Kolumbien - Die fantastische Reise des Froschs

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Kolumbien

Reisenotizen

Zum Abschluss Kolumbien


Jeder Traveller, der von Norden her durch Südamerika reiste, schwärmte von Kolumbien und so haben Kathrin und Andreas sehr hohe Erwartungen von diesem nördlichsten Land Südamerikas. Es wird zugleich ihr letztes auf diesem Kontinent sein, denn Venezuela ist nach wie vor sehr schwierig zu bereisen in der momentan herrschenden politischen Lage.
 
Kolumbien ist auf eine erfrischende Weise anders als die Länder, die meine zwei Freunde bis anhin bereist haben. Die Süden des Landes ist extrem grün und hügelig, teils gar gebirgig, aber nicht hochgebirgig wie in der Cordillera in Peru. Viele Vulkane befinden sich in dieser Gegend, die meisten jedoch ohne vereiste Gipfel – zu nahe ist der Äquator. Die Berge sind von dichtem Wald bedeckt und sind nur schwer zugänglich.
Nebst Zuckerrohr, Bananen, Tomaten, Mangos und Guaven wird viel Kaffee angebaut, letzteres teils an den unmöglichsten und steilsten Lagen. Doch vom Kaffee werde ich Euch später mehr erzählen.
Die Gebirge sind weniger felsig als zum Beispiel in Peru. Die Hänge sind erdig und deshalb unstabil und wir kreuzen viele Bergrutsche. Regnet es viel, verwandeln sich diese Erdstrassen in schmie-rige Pisten, die schwierig zu befahren sind.
Die Kolumbianer sehen anders aus als ihre südlichen Nachbarn. Den Kolumbianer gibt es genauso wenig wie den Peruaner, da sich seit Jahrhunderten Kolonisatoren und Einwanderer unter die einheimische Bevölkerung gemischt haben. Was ich meine, die Indios in Kolumbien sehen anders aus als die Indios in Peru oder Bolivien. Keine von Wetter und Höhe gegerbten Gesichter, keine alten Männchen und kleine, gebückten Frauen in mehrschichtigen glockigen Röcken.
Neben den Indios und den Weissen gibt es eine ganze Menge Schwarze und alle möglichen Mischungen mit Weissen und Indios. Immer wieder bewundere ich  diese hübschen schwarzen Frauen mit ihren kunstvollen Zöpfchenfrisuren und den blendend weissen Zähnen.
 
Andererseits, haben Kathrin und Andreas das Gefühl, Kolumbien sei infrastrukturmässig viel rückständiger als die südlicheren Länder. Zwar sind die Hauptstrassen geteert und meist in relativ gutem Zustand. Verlässt man diese aber, findet man sich auf schlechten, teils miesen Strassen und Pisten wieder die, so wie es scheint, nur unregelmässig oder gar nicht unterhalten werden. Dem Landcruiser spielt das natürlich keine Rolle, der kämpft sich brav über jeden Belag, aber meine zwei Reisegefährten werden auf den holprigen Pisten oft durcheinandergeschüttelt.
Die Wohnhäuser in den grösseren Dörfern sind gut im Schuss, meist aus Backsteinen oder Beton gebaut, man sieht kaum mehr Lehmhütten, wie wir sie weiter im Süden gesehen haben. Entlang der gebirgigen Pisten, stehen jedoch noch viele primitive Hütten, zusammengezimmert aus Abfallholz und Sperrholzplatten, bedeckt mit Wellblechstücken. In den Vororten von Buenaventura stehen Häuser auf Stelzen im Mangrovensumpf. Toilettenabflüsse existieren hier nicht, die Brühe landet direkt im Meerwasser.
In den Bergen fahren uralte, farbig angemalte Busse, - Chivas - von Dorf zu Dorf. Sie gleichen einem Lastwagen, der eine überbreite Kabine aufgebaut hat und mit harten Bänken ausgestattet ist. Türen und Fenster gibt es keine, alles ist offen.
Meine zwei Freunde fragen sich, ob dieser Rückstand wohl mit der 50 Jahre andauernden Guerillatätigkeit zu tun hat? Und da sind wir bei einem anderen Thema gelandet. Es ist in Kolumbien vielerorts nicht möglich wild zu campen, denn die Nächte gehören der Guerilla, da sollte sich niemand auf der Strasse aufhalten. Auch die Kolumbianer halten sich vielerorts an diese Regel. Vorbei also die Zeiten mit einsamen Plätzchen im Wald oder auf einem Berg. Wir sind nun fast jede Nacht auf einer Finca, einem Camping oder bei einem Hostal, wie langweilig! Ganz bestimmt aber wird Andreas uns nie bei einer Tankstelle oder an einem Dorfplatz schlafen lassen. Das ist für ihn so etwa das Schlimmste was es gibt.
Aber nun erzähle ich Euch lieber von den schönen Seiten Kolumbiens.


Las Lajas
Dies ist ein Pilgerort, wie er im Bilderbuch steht. Im Jahre 1754 wanderte Maria Mueces mit ihrer taubstummen Tochter Rosa durch die Schlucht von Guaitara. Als sie an einer Höhle rasteten, schlüpfte Rosa in eine Höhle, wo sie eine Begegnung mit der Jungfrau Maria hatte und als sie wieder herauskam, konnte sie sprechen. Weitere Wunder geschahen an dieser Stelle und so errichtet Pater Villafuerte eine erste Kapelle aus Stroh. Mit den Jahren wurde die Kapelle vergrössert bis hin zur Kirche von heute, die im Jahre 1949 fertig gestellt wurde. Ein wuchtiger Bau, der über mehrere Stockwerke bis hinunter zum Fluss reicht. Die grau-weisse neugotische Fassade wirkt etwas fremd in der engen Schlucht, zu elegant für die gebirgige Gegend.
Vom Dorf aus ist es ein 10-minütiger Spaziergang auf gepflasterten Wegen bis zur Kirche. Gesäumt ist der Pfad von Imbissbuden und Souvenirläden. Rosenkränze, Heiligenbildchen, Mariastatuen und vielerlei Kitsch wird feilgeboten.
Pilgerorte sind meist spannend und besuchenswert, denn oft herrscht ein buntes Durcheinander. Kind und Kegel werden angeschleppt. Die Menschen erhoffen sich Genesung, Glück und Segen, ja vielleicht gar ein erneutes Wunder. Zählt man die vielen Dankes-Plaquetten, die an den Mauern des Weges angebraucht wurden, erahnt man, wie viele Wunder in Las Lajas schon geschehen sind.

Fique
Fique ist eine agavenähnliche Pflanze und wird seit Menschengedenken auf traditionelle Weise verarbeitet. Die Pflanze wird auf 1300 bis 1900 Metern in relativ feuchten Gebieten kultiviert. Eine einzige Fiquepflanze liefert bis zu sechs Kilo Fasern pro Jahr. Daraus werden Verpackungssäcke für Mehl, Kaffee und Früchte hergestellt, sowie Saumzeug, Seile und verschiedenes Kunsthandwerk.
Die grünen, langen, steifen Blätter werden vom Stamm abgeschnitten und durch eine Walze gedreht, um die Fasern freizulegen. Diese werden im Bach gewaschen und an der Luft getrocknet, indem sie wie Wäsche an Leinen aufgehängt werden. Dabei wechseln sie ihre Farbe von grün zu weiss. Damit die Fasern von Knoten befreit werden, kämmt man sie mehrmals. Mit natürlichen Färbemitteln werden die Stränge je nach Wunsch eingefärbt und danach gesponnen und auf grosse Spulen aufgewickelt. Ein langer, aufwändiger Prozess. Da künstliche Fasern einfacher und billiger herzustellen sind, geriet die heimische Fiqueproduktion in den 70-ger Jahren unter Druck. Heute wird Fique vor allem für Kunsthandwerk verwendet – Taschen, Körbe, Etuis und vieles mehr was das Touristenherz begehrt, werden produziert.

Volcan Azufral
Der Nebel ist so dicht, dass meine zwei Freunde nicht erkennen können, ob sie in die richtige Richtung laufen. Der Vulkan könnte sich genauso gut hinter ihnen befinden. Aber sie geben die Hoffnung nicht auf, dass sich die Nebelschwaden bald einmal verziehen werden. Der Weg ist gut, eine ausgediente Strasse führt in angenehmer Steigung bergauf, durch eine Landschaft, die sich Paramo nennt und mit einem Hochmoor am ehesten verglichen werden kann.
Als die zwei den Kraterrand erreichen, ist der Nebel soweit gewichen, dass sie den hellgrünen Kratersee gerade so erkennen können und er verleitet sie, nach unten zu steigen. Steil ist der Weg, der über die dicht bewachsene Innenseite der Kraterwand nach unten führt. Der See ist relativ gross und nicht etwa rund, denn er füllt nicht den ganzen Krater. Zwei Hügel liegen am Grund, der eine ist das Überbleibsel des Vulkans und ist noch immer aktiv. Es raucht, dampft und stinkt nach Schwefel. Das Gestein an diesem Hügel ist denn auch giftig hellgelb und weiss. Die zwei stapfen durch die bizarre Landschaft während der Himmel immer mehr aufreisst. Der steile Aufstieg zum Kraterrand ist schweisstreibend und anstrengend. Da kommt es gelegen, dass ein Campesino in einer behelfsmässigen Hütte Agua Panela anbietet. Das ist heisser Zuckerrohrsaft, der mit einem Stück Frischkäse gereicht wird. Geschmacklich etwas gewöhnungsbedürftig – Käse und Süssgetränk – aber mit den vielen Kalorien genau das richtige als Stärkung.
Popayan
Popayan ist ein hübsches koloniales Städtchen in der Provinz Cauca. 1983 erschütterte ein Erdbeben die Stadt und zerstörte viele der alten Gebäude. Ein grosser Aufwand wurde betrieben, um den Glanz der kolonialen Stadt wieder herzustellen. Äusserlich ist dies sicher gelungen, die Häuser leuchten in weissem Gewand, die Strassen sind gepflastert und der Hauptplatz ist autofrei. Aber irgendwie fühlen sich Kathrin und Andreas wie in einem Museum. Die Gassen haben keinen Charakter. Kein Wunder, sie beherbergen vor allem Banken und sonstige Institutionen oder gar Autogaragen. Auch die Restauration der Kirchen zeugt nicht von Herzblut, sie sind ohne Atmosphäre. Ihre Dekoration ist wild zusammengewürfelt und irgendwie stillos.
Am 31. Oktober nachmittags wird Halloween gefeiert – ein buntes, lebendiges Fest für die Kinder. Die Mädchen sind vorwiegend als Feen, Prinzessinnen oder Schmetterlinge verkleidet, die Jungs als Feuerwehrmänner, Superman oder Polizisten. An jeder Ecke werden tonnenweise Süssigkeiten verkauft und die Gassen sind vollgestopft mit Menschen. Andreas und Kathrin finden nicht heraus, ob es einen Umzug mit Prämierung gibt oder ob man einfach durch die Strassen läuft und die verkleideten Kleinen präsentiert.

Am Morgen früh läuft Kathrin zum Markt im Norden der Stadt. In jeder Stadt schaut sie sich den Markt gerne an, ist er doch eine Art Identitätsmerkmal oder Stimmungsbarometer. Kaum hat Kathrin den Fluss überschritten um ins nördliche Quartier zu gelangen, fühlt sie sich wie in einer anderen Welt. Die Strassen sind chaotisch und schmutzig, Lastwagen werden be-
und entladen, der Verkehr ist laut und die Luft von Abgasen geschwängert. Der Markt ist einfach und sehr eng, die Gassen sind aus gestampfter Erde. Männer mit knapp drei Meter langen Karren schleppen Waren aus dem Markt hinaus. Schnell muss man zur Seite springen, wenn einer daher kommt, denn ihre Ladung ist schwer und ausweichen können sie nicht.
Zwischen den Turnschuh- und Kleiderständen bietet jemand Fleisch an, der Sattler hat seine Bude gleich neben den Gemüsefrauen und ein Fischverkäufer hat seine Ware an einer Schnur aufgereiht und zieht über den Markt, seine Kost laut anpreisend. Die Auswahl an verschiedenen Früchten ist enorm und bald hat Kathrin ihre Tragtaschen gefüllt mit Baumtomaten, Brombeeren, kleinen Bananen, Naranjillas und Pittahayas.


Frailejones
In Kolumbiens Paramo und in Ecuadors äusserstem Norden wächst eine seltsame Pflanze namens Frailejon. Sie gehört zu den raren Spezien, was aber in diesem Fall nicht heisst, dass es nur noch wenige Exemplare gibt, sondern, dass es nur ganz wenige Orte gibt, wo sie wächst. Im Reserva El Ángel an der ecuadorianisch-kolumbianischen Grenze machen sich Kathrin und Andreas auf die Suche nach diesen spektakulären Pflanzen und werden überrascht von einem Meer von hunderttausenden Exemplaren. Die Frailejones gehören in die gleiche Familie wie die Sonnenblumen, sie haben gelbe Blüten in ähnlicher Form und ihre Blätter sind auch pelzig. Speziell ist der dicke Stamm, die Höhe der „Krone“ und der dichte Stand der Pflanzen.

Bogota, Stadt der Extreme (von Andreas geschrieben)
Staunend stehen wir vor einer der zahlreichen Kolonialkirchen in Kolumbiens Hauptstadt. Kunstvoll geschnitzte Fresken umschlingen himmelhohe Gewölbe, Seitenschiffe ziehen sich wie Schatzschatullen in ihre Nischen zurück und ein Gold beladener Altar prunkt unter dem Kirchendom. Jahrhunderte kolonialer Ausbeutung erlaubte es den Kirchenoberen diese Prunkbauten zu errichten. Millionen Indigener liessen dabei ihr Leben, Europa bereicherte sich und wurde zu dem was es heute ist. Ohne Südamerika würden womöglich wir in den lausigen Barken sitzen und gen Afrika flüchten oder die Nordamerikaner um ein Visum nach China betteln. Doch die Geschichte meinte es anders mit uns Europäern.
Wir verlassen die Kühle des Kirchenschiffes und treten hinaus in die gleissende Sonne eines wolkenlosen Januartages. Die Temperaturen sind in dieser auf 2600m ü.M. liegenden Stadt eher frisch, doch unser Fr. 300.- high-tec-Jäckchen aus dem Outdoorstore hält uns warm. Ansonsten schnell zu Mc Donalds einen heissen Kaffee schlürfen! Nun, das mit dem Jäckchen trifft nicht ganz zu, auch unser Besuch beim Fastfood-Riesen nicht, jedoch ist die dunkle, nach Urin stinkende Gestalt umso realer: Eine krustige Hand streckt sich uns entgegen, „Da me 100 Peso!“. Dieser Mensch bettelt nicht etwa um „hesch mer fünf Stutz“, nein, er ist froh, wenn er von uns 100 Peso, umgerechnet 3 Rappen, erhält. Unbeschreibliche Welten treffen da aufeinander!
Eine Ecke weiter wälzen wir uns durch die von Strassenhändlern überquellende Fussgängerzone. Hier gibt es alles was das Herz begehrt zu erstehen. Kleider, Handys, Süssigkeiten, Souvenirs, Unterhosen, Fussbälle, Silberschmuck. Hinter den Warenbergen flackern die Reklametafeln von YSL, Patagonia, Armani und wie sie immer heissen mögen hindurch. Hier das T-Shirt für Fr. 2.-, dort das Edelhemdchen für Fr. 250.-. Und scheinbar nur hier in Bogota ist folgendes möglich: Wir biegen vom Trubel ab und tauchen mit wenigen Schritten ab in eine andere Welt. Auf himmelhohen Absätzen balancierend stehen die Damen des horizontalen Gewebes in jeder Hausnische. Bunt ihre  spärliche Kleidung, bunt ihr Make-up. Düsterer wird es ein Häuserblock weiter. Hinter Kartonschachteln verborgen hausen die erbärmlichsten Gestalten dieser Stadt. Feuerzeuge kreisen unter Blechlöffeln, Spritzen werden von Ader zu Ader weitergereicht. Willkommen in Bogota!

Farbenfrohes Kolumbien
Kathrin fällt sofort auf, wie farbig die kolumbianischen Häuser und Vorgärten sind. Während in den Ländern weiter südlich sich kaum einer bemühte, etwas Ordnung um sein Haus zu halten oder sich irgendwie einen schönen Garten anzulegen, werden hier Blumen und Pflanzen in allen möglichen und unmöglichen Behältern an die Fassaden gehängt: Ausgediente Pfannen, leere Motorenölflaschen, Farbeimer, Bierkisten, kaputte Friteusen oder Fernseher und vieles mehr dienen als Blumentopf. Aus Petflaschen werden Blumentröge gebastelt – eine gute Recyclingmethode! Die Mauern, oder zumindest die Umrahmungen der Häuser, sind oft farbig gestrichen; grün, rot oder gelb. Und auch in den Vorgärten und an den Hecken blühen üppig Blumen und Sträucher. Es ist eine Augenweide!

Eje cafetero
Kolumbien rühmt sich den weltbesten Kaffee anzubauen und das wird den Touristen immer wieder eingetrichtert. Aber Geschmack ist bekanntlich sehr individuell und so kann ich Andreas verstehen, dass ihm nicht jeder Aufguss schmeckt. Der in Kolumbien geröstete Kaffee zeichnet sich durch mildes Aroma und wenig Koffein aus. Einen starken, aufweckenden Espresso zu finden, ist also schwierig.
Ein paar hundert Kilometer südwestlich von Bogotá, im Zentrum des Landes, liegt die Eje cafetero, das Hauptkaffeeanbaugebiet. Eine üppige Region inmitten sanfter Hügel und vieler Flüsse. Auf einer Hacienda lassen sich Kathrin und Andreas den Kaffeeanbau erklären. Der Führer nimmt sie mit in die Plantagen, zeigt ihnen wie die Pflanzen aufgezogen, gepflegt und die Bohnen geerntet werden. Viel Handarbeit steckt dahinter, kein Wunder, dass Kaffee teuer ist! Mitnichten, die Kaffeepflücker arbeiten acht Stunden am Tag und sind pro Kilo roher Kaffeebeeren bezahlt. Ein eifriger Pflücker kommt so auf ein Gehalt von maximal 400.- Dollar pro Monat! Was für ein lächerlich kleines Entgeld für die harte Arbeit und für den Preis, den wir für ein Kilo Kaffee bezahlen. Nach dem Pflücken werden die Kaffeebeeren geschält und getrocknet und in diesem Zustand verschifft, denn jedes Abnehmerland hat seine eigene Vorlieben der Röstung.
Die Tour auf der Kaffeeplantage war spannend, aber ebenso interessant ist die Fahrt durch die Kaffeezone. Bis an den Horizont sind die Hügel überzogen mit Kaffeesträuchern in verschiedenen Altersstadien, von kleinen Zöglingen bis hin zum ausgewachsenen Strauch. Die Beeren sind anfangs grün und wechseln später ihre Farbe zu gelb und rot. Jeder Strauch hat Beeren verschiedenen Reifegrades und so zieht sich die Ernte lange dahin, denn es werden immer nur die reifsten Früchte gepflückt.

Die Nordküste
Zum Abschluss unserer Kolumbienreise wollen Andreas und Kathrin die Karibikküste des Landes kennenlernen. Januar ist der beste Monat, es ist die kühlste und trockenste Zeit des Jahres. Mit zwei, drei kleinen Abstechern fahren sie ziemlich zielstrebig dem östlichen Ende der Küste zu. Vierspurige Autobahnen im Tiefland über längere Strecken lassen sie relativ schnell vorwärts kommen.
Am Cabo de la Vela, das in einer grossen halbmondförmigen Bucht liegt, verweilen die zwei nicht lange. Dieser nördliche Strand mit seinen starken Winden ist bei den Kitern sehr beliebt und er ist Ausgangspunkt für Touren zum nördlichsten Punkt Südamerikas. Die Landschaft ist staubtrocken und baumlos und die Bevölkerung so arm, dass alles einen sehr deprimierenden Eindruck hinterlässt.
Es zieht meine zwei Reisekameraden westlich, immer der Küste entlang. In Riohacha, einem lebendigen, lauten und etwas schmuddeligen Städtchen verbringen sie nur eine Nacht. Die Hitze tagsüber lässt sie nicht verweilen. Nun beginnt ein schöner Küstenabschnitt mit langen Sandstränden, an die eine dichte, üppige Vegetation grenzt. Die Strasse wird fast einem Tunnel gleich von grossen alten Bäumen überdeckt.  Am Strand spenden Kokospalmen Schatten, Pelikane fischen dem Ufer entlang und fliegen in V-Formation aufs weite Meer hinaus. Immer wieder laden einfache Hostalanlagen zum Campen oder Übernachten ein. Leider aber ist das Meer so rau, dass man fast nirgends baden kann. Ein paar Tage erfreuen sich Kathrin und Andreas am Strandleben und planen dabei die nächsten Monate ihrer Reise. 33° Hitze tagsüber bleiben durch die andauernde leichte Brise erträglich.
Das Highlight der Nordküste ist für meine Freunde der Ausflug in die Sierra Nevada de Santa Marta. Dieses Gebirge mit vergletscherten Gipfeln von 5776 Metern Höhe liegt in unmittelbarer Nähe des Meeres. In Minca auf 600 Metern verweilen sie ein paar Tage und beobachten mit Hilfe eines Vogelkenners einen Morgen lang die verschiedensten Arten.
Mit dem Landcruiser fahren die zwei auf einer der miesesten Strassen Südamerikas bis zu einem Antennen gekrönten Gipfel auf 2600 Meter. Die Berge um sie herum sind in Nebelschwaden und Wolken gehüllt. Doch am nächsten Morgen haben sich diese verzogen und geben den Blick frei auf die höchsten Gipfel. Was für eine Geschenk mit dieser Fernsicht ein Frühstück zu geniessen!
Für Kathrin ist diese Aussicht der krönende Abschluss von Südamerika. Es ist das Ende der Andenkette, die sich hier noch einmal aufbäumt, um dann steil ins Meer abzufallen. Ziemlich genau vor einem Jahr standen meine Freunde am südlichen Zipfel der Anden, am Beagle Kanal, wo sich die höchsten Berge gerade mal 2500 Meter erheben. Eine Reise entlang dieses grossartigen Gebirgszuges findet nun ihren Abschluss.

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