Ural - Die fantastische Reise des Froschs

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Ural

Reisenotizen > Russland





Über den Ural nach Sibirien




Das Uralgebirge ist nur noch ein Katzensprung von der Volga entfernt. Hier ist bekanntlich alles grösser und weiter und so kann man 600 Kilometer gerade noch als Katzensprung bezeichnen.
Am östlichsten Zipfel der Volga, bei Samara verlassen Kathrin und Andreas diesen riesigen geschichtsträchtigen Strom und schwelgen schon in der Vorfreude auf ausgedehnte Wanderungen im Ural. Je näher sie dem Gebirgszug kommen, desto mehr realisieren  sie, dass noch viel zu viel Schnee liegt und der Frühling noch gar nicht eingezogen ist. Eine kleine Enttäuschung macht sich vorerst breit. Doch auch das winterliche Kleid hat seine Schönheit, wenn man erst  einmal akzeptiert, dass die Natur ihren eigenen Willen hat und man die Augen und die Sinne öffnet. Zum Beispiel fahren meine zwei Gefährten an gefrorenen Seen vorbei auf denen fleissig gefischt wird. Ein etwas befremdender Anblick, denn die Fischer angeln nicht wie üblich aus dem Boot heraus, sondern sind dick eingepackt und mit fast 2 Meter langen Eisborern ausgerüstet. Geduldig harren sie der Kälte und warten sitzend auf einer kleinen Kiste, auf dass ein Fisch anbeisse.
Im Zyuratkul Nationalpark zieht es die Zwei, allen Widerlichkeiten zum Trotz, nach draussen. Sie stapfen durch den noch hart gefrorenen Schnee und erklimmen einen kleinen Gipfel mit einer wunderbaren Aussicht über die weiten bewaldeten Hügel und den herzförmigen See zu ihren Füssen. Für den Rückweg hätte man Schneeschuhe brauchen können, die Sonne drückt durch die Wolken und weicht die noch fast meterhohen Schneemassen auf.

Nun müsste eigentlich die „Bergkette“ des Urals auftauchen. Doch wie oft sind die Bilder, die sich Menschen von etwas machen, falsch. Der Ural hat im Süden ein paar hohe Berge - man kann dort sogar Ski fahren - und im Norden noch ein paar mehr, alle etwa 1000 bis 1500 Meter hoch. Dazwischen erheben sich Hügel, weit und flach und stark bewaldet. Man nimmt diesen Höhenzug nicht als Trennung zwischen Europa und Asien war, obwohl man das in der Schule so gelernt hat. Deshalb braucht es wohl auch ein Monument, oder besser gesagt an jeder grösseren West-Ost-Strasse eines, welches die Autofahrer auf den „Grenzübertritt“ aufmerksam macht.
Zwischen Ufa und Chelyabinsk steuern Kathrin und Andreas nach Norden, in Richtung Kungur und Perm. Unendlich grosse Felder, welche gerade geegt werden, wechseln sich ab mit unendlich grossen Waldstücken. Die Birkenwälder leuchten hell mit ihren weissen Stämmen und kahlen Ästen, während die Nadelwälder im Gegensatz sehr düster wirken. Düster und schmutzig sind auch die Ortschaften. Sie wurden errichtet weil hier Kohle abgebaut wurde und teils immer noch wird. Je weiter man nach Norden fährt, desto trister wird die Gegend. Nördlich von Perm gibt es Städtchen, die sind nur noch zur Hälfte belebt. Einst standen hier reich verzierte Häuser, prächtige Theater und viele Geschäfte. Nun bröckeln die Fassaden, die Händler haben ihre Läden verlassen und in den Aussenbezirken verfallen die Häuser. Geisterhaft wirkt die Gegend auf meine zwei Begleiter.
Die Stadt Perm ist ein Lichtblick, eine Überraschung, ein Highlight in jeder Hinsicht. Es ist die erste Stadt die touristisch was drauf hat: Es gibt einen Rundgang durch die Stadt der in 36 Stationen wichtige Gebäude beschreibt, und dies auf ENGLISCH. Der Glanz besserer Zeiten ist leicht verblichen aber die Stadt sieht noch ordentlich aus.

Perm 36, Kathrin und Andreas nächstes Ziel, ist trotz des ähnlichen Namens ein krasser Gegensatz. Dies war bis in die 90-ger Jahre hinein eine geschlossene Stadt, da hier ein Gefangenenlager, ein Gulag angesiedelt war. Heute kann man diese Stätte als Museum besuchen. Die Baracken und mehrfachen Sicherheitszäune schaffen es jedoch nicht, die düstere, harte Atmosphäre von damals wiederzugeben.

In einem sind wir Drei uns einig: Wir ziehen die Nebenstrassen den grossen Routen vor. Diese sind oftmals vollgestopft mit stinkenden, kriechenden Lastwagen. Die Hauptrouten  sind meist nicht besonders breit und durch die starke Beanspruchung ist deren Belag oft in einem schlechten Zustand. Die Nebenstrassen hingegen sind meist verlassen, zwar auch nicht breit, aber mit viel weniger Schlaglöchern. Man kann fahren und dabei auch noch die Landschaft geniessen.solch kleinen Strassen kurven die Zwei also nun nach Ekaterinburg. Per Zufall stossen sie in einem kleinen Städtchen auf ein wunderbares kleines Museum, welches Tschaikowsky und den antiken Musikinstrumenten gewidmet ist. Ausnahmsweise findet sich auch eine Angestellte die Englisch spricht und auf einer Führung durch das Museum soviel Interessantes erzählt, dass Kathrin und Andreas noch heute von diesem Museum schwärmen.

Ekaterinburg ist die Hauptstadt des Urals und für Anhänger des letzten Zaren, Nikolaj II, ein wichtiger Ort. Hier wurde die ganze Zarenfamilie umgebracht und im Wald verscharrt. An letzterer Stelle befindet sich heute ein grosses Kloster mit sieben Kirchen, welches zum Wallfahrtsort wurde; und in der Stadt findet man orthodoxe Kirchen, welche der heilig gesprochenen Zarenfamilie gewidmet sind.

Die Fahrt gen Osten geht weiter, hunderte von Kilometer durch Wald, oder Flüssen entlang. Heute gibt es Strassen, aber wie haben sich wohl die Siedler vor ein paar hundert Jahren hier zurechtgefunden? Die Zwei schauen sich Tyumen an und noch weiter im Osten Tobolsk. Jede Stadt hat ihre Eigenheiten, keine sieht wie die andere aus. Von Tobolks versuchen meine zwei Helden dem Irtysch zu folgen, einem der vielen grossen Flüsse, die weiter nördlich in den noch grösseren Ob fliessen. Erst ist die Strasse noch geteert, nach 70 Kilometer endet der Belag und wir landen fast augenblicklich im Sumpf: Ein Trassee ist war vorhanden aber links und rechts von der festgefahrenen Mittelspur liegt soviel Dreck, dass bei Ausweichmanövern tiefe Rillen entstehen. Wenn es dann regnet und das tut es zurzeit immer wieder, dann haben wir den Strassensumpf. Bald müssen Kathrin und Andreas einsehen, dass es dem Irtysch entlang nicht weiter geht und sie kehren um. Von nun an geht es nur noch nach Süden, der Kasachischen Grenze entgegen. Ganz zaghaft zeigen sich nun die ersten Blättlein an den Birken und die Wiesen bekommen langsam einen grünen Schimmer von den ersten Grashalmen. Dann müssen wir Drei uns ganz plötzlich auf die grosse Sommerwärme einstellen. Aber davon später.

.
________________________________________________________________________________
.

zur vorhergehenden Geschichte........................................................................................................................................zur nächsten Geschichte.........................

________________________________________________________________________________

page up / nach oben
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü