. Der Grenzposten ist so klein, dass sie fürchten hier als Schweizer gar nicht durchgelassen zu werden. Doch nach 3 Stunden haben sie eine Haftpflichtversicherung für Russland gekauft, alle Stempel im Pass erhalten und auch alle Papiere für das Auto in der Tasche. Die Beamten quellen nicht gerade über vor Freundlichkeit aber sie könnten viel ruppiger und unfreundlicher sein für russische Verhältnisse.
Ein paar Kilometer weiter verbringen Kathrin und Andreas ihre erste Nacht auf russischem Boden. Und am nächsten Morgen die grosse Überraschung: Eine perfekte Strasse zieht sich durch kahle Landschaft der Volga entgegen.
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