Kasachstan - Die fantastische Reise des Froschs

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Kasachstan

Reisenotizen





Kasachstan - in der grossen Weite der Steppe




Lasst mich hier von unserer Fahrt durch Kasachstan erzählen. Es ist ein Land in das sich kaum ein westlicher Tourist verirrt - höchstens im Transit von Russland nach Kirgisien -  wahrscheinlich weil es so gross ist und in der unendlichen Weite die Sehenswürdigkeiten dünn gesät sind. Doch landschaftlich hat das neuntgrösste Land der Erde allerhand zu bieten.


Erster Eindruck
Kathrin und Andreas überqueren die Grenze zu Kasachstan bei Petukhovo im Norden des Landes. Nach nur 50 Kilometer erreichen sie die Stadt Petropavlovsk. Es ist Feiertag und die Leute flanieren auf den Strassen. Gleich fällt den Beiden das Aussehen der Menschen auf, sie sind mongolischen Ursprungs, den russischen Typ sieht man nur noch selten.Verkehr ist in diesem Land um einiges chaotischer als in Russland. Da wird links und rechts überholt, Geschwindigkeitsbegrenzungen oder auch doppelte Sicherheitslinien werden überhaupt nicht beachtet. Dafür wird umso mehr gehupt, das scheint hier das Allerweltsmittel zu sein: Man hupt, um sich einen Weg frei zu arbeiten, man hupt um seinem Ärger Ausdruck zu verleihen oder man hupt auch aus Freude und zum Gruss. Eine typische Situation: Jemand fährt bis auf gleiche Höhe an uns heran, hupt wie wild, hebt den Daumen und schreit "charoschy maschina" was so viel heisst wie "tolles Auto".
In Russland hat sich kaum je einer für uns interessiert, oder die Menschen sind einfach sehr zurückhaltend. Hier jedoch ist immer jemand zugegen sobald wir anhalten. Die Männer, es sind immer nur Männer, gucken ins Auto hinein, vorne und hinten und hören interessiert zu, wenn Andreas erklärt, wo das Bett versteckt ist und dass wir eine Küche und Lavabo haben. Die zweite Frage ist dann auch immer, wieviel kostet dieses Auto. Und wenn Andreas erzählt, dass er den Innenausbau selbst gemacht hat, kommen sie aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Die Menschen sind viel offener und direkter aber trotzdem nicht aufdringlich. In diesem Land könnte Andreas sein russisch besser üben, da der Kontakt schneller hergestellt ist. Und ein weiterer Grund: das Russisch ist für die Kasachen Zweitsprache, das heisst, sie sprechen es nicht so schnell wie die Russen und auch nicht so hochgestochen. Es ist einfacher zu verstehen. Aber die Musse zum Lernen fehlt, es gibt in diesem Land so viel zu sehen und es treibt uns voran. Andreas hat noch nicht einmal die Schulbücher hervor genommen. Schade eigentlich.


Steppenansichten

Steppe ist nicht gleich Steppe, das müssen Kathrin und Andreas bald einmal feststellen. Erstens ist die Steppe nicht unbedingt flach. Immer wieder ziehen sich flache oder auch etwas kantigere Hügelzüge am Horizont entlang. Das bricht die unendliche Weite ein bisschen und ist eine Wohltat für die Augen, man findet wieder Halt in der sonst so leeren Landschaft.
An den Hauptverbindungsstrassen findet man etwa alle 100 Kilometer ein Dorf - oft zwar ziemlich heruntergekommen - oder wenigstens einen Weiler. Meine zwei Gefährten jedoch entschliessen sich, auf einer kleinen Nebenstrasse nach Süden zu fahren. Und da gibt es nur noch selten Besiedlungen. Auch hier zeigen sich diese meist in einem trostlosen Bild, verfallen, verlassen, desolat. Die Menschen strömen in die Städte in der Hoffnung auf mehr Geld und ein besseres Leben.
Zweitens muss die Steppe nicht trostlos sein. Auf diesen Nebenstrassen entdecken Kathrin und Andreas wie Steppe aussehen kann ohne Stromleitungen und hässliche Narben vom Strassenbau. Die Weiten Grasflächen liegen in verschiedenen Grüntönen nebeneinander. Da wo es eine Wasserquelle gibt, gruppieren sich ein paar Bäume um das Nass. Und dann die Blumen: am Strassenrand stehen sie vereinzelt, dafür viele verschiedene Sorten, ein buntes Potpouri. Daneben gibt es die riesigen Mohnfelder. Bis zum Horizont wiegen die tiefroten Mohnblumen ihre Köpfe, ein grandioses Schauspiel.



Moyynkum Wüste
Ich weiss nicht genau wo diese Wüste anfängt. Wir folgen erst einmal dem Fluss Schu der sein Wasser im kirgisischen Tienschan-Gebirge sammelt, um es dann nach etwa 600 Kilometern in der Moyynkumwüste versickern zu lassen. Schade um das schöne Nass, mir als Frosch tut das weh.
Meine beiden Gefährten verlassen die Hauptstrasse beim Ort Schu und fahren auf einer absolut miserablen Piste weiter. Sie ist zwar geteert, doch das Asphaltieren hätten man lieber sein gelassen. Eine Schotterstrasse kann nie so holperig und löchrig werden wie eine kaputte Teerstrasse. Das Gedröhne wird mir bald unerträglich doch Andreas und Kathrin sind hart gesotten und hören es nicht oder haben bereits einen Ohrenschaden.
Zu Beginn kann man die Landschaft noch als Steppe bezeichnen, wobei das Gras das hier wächst eher grau als grün ist. Immer wieder sieht man den Fluss Schu sich als grünes Band durch die Gegend schlängeln. Wasser sehen wir auf Distanz nicht oft, dafür leuchtet das Gras satt grün und am Ufer gibt es Schilf und Bäume. Der öfteren begegnen wir kaputten oder einfach nur leeren Wasserkanälen. Und immer mal wieder sieht man ein armseliges Farmgebäude. Die einen sind noch in Betrieb, andere sind verfallen. Hier draussen hat es bestimmt einmal anders ausgesehen.
Je tiefer wir in die Wüste hineinfahren, desto kahler wird das Gelände, die Vegetation nimmt ab. Dann die Überraschung: Andreas biegt in ein Seitensträsschen und nach ein paar Kilometern stehen wir plötzlich an einem tiefblauen See. Er funkelt wie ein Juwel in der trostlosen Landschaft. Wasservögel tummeln sich am Ufer und es ist so friedlich, dass wir die Nacht hier verbringen.
Weitere Seen tauchen auf, aber wir entdecken sie immer erst kurz bevor wir davor stehen, so flach ist das Land.  Umso grösser ist die Freude jeweils für das Auge und die Seele, wenn man in der eintönigen olivgrünen Landschaft einen intensiv blauen Flecken sieht. Der Kontrast könnte nicht grösser sein. Manchmal kommt auch Enttäuschung hoch, wenn man hinter einer kleinen Kuppe einen See erwartet und man nur eine salzige Senke zu Gesicht bekommt.
Autos kreuzen wir nicht viele in dieser Einsamkeit. Aber ein Verkehr anderer Sorte zwingt uns, höllisch gut auf die Strasse zu schauen: Schildkröten! Die Tiere scheinen die Strasse zu lieben und mit ihrem grün-grauen Panzer sind sie nur schwer von der Piste zu unterscheiden. Ansonsten sehen wir leider nicht viele Tiere, obwohl Andreas immer wieder mit dem Fernglas Ausschau hält.
Ein weiteres Highlight erleben wir am zweiten Tag in der Wüste. Vor uns erheben sich Sanddünen, soweit das Auge reicht. Ein Meer von wellengleichen Erhebungen, bewachsen mit verschiedenen Pflanzen. Wir erklimmen einige Dünen zu Fuss, der Sand ist weich und warm. Von oben ist der Blick über die Dünen noch eindrücklicher. Wir fühlen uns nach Marokko oder sonst wo in Nordafrika versetzt. Leider hält der Zauber nur ein paar Kilometer an, dann wechselt die Wüste langsam wieder in Steppe über.


Karatau-Berge
Die schwarzen Berge, sie erheben sich am Südende der Moyynkumwüste und bergen wieder eine ganz andere Welt. Saftige Weiden ziehen sich bis weit in die Täler hinein. Schafe und Kühe werden hier gehalten.
Ein Bach folgt einem engen Canyon, dicht bewachsen mit Bäumen und Sträuchern, die Strasse ist nicht asphaltiert. Plötzlich treten die Felswände zurück und wir sind von offenen Hügeln umgeben. Hier war mal ein Bergbaustädtchen, heute aber zeugen nur noch Ruinen davon. Was wurde hier wohl abgebaut?
Die Strasse wird immer schlechter, ist teilweise total überwachsen und nur mit Mühe finden wir einen Weg der uns aus dem Hügelgewirr hinausbringt. Und was für eine Überraschung, plötzlich stehen wir auf einem Hochplateau. Meilenweit ziehen sich die Bergrücken gen Osten und wir folgen der Ebene, welche mit saftigem Gras bewachsen ist. Auch hier wächst wieder roter Mohn, nebst vielen anderen Blumen. Man könnte meinen, man wäre hier oben ganz alleine, aber bald sind wir im Camp von Pferden umgeben. Halbwild ziehen sie über die Hügel und geniessen die  Freiheit.


Ili-Fluss
Max ist ein Freund von Kathrin und Andreas. Er ist Schweizer der sich in Almaty, Kasachstan ein neues Zuhause aufgebaut hat. Er schwärmt den beiden schon lange von einem Bootstrip auf dem Ilifluss vor. Er habe ein Schlauchboot gekauft, mit Motor, was in Kasachstan anscheinend gar nicht so einfach ist im Gegensatz zur benötigten Fahrbewilligung für den Motor welche viel einfacher zu „kaufen“ ist.  Er meint, dass jemand die Probefahrt machen müsse. Ich schubse die zwei immer mal wieder, sie sollen doch diesem Trip zusagen. Für mich wäre es ein Traum ein paar Tage nur von Wasser umgeben zu sein.
Just zu dem Zeitpunkt als Kathrin und Andreas bei Max in Almaty weilen, organisiert seine Frau für ihre Firma den jährlichen Ausflug an den Ili. Die ganze Belegschaft fährt für ein Wochenende an den Fluss, zum Essen und Faulenzen. Das Boot soll mit dabei sein, die Mitarbeiter werden kleine Ausfahrten machen und dann werden Kathrin und Andreas auf den Weg geschickt.
Das Mitarbeitertreffen erweist sich als gemütlich. Essen in sich hineinschaufeln ist tatsächlich die Hauptbeschäftigung. Eingekauft wurde für eine ganze Kompanie. Wer soll das bloss alles essen? Sie haben einen grossen Grill mitgenommen, darauf werden zuerst vier riesige, marinierte Fische gebraten, dann zweierlei gewürztes Fleisch, dazu gibt es Gurken und Tomaten, Brot, Käse, Wurst und Früchte. Neben Cola, Wasser, Bier und Wein gibt es aus einem Samovar heisses Wasser für Tee und Kaffee. Um die Hitze - brütende 37° C - besser ertragen zu können, stellen die Leute eine Zeltstadt auf. Sogar Klapptische und -stühle sind vorhanden. Man sieht, die machen das nicht zum ersten Mal.
Max und Andreas beschäftigen sich mit dem Aufpumpen und Zusammensetzen des Bootes. Es ist gar nicht so einfach die Metallplatten des Bodens in das Boot hinein zu kriegen. Nach einigen Anläufen ist alles bereit für den ersten Wassergang. Und das Boot wird rege benutzt. Jeder will mal ausprobieren, was der Motor hergibt und schon bald ist die Hälfte des Benzins verbraucht.
Am nächsten Mittag, als alles zusammengeräumt ist, werden wir drei verabschiedet und los geht's. Die Idee ist, dass wir uns treiben lassen und den Motor nur brauchen, wenn wir an Land wollen oder irgendwo festhängen. Treiben lassen ist gut gemeint. Wir kommen ja gar nicht vorwärts! Diesen Eindruck hat man, wenn man ans Ufer schaut. Richtet man jedoch den Blick ins Wasser, auf den Grund, dann ist das Tempo gar nicht so schlecht.
Die nächsten drei Tage, treiben wir also gemütlich dahin. Für zwei so aktive Leute wie Kathrin und Andreas wird das mit der Zeit etwas langweilig, nur so sitzen und schauen. Zudem ist das Ufer nicht gerade spannend. Aber die Abwechslung lässt nicht lange auf sich warten. Inseln und Untiefen im Fluss lehren einen schnell, dass man immer auf der Hut sein muss. Immer wieder kommt starker Wind auf und treibt das kleine Boot in den Kurven dem Ufer entgegen. Oft kommt man da nur noch mit Hilfe des Motors wieder weg. Sandsturm, Gewitter, Regen - alles erleben wir und wir merken, wie ausgesetzt man der Witterung auf dem Boot ist.
Nach etwa 200 Kilometern werden wir im Dorf Baqanas abgeholt und zurück nach Almaty gefahren.


Städte
Erzählen möchte ich Euch hier nur von zwei Städten, Astana der Hauptstadt und Almaty, der ehemaligen Hauptstadt.
Astana wurde künstlich zur Hauptstadt gemacht um dem Norden des Landes mehr Gewicht zu verleihen. Diese Stadt wurde so zu sagen aus dem Boden gestampft von einigen, man könnte meinen grössenwahnsinnigen Menschen. Im Regierungsviertel meint man sich im „Fantasyland“. Die Gebäude haben irrwitzige Formen wie Kegel, Schlangenlinien oder ufoähnliche Gebilde. Die meisten dieser Konstruktionen sind mit verspiegeltem Glas in verschiedenen Farben versehen. Breite Promenaden mit Springbrunnen, Sitzbänken und Rabatten liegen zwischen diesen Gebilden. Doch man sieht kaum einen Menschen, zu künstlich wirkt die Anlage.
Almaty dagegen ist eine quirlige Stadt am Fusse des Tienshan-Gebirges. Sie erstreckt sich von 800 bis 1400 Höhenmeter über Meer. Zum Glück hat Max sein Haus gegen das obere Ende zu, hier kühlt es abends ab und man kann angenehm leben und gut schlafen.
Almaty ist ungeheuerlich gross. Man fährt viele viele Kilometer bis ans andere Ende und irgendwie bleibt man trotzdem im Zentrum. Die meisten Strassen sind gesäumt von alten grossen Bäumen die viel Schatten spenden. Es gibt hier alles zu kaufen was sich das Herz erträumen lässt, natürlich zu seinem Preis.
Aber ein Problem hat diese sonst attraktive Stadt, sie erstickt im Verkehrschaos. Von Morgens früh bis Abends spät schleichen die Autolawinen durch die Strassen. Es stinkt und ist lärmig. Und wie die drängeln können vor den Ampeln, sagenhaft! Aus zwei Spuren werden vier. Zum Überholen wird auch noch eine Gegenspur verwendet. Jeder Trick ist recht um zuvorderst zu sein. Und je dicker das Auto - und von diesen gibt es hier so viele wie nirgends sonst, Landcruiser, Lexus, alles was nach offroad aussieht ist gut - desto schlimmer das Fahrverhalten. Es fehlt ein effizientes öffentliches Verkehrsmittel. In ein paar Jahren droht hier der Kollaps.
Die Fussgänger werden oft vergessen, diese müssen vier- bis sechsspurige Strassen ohne Füssgängerbrücke oder -streifen überqueren. Da eilen sie dann bis in die Mitte und stehen da mitten im Getose, in der Hoffnung auf eine Lücke.
Genau so gefährlich leben jene, die eine Panne haben und am Strassenrand Rad wechseln oder sonst was reparieren. Ihr Auto steht oft noch halb auf der Strasse. Pannendreiecke, wenn auch selbst gebastelte, haben meist nur die Lastwagenfahrer. Es ist kein Wunder, dass hier viele Unfälle passieren und wir viel Kreuze am Strassenrand entdecken.


Autoreparatur
Ist was kaputt, werden sich nun viele Fragen. Eigentlich nicht. Aber durch Zufall haben wir von anderen Reisenden (es gibt sie tatsächlich, aber sie sind dünn gesät) erfahren, dass es in Almaty eine gute Garage gibt. Und wir sehen unsere Chance, vielleicht doch noch jemanden zu finden, der unser immer noch defektes Sperrdifferenzial reparieren könnte. Und tatsächlich, das kann er, nach etwa 2 Stunden funktioniert die Sperre wieder. Die Mechaniker schauen sich auch sonst noch unseren Toyota an, kontrollieren verschiedenes und empfehlen uns, die Stossdämpfer zu wechseln. Des weiteren entdecken sie einen Riss in der Vorderachse welchen sie schweissen, Lager werden nachgezogen und das Öl gewechselt. Unser Auto steht den ganzen Tag in der Garage, bis neun Uhr abends rackern sich die Jungs ab. Und dies alles für 200'000.- Tenge, das sind umgerechnet 1000.- Euro.
In einer anderen Garage lassen wir unser Auto wintertauglich machen (in Gedanken sind wir schon fast im winterlichen Sibirien). Das heisst, es werden drei Stufen des Dieseldurchflusses beheizt. Nun sollten wir bis minus 40° keine Probleme mehr haben. Sonst hilft nur noch, den Motor nicht mehr abstellen.


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