USA - von Texas nach Vancouver - Die fantastische Reise des Froschs

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USA - von Texas nach Vancouver

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  USA – von Texas nach Vancouver
     April, Mai 2017

    
Die Ampel des Grenzpostens schaltet auf Grün, Andreas fährt die letzten paar Meter bis zum Zollbeamten vor. Mit mürrischem Blick verlangt er unsere Pässe und fragt nach dem wohin, dem woher und ob wir Waffen oder Drogen dabei hätten. Die immergleichen Fragen, die wir von allen Grenzern her kennen. Andreas sitzt auf heissen Kohlen, denn er will sicher gehen, dass der Beamte ihm und Kathrin die vollen sechs Monate Aufenthalt in den USA gewährt. Er übt sich mit dem Mürrischen in ein wenig small talk, was normalerweise zur Entspannung der Situation beiträgt, aber dieser reagiert kaum. Es dauert, er sucht ´was im Computer. Andreas wird ungeduldig und fragt den Beamten, ob er auch zuständig sei für die Papiere des Autos.
„Wenn wir Probleme machen wollen“, schnaubt er, „let me know!“ Dann meint er, er müsse uns gar nicht erst in die USA reinlassen. Auweia! Wir warten und warten. Andreas unternimmt noch einen zaghaften Versuch betreffend des Autos, denn gemäss einem Tipp anderer Reisender haben wir uns ein Papier beschafft, das dem Landcruiser einen einjährigen Aufenthalt in den USA gewährt. In anderen Ländern hiess dies „temporary import“. Dieses Papier, so heisst es, müssen wir an der Grenze abstempeln lassen. Doch zuerst werden Kathrin und Andreas ins Zollbüro gewiesen und blättern je 6.00 $ für den Einreisestempel hin. Doch unser Autopapier will kein Mensch kennen, geschweige denn abstempeln. Vor lauter Papierkram scheinen sie – zum Glück – die Inspektion des Autos zu vergessen. Griesgrämig werden unsere Visa gecheckt und wir alsdann gnädigerweise hereingelassen. So unfreundlich wurden wir noch an keinem Grenzposten auf der ganzen Reise behandelt – Welcome to the USA!

    
Der Landcruiser als Anziehungspunkt

Ganz anders sind die Einwohner dieses Landes. Anfangs ist sich Andreas nicht sicher was der Fahrer des entgegenkommenden Autos andeuten will. Er streckt den Arm zum Fenster raus, aber was macht er mit seinen Finger? Will er uns auf unser – hier unbekanntes – Tagfahrlicht hinweisen? Nach weiteren seltsamen Armverrenkungen, realisieren wir, dass das ein Daumen-hoch ist, also „cooles Auto“ andeuten will. Der Landcruiser wird fortan Kontaktknüpfer und Gesprächsthema erster Güte sein. Amerikaner, wie auch Kanadier, lieben aufgemotzte Offroad-fahrzeuge.
Nirgendwo sonst haben meine Freunde Geländewagen mit solch grossen Reifen gesehen, Auspuffrohre dick wie Schornsteine oder Höherlegungen des Fahrgestelles, dass beinahe ein Kleinkind unten durch spazieren kann. Unser Landcruiser kann nicht mit derartigem Styling mithalten, aber die Amerikaner lieben dieses Auto, da man die HZJ Modelle hier nicht kaufen kann, sie aber deren Qualität und Zuverlässigkeit kennen.  
„Hey was für ein tolles Auto du hast! Das würde mir auch gefallen!“ Und daraus entwickelt sich ein Gespräch das locker eine halbe Stunde oder mehr dauern kann. Die Amerikaner quatschen und tratschen mit jedermann und gehen viel lockerer aufeinander zu als wir Europäer. Noch selten zuvor hatten wir so viel Kontakt zu den Einheimischen wie in den USA.

Auf Nebenstrassen

Mit dem Grenzübertritt in die USA beschreiten meine zwei Freunde eine andere Welt. Obwohl reisen in Lateinamerika heutzutage meist kein Kunststück mehr ist - mit GPS und OSM kann man sich kaum verirren, Diesel gibt es allerorts zu kaufen und Supermärkte im westlichen Stil gibt es auch in allen
grösseren Städten. Letztere sind gut für all jene, die ihr Fleisch und Gemüse nicht auf dem bunten, lokalen Markt kaufen möchten.
Am auffallendsten sind Nordamerikas breite Strassen, Kathrin kommt sich oft etwas verloren auf den vielspurigen Highways vor, die mitten durch die Ortschaften führen. Unser Landcruiser ist schmaler und kleiner als die meisten amerikanischen Autos. Zwischen Campermobilen, Vans und Pickups auf einem Parkplatz droht unser Gefährt zu verschwinden, ja erdrückt zu werden! (Foto) Das Fahren auf amerikanischen Strassen ist durchaus angenehm, es gibt keine Schlaglöcher, das Tempo ist eher gemütlich und die Autofahrer sind zuvorkommend gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern. Jedoch zieht für uns die Landschaft auf diesen Hauptstrassen viel zu schnell vorbei. Pannenstreifen und Strassengräben verbreitern den Highway des Weiteren, sodass man sich fern von der Natur fühlt. Und so beschliessen Kathrin und Andreas die Highways und Interstates zu meiden und das Land auf Nebenstrassen zu erkunden, welche sich gemütlich durch die Landschaft schlängeln und Raum zum Anhalten und Umsichschauen lassen.
    
Das Motto dieses ersten Abschnittes quer durch die USA war: auf kleinen Strassen von Texas nach Vancouver in einer möglichst geraden Linie fahren und das anschauen, was am Strassenrand vorbeizieht, anstatt die grossen Highlights abklappern. Und siehe da, die sechs Wochen waren dicht gefüllt mit Sehenswürdigkeiten, die nicht in jedem Reiseführer aufgelistet sind. Viele Ortschaften bieten ein Informationszentrum, welches jeweils von netten alten Damen oder Herren betreut wird. Diese kennen zwar oft nur gerade den stark beschränkten Umkreis ihres Ortes, diesen dafür umso genauer. Sie decken uns ein mit Broschüren und Infoblättern und sind immer für einen unterhaltsamen Schwatz bereit. Meist bietet das Infocenter auch eine kleine Ausstellung über Flora, Fauna und Geschichte der Gegend. Informationen gibt es aber nicht nur dort, auch entlang der Strassen stehen Tafeln die Phänomene oder Historisches beschreiben. Zu Beginn halten meine Freunde an jedem einzelnen dieser Infobretter an welche aufzeigen wie viel Interessantes es nebst Grand Canyon, Las Vegas und San Francisco noch gibt.

    
Gross ist nicht immer besser

Die Supermärkte sind um ein Vielfaches dichter gesät als in anderen Ländern und um etliches grösser. Die Auswahl an Produkten überfordert meine Freunde ein bisschen. Es dauert jeweils eine halbe Ewigkeit bis sie mit einem halb vollen Einkaufswagen zurück zum Auto kommen. Der Einkaufswagen ist nicht etwa halb voll weil sie wenig einkaufen, nein diese sind von monströsem Ausmass und lassen sich als Normalverbraucher auch nie füllen. Und die gefühlte Ewigkeit muss ich, wie mir Andreas erklärt, auch nicht Kathrins Langsamkeit beim Einkaufen zuschreiben, sondern der Gemächlichkeit der Kassiererin, die sich zum Einscannen der Produkte alle Zeit der Welt lässt. Sind endlich alle Artikel gescannt hilft sie dem Einpacker, der am Ende des Rollbandes steht, alle Sachen in dünne Plastiktüten zu stecken. Es werden auch jene grossen Produkte wie ein 10-er Pack Toilettenpapier in eine Tüte gepackt, obwohl das nun absolut keinen Sinn macht, denn die Tüte ist damit bereits voll! Sagt Kathrin, dass sie keine Plastiktüten will, wird sie verständnislos angestarrt…

Erreicht man ein Städtchen fährt man erst mal einige Kilometer durch eine Ansammlung von Supermärkten, Autoverkaufshäusern, Garagen, Tankstellen und Fastfood Restaurants bevor man das Zentrum erreicht das meist ziemlich ausgestorben wirkt. Der Amerikaner geht nicht zu Fuss irgendwohin, das Auto ist sein steter Begleiter und so ergiessen sich täglich grosse Blechlawinen durch die Strassen der Städte und die Parkplätze der Geschäfte sind überdimensional gross, mit breiten Parklücken für die grossen Autos. Nebst diese riesigen kommerziellen Flächen sind auch die Wohngebiete vor allem in die Breite und kaum in die Höhe gebaut.  

Campen

Vom ersten Tag an haben sich Kathrin und Andreas in den USA an ihren Campplätzchen sicher gefühlt. Nie wurden sie gestört oder gar weggeschickt. Die beiden schlafen viel entspannter als in Lateinamerika und geniessen das Campen ausgiebigst. Es ist ein Leichtes einen geeigneten Nachtplatz zu finden, wenn man auf Nebenstrassen unterwegs ist. Diese führen oft durch National Forest oder BLM-Land (vom Staat verwaltetes Land) und dort darf man meist gratis campen, was rege genutzt wird von Reisenden in Wohnmobilen und Vans, von Jägern und Fischern, von Familien und Rentnern. Vielerorts liegt Holz in grossen Mengen im Wald und es ist leicht ein gemütliches Lagerfeuer zu entfachen. Die zwei lieben es zu grillieren oder abends stundenlang am Feuer zu sitzen, an einem Whiskey zu nippen und über Gott und die Welt zu philosophieren.  

Die Route

Kathrins und Andreas’ Route beginnt in der westlichen Ecke Texas´, führt durch New Mexiko, Utah, Colorado, Idaho, Oregon und Washington bis hinauf nach Vancouver. In Texas und New Mexiko erleben sie angenehm warme Frühlingstemperaturen und nicht mehr die grosse Hitze wie in Nordmexiko. Blühende Kakteen und Wildblumen säumen die Wegesränder anstelle von Abfall wie in Mexiko. Wohltuend diese Sauberkeit entlang der Strassen! Doch in Colorado versperrt ihnen Schnee die Weiterfahrt über die Rocky Mountain Pässe und die Nächte sind bitter kalt. Hier hat der Frühling noch nicht Einzug gehalten.
Entlang dieser Route gen Norden entdecken meine zwei Freunde eine vielfältige Welt. Von den Indianern sind an unterschiedlichen Orten alte Felsenmalereien und Petroglyphen zu bewundern. Einige Kulturen haben unterschiedliche Ruinen hinterlassen wie beispielsweise die Adobehäuser im so genannten Pueblostil, Steinhäuser an Felswänden oder Wohnräume, die in die Erde versenkt wurden. Meist sind nur noch Grundmauern zu sehen. Informationstafeln erklären, wie die Häuser ausgesehen haben und wie die Indianer hier gelebt haben.
Im Norden von Utah stehen Ruinen von Missionskirchen und immer wieder stossen Andreas und Kathrin auf Spuren der ersten Siedler. Mal ist es ein Museum das über die schwierige Reise in den Planwagen gen Westen erzählt, mal sind es im Gelände eingefurchte Wagenspuren oder ein Tradingpost, in dem Waren jeglicher Art zwischen Indianern und Weissen gehandelt wurden.
Die modernen Ortschaften, durch die sie fahren, ähneln sich sehr und bieten nicht viel Abwechslung oder Erkundenswertes. Dafür sind die Landschaften umso spannender. Utah ist im Süden ziemlich dünn besiedelt bietet aber fantastische Sandsteinlandschaften mit Namen wie Valley of the Gods, Gooseneck, Natural Bridges und the Needles. Meine Freunde wandern in Schluchten, Tälern und um skurrile Felsformationen herum. Weiter im Norden, in Idaho, Oregon und Washington weichen die Felslandschaften riesigen Waldgebieten, grossen Flüssen und noch aktiven Vulkanen. Über mehrere Gebirge führt die Route gen Nordwesten. Die Tage sind gefüllt mit dem Erforschen von Sehenswertem und im Nu haben sie Vancouver erreicht.

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