Welcome to Australia - Die fantastische Reise des Froschs

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Reisenotizen > Australien


Diesmal nicht von mir, sondern von Andreas in die Tasten gehauen...

Ende Juni 2014





Welcome to Australia !

Nun sind wir in Australien, dem Land der Kängurus, dem endlosen Outback, den freundlichen Menschen und dort, wo man alles etwas lockerer nimmt! Ja, so haben wir das von unserer grossen, zehnmonatigen Reise anno 1996 in Erinnerung. Wir freuen uns erneut hier sein zu dürfen, endlich wieder in einer Sprache, welche wir etwas besser als Russisch oder Japanisch beherrschen, sprechen zu können und die grosse Freiheit der wilden Camps zu geniessen. Also wir sind voller Optimismus und Zuversicht, dass nun das Paradies auf uns wartet!

Jetstar ist die Airline, die uns von Japan nach Down Under bringt. Die Stewardessen sind alle etwa einen Kopf grösser als die zierlichen Japanerinnen, welche wir nun vier Monate um uns hatten und so schätzungsweise 50 kg mehr wird die Waage bei den Damen wohl auch anzeigen. Ob Gewicht und Grösse etwas mit deren Ausdrucksweise zu tun hat, weiss ich nicht, jedoch ist der Ton, wie unser Sitznachbar im Flugzeug um etwas gebeten wird, leicht gewöhnungsbedürftig:
„You must put your Computer away right now and then I want you to fold up your table!“
Ups, okay okay wird erledigt Frau General!, denke ich im Stillen. Keine scheue, mit hundert Verbeugungen begonnene dezente Anfrage einer Japanerin, das ist ja schon eher etwas plump und rough…

Durch den Zoll kommen wir eigentlich recht schnell und unkompliziert. Etwas irritiert sind wir zwar schon, als wir in Stasi-manier von einer Beamtin so beim herumstehen gelöchert werden, was wir denn so vorhätten, wie lange wir gedächten hier zu bleiben, wohin es uns zöge, was wir denn so daheim getrieben hätten und ob wir denn sicher seien, dass wir wirklich ein eigenes Auto in Brisbane in Empfang nehmen dürften.

Der Busfahrer, der uns ins Stadtzentrum von Brisbane fährt, scheint zu den handicaped people zu gehören, denn er kann sein Gesicht lediglich zu einer Fratze verziehen, als er von einer alten Frau gefragt wird, ob der Bus nach Southport führe. Die Fragerei so früh des Morgens scheint einen Tumor in der linken Hirnhälfte zu erregen, denn ab nun werden wir, mitsamt der Rentnerin wie auf einer Achterbahn durch die Vororte katapultiert. Fussgänger haben zur Seite zu springen und wir müssen unser Gepäck in jeder Kurve vor einem Purzelbaum retten. Ja, hier scheinen rauere Sitten zu herrschen. Ein Zusteiger knallt seine Reisetasche auf den Korb der Rentnerin sodass er zugleich wie eine tsunami-gebeutelte Kokosnuss aussieht.
Was in Japan undenkbar wäre, scheint man hier unter der Kategorie „locker“ einzustufen: So spielt es keine Rolle, wenn ein Passagier seinen Pulli anstatt auf den Nachbarsitz auf den Fussboden zwischenlagert oder dass an jeder zweiten Haltestelle, die Wartenden auf dem nicht gerade geleckt sauberen Boden herumsitzen und genüsslich in der Nase bohren...
Gesprächsthema Nummer eins scheinen die alltäglich und nicht so alltäglichen Gesundheitsbeschwerden zu sein. Hinter uns wird über Allergien geschwafelt, vor uns sind es die eigenen Kids, die von diesem oder jenem Leiden befallen sind und neben uns werden Altersgebrechen durchgeackert. Is ja ´ne ziemlich kranke Gesellschaft, denke ich mir. Ein Blick aus dem Fenster bestätigt dies, denn da und dort zieht zur frühen Stunde manch dunkle Gestalt in seinen Lumpen inklusive Hab und Gut im Einkaufswagen gehortet, durch die Gassen. This is definitively not Japan!

Unsere Mietautovermieter scheint unter Paranoia Känguruaia zu leiden. Denn er will uns weiss machen, dass wir hier im Stadtgebiet von Brisbane mit einem Zusammenstoss mit den Australischen Kuscheltierchen zu rechnen hätten und somit unbedingt diese oder jene Versicherung abschliessen müssten. In 10 Monaten Australien anno 1996 hatten wir nicht eine Strassen-Begegnung mit einem Roo…
Auch der SIM Kartenverkäufer einer hiesigen Telefoncompany versucht mir allerlei Geschichten aufzutischen, was das Nichtfunktionieren der Karte in meinem Telefon betrifft. Er faselt‚ was von Reset und lost data, wobei es sich, wie wir später selbst feststellen, nur darum handelt, etwas Geduld zu haben, bis die neue SIM im System aktiviert ist.
Vielleicht verstanden wir Gebote und Verbote in Japan nur schlecht oder gar nicht, doch in Australien wird uns vielerlei äusserst eindrücklich und einprägsam vermittelt:

„Penalty for camping. Fine $ 500.- on the spot“
“Dogs on leash at ALL times!”
“No picnics, penalty 100.-“
“No sitting, no scate boarding, no trespassing, no drinks, no mobile phones no, no, no”


Ich musste immer etwas schmunzeln, als eine Freundin von uns in ihrem Australien-Blog schrieb, dass sie die öffentlichen Toiletten weitgehenst mied. Was soll daran so meidenswert sein? Die automatische Spülung, die warme Hintern-Dusche, die Berieselung mit Musik oder die Heizung der Klobrille, wie wir es in Japan tagein tagaus hatten, wird sie wohl nicht gemeint haben.

Ich musste mich selber von einem öffentlichen Örtchen à la Australiensis überzeugen, um zu begreifen, was sie wohl meinte. Nun sie hatte Recht, es waren meist meidenswerte Orte. Die einen stanken gotterbärmlich, bei den anderen war die Plastikklobrille glibberig oder das ganze wurde in poliertem Chromstahl gehalten, das heisst eine ovale Schüssel ohne jeglichen Deckel oder Brille, von Männern bespurt, lud kaum zum Verweilen ein. Die Chromstahlvariante muss wohl ein Direktimport aus dem staatlichen Knast sein.



Wir sind ja selber Schuld. Wer aus Japan kommt und meint, es sähe auf der Südhalbkugel genau gleich aus, ist ein Irrender. Wir müssen uns da wohl noch etwas assimilieren, wie man so schön sagt.
So gewöhnen wir uns halt an die Cornflakes, die nach einer Minute in der Milch pampig und schlabberig sind, an die Joghurtdeckel, die beim Öffnen garantiert in hundert Streifen zerfleddern, an die viel zu süssen Limonaden in den viel zu grossen Flaschen, an die gigantischen Portionen bei Sizzler, bei denen uns schlecht wird (selber Schuld), an die Supermärkte, in denen man Wochen verbringen kann, bis man endlich in Gang 82 das gewünschte Müesli findet und an die Einfallslosigkeit der Menüs in den Restaurants.

Noch ist es viel zu früh um ein endgültiges Urteil zu fällen, wir sind ja erst eine gute Woche hier. Kopf hoch, sagen wir uns, wir werden das Australien, wie wir es vor 19 Jahren so sehr schätzen und lieben gelernt hatten, schon noch finden.


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