Chile - Die fantastische Reise des Froschs

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Chile

Reisenotizen


Chile - unermessliche Vielfalt

Región Los Lagos – die Seenregion

Der Titel verrät, dass man in dieser Region allerlei an Gewässern begegnen kann. Trotz alledem werden Kathrin und Andreas überrascht von der ungeheuren Vielfalt, der Anzahl und der Schönheit der Seen, welche vielversprechende Namen haben wie Lago Llanquihue, Panguipulli, Conguillo, Caburga, Riñihue und Calafquén. Tiefblaue, glasklare Seen erwarten sie. Einige werden von einer Strasse umrundet, andere Zufahrten enden in Sackgassen und an weiteren kommt man mit dem Auto gar nicht ran. Kaum einer hat ein verbautes Ufer, umso mehr erstaunt es die zwei, dass es schwierig ist an die zahlreichen Strände zu gelangen. Waldstreifen oder 
Weiden versperren den Zugang und wenn Andreas dann mal einen Weg ans Ufer findet, liegt dort meist viel Abfall. Das glasklare Wasser würde zum Baden einladen, aber ich  bin der einzige von uns dreien, der diese kalte Wassertemperatur liebt.
Die zwei bekanntesten Vulkane der Region, Osorno und Villarica sind zwei formperfekte Kegel von 2680 respektive 2840 Metern. Daneben stehen aber weitere spektakuläre Vulkane wie der Mocho mit seinen zwei Kratern, der Llaima, mit seinen erstarrten Lavaflüssen, der Puyehue, der Longquimay und weiter im Norden der Vulkan Lanin der mit 3700 Metern der höchste in der Gegend ist.
Grosse Teile um die chilenischen Seen sind von deutschen Einwanderern besiedelt worden und man sieht dies den allesamt gepflegten Häusern und Gärten an. In den Kaffeestuben entlang der Strasse wird „Kuchen“ angepriesen und im Supermarkt kann man dunkles Brot in deutschem Stil kaufen.
 
Auf der argentinischen Seite finden sich in der Los Lagos Region bekannte Orte wie Bariloche und San Martín de los Andes. Hobbyfischen ist hier hoch im Kurs und in den Restaurants wird der köstliche Pejerrey angeboten. Hinter Bariloche, in den hohen Bergen, liegt ein grosses Wandergebiet, doch Andreas und Kathrin zieht es weiter, zu überlaufen und unfreundlich ist den beiden die argentinische Hochburg des Tourismus.
Nicht weit weg, im südlichen Teil des Nahuel Huapi Nationalparks jedoch finden sie eine Gegend, die sie begeistert: Sie packen den Rucksack und wandern in zwei Tagen zum Refugio Tronador viejo und zurück. Durch dichten  Bambuswald und später durch Buchenwald steigen sie höher und höher um alsdann einer Krete mit unglaublich weiter Aussicht zu folgen. In Richtung Chile sehen sie in der Ferne den unverkennbaren Vulkan Osornound dahinter Kette um Kette der Andenhöhen. Gen Argentinien schieben sich ein paar Berge vor die vom Dunst verschleierte, unermessliche weite patagonische Steppe.
Das Refugio am Fusse des mächtigen von Schnee und Eis bedeckten Vulkan Tronador ist klein, ein einziger Raum mit etwa sechs Schlaf-stellen ohne Matratzen und einem wackeligen Tisch. Licht gibt es keines und Wasser von einem nahen Bach auch nicht. Andreas schmilzt Schnee damit sie Tee kochen und Kartoffelstock anrühren können. Desolat ist auch, dass es keine Toilette gibt, so deckten die Hütten-besucher vor ihnen ihre Haufen mit ein paar Steinen, von denen es mehr als genug gibt, zu.



Araukarien – die Bäume die Sonnenschirmen gleichen

Araukarien sind wohl die speziellsten Bäume die Kathrin und Andreas je gesehen haben. Sie wachsen in den Bergen der Región Los Lagos auf der chilenischen wie auch auf der argentinischen Seite und werden in verschiedenen Nationalparks geschützt. Die Araukarie ist der chilenische Nationalbaum und wächst schon seit 200 Millionen Jahren in dieser Gegend. Allerdings gibt es sie auch vereinzelt in Australien, Brasilien und Neukaledonien.
Der Baum wird 40 bis 80 Meter hoch, hat einen geraden Stamm und oben eine Krone aus langen katzenschwanzähnlichen Ästen mit dicken dreieckigen Blättern – oder treffender beschrieben Nadeln. Der Baum gehört in die Kategorie der Koniferen. Die Blätter sind lederig und spiralförmig um die Äste angeordnet. Streicht man über einen Ast fühlt sich das an wie Schuppen und ein helles Klack-klack-klack ertönt mit jedem Blatt das hinter der Hand wieder auftaucht. Wenn die Bäume noch jung sind, haben sie die Form von Tannenbäumen, die ausgewachsenen, welche bis zu 1000 Jahre alt sind, gleichen eher einem Sonnenschirm. Sie sind zwar noch nicht vom Aussterben bedroht, aber ohne Schutz würden sie rücksichtslos abgeholzt, denn die langen geraden Stämme sind beliebt in der Holzindustrie.
 
Im Huerquehue Nationalpark begegnen meine zwei Reisegefährten zum ersten Mal den Bäumen. Auf einer mehrstündigen Wanderung zu einem Seenplateau laufen sie stundenlang unter den majestätischen Urpflanzen hindurch. Später, im Lanin Nationalpark, führt die Strasse mitten durch einen lockeren Araukarienwald. Es ist ein gewaltiger Anblick so viele 
dieser kurligen Bäume auf einmal zu sehen. Vom ganz kleinen Minispross bis hin zum 80-Meter Riesen, von wohlgeformten bis zu verkrüppelten. Müsste Kathrin den schönsten aussuchen, sie hätte ihre liebe Mühe, es gefallen ihr fast alle Exemplare.
 
Für die Ureinwohner, die Mapuche waren die Bäume heilig und sie brachten kleine Opfergaben dar, denn ihre Samen waren eine wichtige Nahrungsquelle. Letztere befinden sich in grapefruitgrosse Kugeln, welche am Ende der weiblichen Äste zu finden sind. In diesen, bis ein Kilo schweren Zapfen, verbergen sich die ähnlich wie Pinienkerne schmeckenden Samen. Die Mapuche haben gar ein Mehl daraus hergestellt für Backwaren. Heute kann man auf chilenischen Märkten und sogar im Supermarkt diese Piñones kaufen. Selber sammeln darf man sie allerdings nicht, denn sie sind geschützt. Kathrin ist sofort begeistert und kauft auf dem nächsten Markt ein Kilo Piñones. Eine halbe Stunde soll man sie im Wasser sieden empfiehlt die Marktfrau.


Auf schmaler Piste in den tiefen Süden.

1983 wurde das erste Teilstück der Carretera Austral eröffnet, eine schmale Schotterpiste, die aus militärischen Gründen von Puerto Montt tief in den Süden Chiles führt. Einige Jahre später reicht die Carretera bis Villa O’Higgins, einem Städtchen südlich des 48-igsten Breitengrades. Weitere knappe 900 Kilometer sind es bis an die Südspitze des Landes, die jedoch nur per Flugzeug oder via Argentiniens Strassennetz erreichbar sind, denn das riesige Eisfeld des Campo Hielo Sur verhindert jeden weiteren Strassenbau. Noch heute ist dieser Landstrich nur sehr dünn besiedelt – Landwirtschaft ist nur bedingt möglich aufgrund der harschen klimatischen Verhältnisse.
Als eines der letzten grossen Abenteuer wird die Fahrt auf der 
Carretera Austral in den Reiseführern angepriesen. Andreas ist erneut skeptisch, ist er doch seit geraumer Zeit allergisch auf diesbezügliche Lobhymnen in den Reiseführern. Trotzdem machen sich meine zwei Reisebegleiter auf der Carretera Austral in den Süden auf. Vor gut 30 Jahren als schmale Schotterpiste gebaut, ist sie inzwischen vielerorts ausgebaut worden und hat ihren Abenteuerstil definitiv verloren. Speziell ist jedoch, dass Teilstücke von etwa 100 Kilometern noch immer nicht gebaut wurden und vielleicht auch nie gebaut werden. Diese Strecken überwindet man mit Fähren. Chile hat im Süden des Landes ein gutes, vom Staat subventioniertes Fährennetz. Für wenig Geld überqueren Kathrin und Andreas Flüsse, Seen, Fjorde und Meeresstücke. Mehrmals täglich fahren diese kleinen Autofähren - die kleinste hat nur Platz für 2 Autos – und verbinden abgelegene Weiler und Inseln mit der Aussenwelt.
1300 Kilometer ist die Carretera Austral lang und sie hat eine ungeheure Vielfalt an Landschaften zu bieten. Im Norden tauchen Kathrin und Andreas in einen, wie man sagt, kalten oder gemässigten Regenwald ein. Ein paar wenige Exemplare des bedrohten Alerce Andino Baumes stehen noch hier und sind nahe der Strasse zu besichtigen. Der Wald ist feucht und dicht, ein richtiger Urwald und die Carretera führt mitten hindurch. Kurze Wanderwege lotsen einen in die Wunderwelt des Immergrüns. Nur wenig weiter südlich besteigen Kathrin und Andreas den Vulkan Chaitén. 2008 brach dieser als erlöscht geglaubter Vulkan aus und zerstörte die umliegenden Gebiete und auch das Dorf Chaitén. Tote Baumgerippe, kahle Hänge und desolate Bachbette mit viel Geröll zeugen noch von diesem Ausbruch. Chaitén ist wieder aufgebaut und die Leute leben dort wie eh und je mit den Gefahren der umliegenden Vulkanen.
Die Strasse führt vorbei an zackigen Bergspitzen und an mehreren mit Schnee und Eis bedeckten Vulkanen. Der nächste Höhepunkt ist der Lago General Carrera, der zweitgrösste See Südamerikas. Das alleine macht ihn nicht zum Renner, die Farbe des glasklaren Wassers allerdings ist unübertrefflich und kaum beschreibbar. Ein helles, dichtes Azurblau leuchtet dem Betrachter entgegen. Im Kontrast dazu wachsen an seinen Ufern Millionen von Hagebuttenbüschen, die zurzeit reife, rote Früchte tragen. Einfach umwerfend schön!
Am Seeufer besuchen Kathrin und Andreas mit einem Kajak die Cuevas de Mármol, ausgespülte, marmorierte Marmorfelsen. Das Kajak ist klein genug, dass die zwei in die Höhlen hineinpaddeln können. Die Marmorzeichnungen spiegeln sich im kristallklaren Wasser und die Sonne lässt die Farben des Marmors aufleuchten.
Der Rio Baker, der aus dem Lago General Carrera hinaus fliesst, hat ein noch tieferes Azurblau als der See. Stürmisch und mit hohen weiss schäumenden Wellen schiesst das Wasser in einem breiten Bett das Tal hinunter. Andreas und Kathrin finden einen Campplatz direkt am Ufer dieses prächtigen Flusses und können sich kaum satt sehen an dessen Farbenpracht.
Verschiedene mehrtägige Ausflüge führen die zwei in Seitentäler in denen die Landschaft noch ausgestorbener und einsamer ist - zu Gletschern, Sandstränden am Meer und tiefblauen Seen. Am Berg San Lorenzo, mit 3700 Metern der höchste Gipfel in diesen Breitengraden, verweilen sie zwei Tage auf der einfachen Estancia eines Bauern. Von da wandern sie zum Refugio San Lorenzo, welches nur noch eine in sich zusammengefallene Hütte ist. 1943 bestieg der Italiener Alberto Agostini als erster diesen Eisriesen. 2000 verlor der Schweizer Tony Rohrer sein Leben an diesem Berg. Zu seinem Andenken hat seine Familie ein neues Refugio neben der alten Hütte aufgebaut. Im Schweizer Stil, mit Ofen, Tischen, Regalen und Toiletten. Ein friedlicher, stiller Ort und mit Sicht auf den mächtigen San Lorenzo.
Einer der südlichesten Orte entlang der Carretera Austral ist Caleta Tortel. 25 Kilometer von der Hauptpiste entfernt und erst seit 2003 mit einer Strasse erschlossen. Der Ort selbst hat keine Strassen, die an einer Bucht liegenden Häuser sind mit Holzstegen und -treppen miteinander verbunden. Bunt angestrichen kleben die Häuser an den steilen Hängen rund um die Meeresbucht. Viele der Gärtchen besitzen ein kleines primitives Gewächshaus, die Leute sind Selbstversorger. So viele Inseln und Inselchen sind dem Festland vorgelagert, dass man das offene Meer noch viele Kilometer nicht erreicht. Das Dorf lebt vom Fischfang und vom Tourismus, scheint aber schon bessere Zeiten erlebt zu haben. Das südlichste Stück der Carretera Austral führt Kathrin und Andreas durch ein wildes Gebiet von Bergen, Seen, Wasserfällen und Sümpfen. Hier ist die Strasse noch nicht erweitert worden. Oft führt sie auf einem Damm über sumpfiges Gebiet, kreuzen ist hier nicht ganz ohne, denn gelangt man zu weit auf den weichen Rand, ist es nicht mehr weit bis in den einige Meter tiefen Sumpf. 
Aber es herrscht kaum Verkehr, einem halben Dutzend Autofahrer begegnen sie pro Tag und etwa nochmals so vielen Velofahrern. Die Strecke ist beliebt bei Radlern, aber sie hat es in sich mit den vielen Anstiegen und dem teils rauen Belag der Strasse.
Villa O’Higgins ist ein verschlafener Ort am Ende der Strasse. Es gibt ein in paar Läden, ein paar Unterkünfte und einfache Restaurants, eine Schule und einen Militärposten nebst einigen Gassen mit Häusern der Einheimischen. Über der Stadt thront der Cerro Banderas, von welchem aus die zwei einen gigantischen Blick über das Tal, den Lago Villa O’Higgins und einen kleinen Zipfel des Campo Hielo Sur geniessen. Von nun an geht wird es nur noch nordwärts gehen.


Im Touristen Mekka

Die staubige, von braunen Adobehäusern gesäumte Hauptgasse ist voller Menschen. In Hightech-Outdoor-Kleidern die einen, mit Shorts, Flip-Flops und Daunenjäckchen oder mit Schlabberhosen, Pludderhemd und Rastafrisur die anderen. Mitten in der Gasse sitzt ein Grüppchen im Staub, raucht und quatscht. Auf dem schmalen Gehsteig verkaufen hängen gebliebene Travellers auf farbigen Indiotüchern selbst gemachten Silberschmuck und Stoffbändeli. Ups… sind wir da über Nacht in ein anderes Land gebeamt worden? Sind wir noch i Chile?
Die Lebensmittellädelchen, Souvenirshops und Restaurants werden von Chilenen geführt, viele von ihnen sind jedoch unmotiviert und sprühen nicht gerade vor Heiterkeit. Ihre Fröhlichkeit und ihre Freundlichkeit sind im Tourismusgeschäft buchstäblich versandet.
San Pedro de Atacama ist ein Oasendorf in der extrem trockenen Atacamawüste im Norden von Chile. Schon vor hunderten von Jahren haben Menschen hier gelebt und mit Nachbarvölkern Handel betrieben. Bekannt ist die San Pedro Kultur für seine Mumien, die in der umliegenden Wüste gefunden wurden. Die Verstorbenen wurden mumifiziert und dank des trockenen Klimas blieben sie bestens erhalten.
Heute ist San Pedro de Atacama immer noch eine Oase in der Wüste und im Vergleich zu anderen Dörfern, die unter Landflucht leiden, ist es ein grosses und florierendes Städtchen – dank des Tourismus. Kaum ein Chile-Reisender der nicht hierher reist. San Pedro ist ein guter Ausgangspunkt für verschiedene Exkursionen. Es gibt riesige Salzseen, blaue Bergseen, Vulkane die zwischen 5000 und 6000 Metern in die Höhe ragen, bizarre Felsformationen, ein „Mondtal“, Geysire, Ausgrabungsstätten und vieles mehr. Inzwischen ist San Pedro ein Anziehungspunkt nicht nur für Aussteiger und Rucksackreisende, nein auch gutbetuchte und reiche Touristen pilgern hierher. Die Siedlung hat seinen Adobebaustil beibehalten und es gleicht einem Wunder, dass trotzt des Luxustourismus kein modernes Gebäude die staubigen Gassen trübt. Was sich jedoch hinter den Lehmziegelmauern versteckt, das ist oft ein Geheimnis. Auf Booking.com entdeckt man beispielsweise ein Luxushotel das US$ 500.- die Nacht kostet! Da müssen wohl die Lehmmauern der Bungalows vergoldet sein.
 
Kathrin und Andreas finden ein ruhiges, kleines Hostal mit kleiner Veranda. Genau was sie brauchen, um sich von den Strapazen der Höhe und der langen, Staub beladenen Fahrerei durch Argentiniens Anden auszuruhen. Es ist Winter und hier auf 2500 Metern wird es nachts sehr kühl. Heizungen haben die Häuser und günstigen Hotels nicht und so kann Andreas auch hier nicht die Abendstunden draussen geniessen. Dank der kalten Jahreszeit ist das Dorf jedoch nicht komplett von Touristen überfüllt und die zwei finden jeweils einen ruhigen Ort fürs Abendessen. Die Auswahl des Lokals fällt schwer, das liegt nicht an der Menge der Restaurants, aber an der Menükarte. In jedem zweiten Ort gibt es Pizza, Spaghettis oder Hamburger und das möchten weder Kathrin noch Andreas essen.
Nach drei Tagen haben sie genug von der „Zivilisation“, einige kleine Autoreparaturen sind erledigt, der Innenraum ist wieder sauber und E-Mails sind abgearbeitet. Die Nächte im grossen Hotelbett waren eine Wohltat und die tägliche heisse Dusche ebenfalls. Der ungebrochene Erlebnisdrang zieht meine zwei Begleiter nun aber definitiv weiter.


Nie unter 4000 Meter – Nordchile

Von San Pedro de Atacama wollen Kathrin und Andreas der bolivianischen Grenze entlang gen Norden fahren, also parallel zur Lagunenroute in Bolivien, welche heutzutage von Touristen überrannt wird, wie die zwei vor ein paar Monaten selber feststellen mussten, als sie diese bereisten. Auf der chilenischen Seite erwarten die zwei einsame Pisten im Hochgebirge.
Das El Tatio Geysirfeld liegt auf ihrer Route. Es zählt zu den touristischen Highlights von San Pedro de Atacama und gemäss Reiseführern soll man dieses noch vor Sonnenaufgang besuchen. Um nicht allzu früh morgens losfahren zu müssen – bis zum Geysirfeld sind es gut 80 Kilometer –  übernachten meine zwei Reisegefährten beim El Tatio, auf 4300 Metern über Meer. Trotz vorhergehender Akklimatisation, lässt die Höhe Kathrin gar nicht gut schlafen.
Es ist noch dunkel als die Tourbusse anrauschen. Frierend stehen die Besucher dick eingepackt in der Gegend herum und sehen rein gar nichts, vom mehrere Fussballfelder grossen Gebiet mit dampfenden und brodelnden Geysire. Vor Sonnenaufgang ist das Geysirfeld noch sehr unattraktiv findet Andreas, alles liegt in Grautönen und es fehlt an Plastizität. Erst als die Sonne über die Berge lugt, beginnt das Sonnenlicht den Dampf und die sprudelnden Quellen in ein spannendes Licht zu stellen. Wassertropfen funkeln in allen Farben, schneeweisse Dampfsäulen wachsen himmelhoch in den eisigen – das Thermometer zeigte -10°C an –, tiefblauen Himmel. Und das  Beste für meine Reisegefährten ist, dass zu diesem Zeitpunkt schon die allermeisten der durchfrorenen Touristen das Weite gesucht haben und sie das Naturspektakel für sich alleine haben!
 
Über einsame Pisten holpern die zwei gemächlich gen Norden, durch das extrem trockene Gebiet der Atacamawüste. Unterwegs besichtigen sie zwei der vielen Oasendörfer, welche in tiefen Canyons liegen. Hier fliesst das ganze Jahr etwas Wasser, Lebensader für die Siedlungen. Terrassierte Felder umgeben die Dörfer, viele davon stammen aus der Inkazeit, einige liegen brach. Fruchtbäume stehen in den kleinen Gärten und mehrere der Häuser sind noch mit Stroh gedeckt.
Kurz vor dem Ort Ollagüe steht der gleichnamige Vulkan mit knapp 6000 Metern Höhe auf den eine Piste hoch führt. Andreas ist nicht zu bremsen, zu gerne möchte er die Aussicht von da oben geniessen. Ist ja auch so bequem, wenn man mit dem 4x4 hochfahren kann. Aber bereits auf 4500 Metern muss er umdrehen, die Piste ist so miserabel, dass sich der Zeitaufwand nicht lohnt und er vermeiden will, dass das Auto in seine Einzelteile zerfällt.
An einem wunderschönen Salar namens Huasco verbringen sie die Nacht auf 4100 Metern. Der Salzsee leuchtet im Abendlicht in verschiedenen Weiss- und Rosatönen. Lamaherden grasen am Ufer, Esel stehen teilnahmslos herum und verschiedene Vögel sind am Wasser zu beobachten.
Die Piste gen Norden ist unterschiedlich gut. Mal ist sie ganz schmal und steinig und steil, so dass Andreas in der Untersetzung fahren muss, dann wieder ist sie breit und schön platt gewalzt. Letzteres deutet meist darauf hin, dass sich in der Nähe eine Mine befindet und für den Abtransport des Materials per Lastwagen werden die Strassen ausgebaut.

Hinter Lirima liegen heisse Quellen einsam und verlassen in einem Tal. Die letzte Dusche ist schon eine Weile her und so klettern Andreas und Kathrin in das Naturbecken obwohl ein kalter Wind bläst. Der Boden des Beckens ist etwas schlammig von Algen und für Kathrin etwas gewöhnungsbedürftig. Auch mir (FROSCHFOTO), wird ein Bade gegönnt! Angenehm warm ist das Wasser, solange man nicht hinaussteigen muss.
Ein paar Kilometer weiter stossen sie auf das Geysirfeld von Puchuldiza. Und das, so muss ich Kathrin zustimmen, ist nun ein Höhepunkt der Nordchilereise, zehnmal besser als El Tatio. Zwar gibt es auch hier keine grossen Geysire wie etwa im Yellowstone Nationalpark in den USA, aber es sprudelt und brodelt an vielen Stellen, es dampft und spritzt Wasser, es zischt und gurgelt. Und das ganze Feld ist für uns alleine da. Leider konnten es auch hier Leute nicht lassen zwischen den einzelnen Sprudellöchern hindurch zu fahren. Entweder sind die einfach unsäglich faul oder sie gehören zu der Spezies, die überall ihre Spuren hinterlassen muss.
Die Dörfer und Weiler die Kathrin und Andreas antreffen haben eines gemeinsam: Ein jedes hat sein Kirchlein, auch wenn es nur aus zwei drei Häusern besteht. Klein und gedrungen, weiss angemalt und mit einem Strohdach gedeckt, sehen sie sich alle sehr ähnlich. Ein kleiner Glockenturm  und eine Umfriedungsmauer fehlen nie. Innen drin findet sich meist nicht viel mehr als ein einfacher Altar mit einer Heiligenfigur.
Der Salar Surire ist ein riesiger Salzsee mit einigen Wasserlöchern. Das Spezielle daran ist, dass einige dieser Tümpel heiss sind und als Thermalbäder benutzt werden. Auch Andreas und Kathrin setzen sich ins heisse Wasser das beim Quellsprung bis zu 65° heiss ist. Da muss man sich den Badeort im kälteren Umgebungswasser gut aussuchen. Auf der anderen Seite des Salzsees finden meine zwei Reisekameraden eine Bucht mit Flamingos – knapp 2000 Stück sind es.  Sie stolzieren durchs Wasser und mit ihren langen Hälsen suchen sie im Wasser nach Nahrung. Das Wasser ist so ruhig, dass sich die Flamingos darin spiegeln, einfach traumhaft.
Mit dem Parque National Lauca endet Andreas’ und Kathrins Reise an der bolivianischen Grenze. Mehrere Seen, mit Schnee und Eis bedeckte Vulkane und Lavalandschaften prägen diesen Nationalpark. In den Felsen an den Seeufern leben Viscachas, hasenähnliche Tiere mit einem buschigen langen Schwanz.
Nun heisst es definitiv Abschied zu nehmen von Chile. Sechs Mal sind Kathrin und Andreas in dieses schmale, lange Land mit den vielen diversen Landschaften eingereist, haben das Land lieben und schätzen gelernt.

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