Outback - Die fantastische Reise des Froschs

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Outback - ins rote Zentrum

April & Mai 2015






Nachdem wir die letzten Monate viele europäisch gefärbte und eher dicht besiedelte Gebiete Australiens bereist haben, zieht es Kathrin und Andreas einmal mehr ins Outback, in dieses riesige Gebiet Australiens dessen Anfang und Ende eigentlich gar nicht so genau definiert ist.

Outback = Hinterland, das ist ein vager Begriff für einen so riesigen Kontinent. Für Kathrin beinhaltet dies wohlklingende Wort Abgeschiedenheit, Ursprünglichkeit, leere Strassen, schlechte Pisten, ausgestorbene Ortschaften, Wüste, Ruhe und Natur. Die Zwei wollen unbedingt nochmals den tiefroten Sand und die Schluchten des Roten Zentrums sehen. Die Route hat Kathrin schnell ausgetüftelt, das Ziel ist klar und viele Strassen gibt es nicht die dorthin führen: Zuoberst auf der Wunschliste steht die Simpson Wüste, eine der letzten schwierigen und wirklich einsamen Gebiete Australiens, die meine Reisegefährten noch nicht durchfahren haben.
Von Mildura am Murray River in Victoria starten wir unsere 8000 Kilometer! -Inland-Rundfahrt nach Sydney. Ich finde es verrückt wie gross das Land ist - 8000 Kilometer und wir haben das Land bei weitem noch nicht durchquert, sind nur bis knapp in die Mitte gefahren und wieder zurück - aber Andreas macht sich keine Sorgen, wir haben noch gut zwei Monate Zeit. Und die Planerin in unserem Trio kümmert sich um das Organisatorische, wie das Ausfindigmachen von Tankstellen und Läden, damit wir auch sicher immer genug Diesel dabei haben, die Essenskiste nicht leer wird und - ganz wichtig für mich - die Wassertanks nicht austrocknen.

Kathrins Route führt uns ziemlich genau nach Norden, über Broken Hill, einer alten - was immer in diesem jungen Land als alt bezeichnet werden kann - Silberminenstadt mit Wildwest Charakter, nach Tibooburra im hinterletzten Eck von New South Wales, über den Camerons Corner zum Birdsville Track und von dort zum östlichen Ende der Simpson Wüste. Trocken ist die Gegend schon hunderte von Kilometern südlich von Broken Hill, aber immerhin ist dies noch eine Stadt mit Supermärkten und bezahlbarem Diesel. Was danach kommt, ist definitiv das Outback. Weite, offene Landschaft, Asphaltstrassen werden zu Schotterpisten, kaum mehr Autos, die uns entgegenkommen und ein tolles Farbenspiel der

Natur. Ein stahlblauer Himmel wölbt sich über uns, die Vegetation zeigt sich in vielen Grüntönen und die meist sandige Erde schimmert von gelb über orange-rot bis braun. Obwohl das Outback sehr trocken scheint, heisst das nicht, dass nichts wächst. Ich staune immer wieder über die vielen Arten Blumen und Sträucher die am Wegesrand wachsen und sicher leckere Insekten für meinen etwas verwöhnten Froschgaumen beherbergen.


Verschiedene Nationalparks, denen wir einen kurzen Besuch abstatten, liegen auf unserer Route. Während ich mich nach neuen Freunden umschaue, vertreten sich Andreas und Kathrin auf kurzen Wanderungen die Füsse.
Die Tage verstreichen gemächlich und wir fallen geschwind in unseren gewohnten Reiserhythmus. Wir gondeln durch die Landschaft, geniessen die Aussichten aus dem Auto und halten immer wieder an, um ein Foto zu schiessen oder etwas genauer anzusehen. Abends, wenn Andreas nicht mehr fahren mag, halten wir wenn immer möglich an einem Flussbett. Zu meiner Enttäuschung haben Australiens Flüsse nur selten Wasser, obwohl sie so breit sind, dass man Mühe hätte sie zu furten, wenn sie denn wirklich Wasser führen würden.

Unterirdisch fliesst schon Wasser, sonst hätte es nicht so viele Eukalyptusbäume, die am Ufer oder auch mitten im Bachbett wachsen. Es ist ein Leichtes, jeden Abend ein Feuer zu entfachen, Holz liegt in rauen Mengen herum. Andreas sammelt und sägt wie ein Weltmeister, damit wir uns nach dem Essen am Feuer wärmen können, denn warm ist es, sobald die Sonne untergeht, nicht mehr. Wir haben Herbst, die Tage werden kürzer und die Nächte kälter.


Simpson Wüste

Die Simpsonwüste ist mehr als dreimal so gross wie die Schweiz, ein Meer aus parallelen roten Sanddünen welche bis zu 40 Meter hoch sind. Nachdem wir schon seit mehreren Tagen durch wüstenähnliche, äusserst dünn besiedelte Gebiete gefahren sind, stehen wir nun am Rand dieser Wüste. Von den drei möglichen Routen wählen wir die südlichste, da sie am wenigsten befahren wird und die interessanteste sein soll. Diese Strecke führt abwechslungsweise einem Dünental entlang, um dann unverhofft rechtwinklig abzuknicken, was bedeutet, dass wir die Dünen wie auf einer Achterbahn rauf und runter rollen müssen. Schön langsam und mit viel Gefühl auf dem Gaspedal lässt Andreas den Landcruiser die Sandberge hinaufschnauben. Die beiden sind ein Traumteam, denn nur ein einziges Mal schaffen sie es nicht eine der Tausenden Dünen im ersten Versuch hochzukommen. Vom Dünenkamm ist die Aussicht grandios. Bis zum Horizont ein Meer aus sandigen Wellen. Die Senken sind bewachsen mit Büschen und Gräsern, ab und zu mit kleinen Bäumen. Rot, Grün und Blau sind die Farben, die uns diese Tage begleiten.
Heutzutage ist es ein Leichtes die Simpson Wüste mit dem 4x4 zu durchqueren, mit einigen Vorbereitungen ist es auch kein gefährliches Unternehmen mehr. Ganz anders hatten es die Pioniere vor etwa 150 Jahren. Zu Fuss oder mit Pferd oder Kamel machten sie sich auf die Suche nach Wasser oder bewirtschaftbarem Land. Monatelang in der Ungewissheit wohin sie der Kompass führen würde, ohne GPS, ohne Karte, das war eine Leistung.

Noch auf dem Weg zur Simpson Wüste stellt Andreas fest, dass wir eine Wasserspur in den Sand ziehen - Mist, unser zweiter Wassertank leckt nun auch. Der erste Tank war schon seit vielen Wochen undicht und unbrauchbar und wir arrangierten uns recht gut mit der halben Wassermenge des zweiten Tanks. Die alles in Fetzen rüttelnden Pisten des Outbacks setzen dem Metalltank allzu sehr zu und die Schweissnaht ist nun auch beim zweiten Tank gerissen.  Der Zeitpunkt könnte nicht schlechter sein. Zum Glück haben wir immer noch die stabilen 20-Liter Militärkunststoffsäcke dabei. Schnell pumpen wir das verbleibende Wasser in die Säcke um. Zum Glück hat Andreas das Leck früh entdeckt, das umgepumpte Wasser wird für die Durchquerung der Wüste ausreichen. Praktisch ist die Sache mit den schweren Säcken nun aber gar nicht. Sie liegen im Auto herum, sind ständig im Weg und ans Wasser kommt man auch nicht mehr so bequem. Mit unseren Wasserhähnen, die vom Wassertank via Elektropumpe gespeisst werden, war dies viel einfacher.

Drei Tage lang fahren wir Drei von morgens früh bis nachmittags spät über oder entlang der Dünen und begegnen im Schnitt einem Auto pro Tag. Sonst umgibt uns eine angenehme Ruhe die inspirierend und wohltuend wirkt. Trotz der Vegetation, die im Sand wächst, sehen wir kaum Tiere. Ich erspähe ein paar Insekten und Andreas und Kathrin verfolgen mit dem Fernglas den einen oder den anderen Vogel. Ziemlich mager die Fauna hier draussen.

Am westlichen Ende der Simpson Wüste erwartet uns Dalhousie Springs mit einem heissen kleinen See, der von einer Thermalquelle gespeist wird. Ich hätte ja lieber kaltes Wasser aber Kathrin und Andreas geniessen das 38° warme Nass und sind kaum mehr aus dem Pool heraus zu locken.

Nun trennen uns immer noch 600 Pistenkilometer von Alice Springs, der einzigen grösseren Stadt im Umkreis von mehr als 1200 Kilometer. Andreas wählt wie gewohnt eine gemächliche Route auf schmalen Nebenpisten und so bekommen wir viele weitere Sanddünen und den Chambers Pillar, eine Sandsteinsäule, die früher als von weitem sichtbarer Wegweiser diente, zu sehen.



Im roten Zentrum

Der Larapintha Trail ist ein Weitwanderweg der 230 Kilometer durch die West McDonnell Ranges führt. Kathrin und Andreas sind sofort Feuer und Flamme für diese Wanderung. Doch nach einigen Erkundungen wird das Projekt zum organisatorischen Alptraum, denn es gibt keine öffentlichen Verkehrmittel, die sie zum Start bringen würden, geschweige denn am Ende wieder abholen würden. Eine geführte Wanderung kommt sowieso nicht in Frage, ihr kennt ja meine zwei Individualisten, und ein Taxi ist viel zu teuer.
Und doch gibt Kathrin keine Ruhe, bis sie eine Lösung ausgeknobelt hat: Mit dem eigenen Auto fahren wir zu einem der entlegenen Camps entlang der Wanderung und übernachten dort. Während ich in einem Wasserloch auf sie warte, wandern die Zwei am nächsten Morgen ein paar Stunden auf dem Larapintha Trail. Anschliessend machen sie kehrt und wandern die selbe Strecke zurück, was gar nicht so schlimm ist, denn die Aussichten in die andere Blickrichtung sind nicht die Gleichen.
Am Abend vernehme ich, dass sich diese etwas unkonventionelle Wanderart für die Beiden gelohnt hat, denn sie schwärmen mir des Langen und Breiten von ihren Erlebnissen vor: Zu Beginn war der Trail ein gut sichtbarer, schmaler Weg, der in einem Tal entlang führte. Aber schon bald querte der Weg eine Bergkette in einer engen Schlucht, die dicht bewachsen ist mit Palmen, Eukalypten und Grasbäumen. Von dort an gab es keinen Weg mehr, die Gewalt des sporadisch fliessenden Wassers macht den Wegbauern einen Strich durch die Rechnung. Weiter ging es durch eine Nebenschlucht, die nun wieder parallel zur Bergkette verläuft und allmählich in die Höhe führt. Mit viel Kraxelei erreichten sie den Bergkamm und wurden von einem gewaltigen Panorama überrascht. Von Alice Springs bis zum Mount Sonder reiche die Sicht, entlang der gesamten Bergkette der West McDonnell Ranges! Die Farben dieser rauen Welt seien umwerfend. Wäre der Wind nicht so auskühlend gewesen, hätten sie Stunden dort oben gesessen.
Die Wanderung war so beeindruckend, dass wir am nächsten Tag an einen weiteren Ort am Trail fahren und die Zwei erneut losmarschieren, während dem ich, ihr wisst es ja, im Wasserloch meine Runden drehe.

Palm Valley und Ruby Gap

In den McDonnell Ranges gibt es aber nicht nur den Larapintha Trail. Dutzende von Schluchten, einige mit Wasser, andere knochentrocken, locken Touristen an. Kathrin sucht uns diejenigen raus, die abgelegen und nur mit einem Geländewagen erreichbar sind in der Hoffnung, den Touristenmassen aus dem Weg gehen zu können. Dies gelingt ihr nicht ganz immer, jedoch bestätigt es unsere Entscheidung von einen Besuch des Ayers Rock abzusehen, denn dort kann man sich auf keine Weise dem ausbordenden Touristenstrom entziehen.
So kurven wir Drei durch die Finke Gorge. Fast unablässig fahren wir durch das sandige Flussbett. Andreas lässt viel Luft aus den Reifen und so schafft der Landcruiser die Strecke locker. Nicht alle haben so viel Glück, oder genug Kenntnisse um problemlos durch dieses Flusstal zu fahren. Wir bergen zwei Paare aus Frankreich, die sich in ihren Mietautos hoffnungslos eingegraben haben. Wir kommen selbst ins Staunen als wir sehen, wie unser Landcriuser die festgefahrenen Autos mit Leichtigkeit herausziehen kann. Wieder einmal ist Andreas froh, dass er anderen helfen kann und die Lage nicht umgekehrt ist.

Das Palm Valley ist nur über eine schwierige Piste erreichbar. Das Auto schaukelt im ersten Gang des Untergetriebes über die ruppigen Felsen und einmal mehr zahlt sich die grosse Bodenfreiheit des Landcruisers aus. Doch die mühsame Fahrt lohnt sich. Mitten in der Wüste wächst in dieser schattigen Schlucht ein grosser Hain einer Palmenart, die es, bis auf ein paar Ausnahmen, nur noch hier gibt. Ein Überbleibsel aus einer feuchteren klimatischen Epoche.
Es folgt eine Erkundung des Ruby Gap. Rubinfarbene Kluft, der geheimnisvolle Namen hält was er verspricht: Wir finden eine schwer zugängliche, fantastische Schlucht, mit steilen, hohen Felswänden, die im Sonnenlicht orange-rot leuchten. Am Wasserloch, welches gross genug ist, dass es auch im Sommer nie austrocknet, wächst Schilf und Enten vergnügen sich im Nass. Ein paradiesisches Stückchen Erde.


Auf dem Plenty Highway ostwärts

Wir haben die Wüstengebiete des Zentrums verlassen, ebenso das Northern Territory und befinden uns nun im südlichen Queensland, nahe zu New South Wales. Nur sieht es hier nicht so aus wie in den Touristenprospekten, in denen Strandurlaub und Shopping, typisch für diese zwei Staaten, angepriesen werden. Wir befinden uns im Channel Country, das um vieles grösser als Frankreich und Deutschland zusammen ist. Hier fliessen - wenn es denn mal regnet - Flüsse, die sich zu riesigen Strömen vereinen und die ganze Gegend für Tage oder gar Wochen überfluten und unpassierbar machen. Die Hochwasser-Messlatten in den zurzeit trockenen Flussbetten zeigen 4, 6 oder gar 8 Meter an. Wahnsinn was hier abgehen kann! Andreas würde das zu gerne einmal erleben, aber mit dem Landcruiser käme er da nicht weit, man müsste schon ein Flugzeug haben um die Dimensionen dieser Schwemmebene erfassen zu können.
1600 Kilometer trennen uns von der belebten Küste und in einer relativ geraden Linie fahren wir knapp vier Tage lang gen Osten. Mit jeder Stunde ändert sich die Landschaft. Anfangs befinden wir uns noch im Viehland - wobei wir uns fragen, was die Kühe hier eigentlich zu Fressen finden.
Mit der Zeit wird die Schotterstrasse einspurig geteert, später zweispurig und von da an geht es schneller vorwärts. Die kargen Weiden machen Getreidefeldern Platz, die Ortschaften werden grösser, der Verkehr nimmt zu und schon ist es vorbei mit den ruhigen Nachtplätzchen. Aber was für ein Trip war das!


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