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Kirgisistan - Berglandschaften vom Feinsten
Kirgisistan ist - im Vergleich zu seinen Nachbarn Kasachstan - ein winziges Land und trotzdem hat es so viele verschiedene gewaltige Landschaften, dass man sich in einem riesigen Land wähnt. Des Rätsels Lösung ist, dass oft schon benachbarte Täler ein komplett anderes Gesicht haben.
2000 Kilometer sind Kathrin und Andreas wie auf einer Achterbahn durch dieses Land gereist. Die Nomadenkultur mit den Jurten, der Pferdezucht mit der Kumis-Produktion und der Menschenkontakt standen diesmal nicht im Vordergrund. Dies hatten sie auf ihrer Velotour im Jahre 2006 intensiv erleben dürfen und bekanntlich ist eine Wiederholung von Erlebnissen nicht empfehlenswert.
Im Westen des Landes entdecken meine zwei Gefährten ein abgelegenes wunderschönes Tal, welches kaum besiedelt ist. Über mehrere Pässe gelangen sie schlussendlich an die Toktogul-Strasse in der Nähe von Jalal-Abad. Aber der Weg dahin muss hart erkämpf werden. Sie sind gerade auf dem ersten Pass angekommen, als sie ein Niva (russisches Geländefahrzeug) einholt, dessen Fahrer aussteigt und ihnen zu erklären versucht, dass weiter unten eine Brücke weggerissen wurde. Er schaut ihr Auto an und meint, dass sie damit wahrscheinlich durchkommen… und weg ist er, in Richtung der fehlenden Brücke. Mit gemischten Gefühlen fahren die beiden weiter. Die ersten zwei Brücken über den grossen Bach sind wackelig, halten aber Stand als sie mit ihren 3.5 Tonnen drüber fahren. Doch dann sehen sie das Desaster. Die dritte Brücke ist wohl schon im Jahr zuvor weggeschwemmt worden und als Ersatz hat man eine Furt gebaut. Nun ist aber im Ablauf Geäst hängen geblieben, ein kleiner See hat ich gebildet und mit dem vielen Schmelzwasser das im Moment von überall her kommt, hat es eine Röhre des Ablaufs weggeschwemmt. Die besagte Stelle ist etwa brusttief und reissend, keine Chance da durchzukommen. Aber Kathrin und Andreas sind nicht die einzigen die da stehen. Einer, ein Beamter vom nächsten Dorf versichert ihnen, es werde bald ein Bagger kommen und die Furt reparieren. Da man weiss was „bald“ in diesen Länder heisst, stellen sich die zwei auf eine längere Wartezeit ein. Immerhin können sie mit ihrer Winde behilflich sein, einen dicken Ast aus einer der Röhren zu ziehen. Mit dem Bergungsgurt sichern sie den Mann der ins Wasser steigt um das Seilende am Ast zu befestigen. Zum ersten Mal kommen ihre Bergungshilfen auf dieser Reise zum Gebrauch. Und siehe da, eine halbe Stunde später kommt wirklich ein Bagger angefahren. Mit viel Geschick schiebt der junge Mann Erde und riesige Felsbrocken ins Wasser. Nach einer weiteren Stunde hat er die Furt soweit hergestellt, dass alle drüber können - nur, für die Dauer ist das keine Lösung. Schon in ein paar Stunden wird die Kraft des Wassers stärker sein und wieder alles weg gespült haben.
Im Süden des Landes folgen Kathrin und Andreas der Strasse in Richtung Torugartpass, ein Güterübergang nach China. Die Verbindung scheint sehr wichtig zu sein, mit Hilfe chinesischer Gelder wurde ein super Highway gebaut - breit, frisch asphaltiert, wohl die beste Strasse im Lande. Die beiden möchten ihr folgen bis sie an den Chatyr Köl kommen, einem grossen Gebirgssee an dem rare Zugvögel rasten auf ihrer langen Reise. Doch ein paar dutzend Kilometer vor dem See steht ein Kontrollposten der Kirgisen der die Grenzzone zu China absichert und sie ohne spezielle Bewilligung partout nicht durchlassen will. Etwas enttäuscht aber nicht mutlos kehren sie um. Im nahen Tal von Tash Rabat gibt es eine weitere Möglichkeit, den See zu sehen. Von der Karawanserei aus folgen die beiden dem Tal weiter zu Fuss. In 3 ½ Stunden erklimmen sie eine 3980 Meter hohe Krete, von der aus man auf den Chatyr Köl sehen kann. Leider ist aber die Sicht so schlecht, denn inzwischen hat es angefangen zu schneien, dass wir (ich durfte auf dem Rucksack sitzen) gar nichts sehen. Zu dem sind wir wahrscheinlich nicht an der richtigen Stelle der Krete, denn vor uns hat es einige Berge, die den Blick auf den See versperren. Eine letzte Möglichkeit bleibt: Von At Bashy fährt Kathrin ins Bosogotal und sie erklimmen einen 3400 Meter hohen Pass. Im Tal dahinter liegt der Chatyr Köl, man würde ihn also sozusagen von hinten erobern. Doch leider steht auch auf dem Pass ein Kontrollposten und auch dieser Soldat will sie nicht durchlassen. Allenfalls würde er ein Auge zudrücken, wenn man ihm die richtige Menge Geld zu stecken würde, doch das widerspricht der Reise-Philosophie meiner zwei Begleiter.
Als Entschädigung für den verpassten Chatyr Köl besuchen Kathrin und Andreas den Song Köl, ein weiterer einsamer Bergsee der auf 3016 Meter liegt. Im Jahre 2006 waren sie schon am Song Köl und eigentlich wollten sie nicht nochmals die gleichen Orte aufsuchen. Aber es liegt eine besondere Situation vor: Die Landschaft um uns herum ist frisch verschneit. Ja, auch hier kann es Mitte Juni schneien. Und so beschliessen sie, dem Song Köl nochmals einen Besuch abzustatten. Währen der Fahrt zum Bergsee ist kaum etwas zu sehen von den umliegenden Bergen, Nebel und Schneegestöber sind schuld daran. Doch kaum haben sie den Pass erreicht und fahren runter in das Becken des Bergsees, reisst der Himmel auf und er liegt prachtvoll vor ihnen. Am nächsten Tag schmilzt der Schnee auf den Wiesen, aber auf den umliegenden Bergen bleibt er liegen und dieser Zauber animiert beide zu zahlreichen Fotos.
Den höchsten Pass bis anhin erreichen meine zwei Gefährten auf 3894 Metern. Er liegt zwischen dem Song Köl und dem Isyk Köl und die Anfahrt ist 150 Kilometer lang. Erst ist die Strasse wie ein Wellblech, so dass sie nach einer Stunde Fahrt bereits einen Ohrenschaden haben und nicht mehr weiter möchten. Dann bessert sich zwar der Belag, dafür erwartet sie bei den Bachläufen ein Desaster. Das Wasser hat die Durchlaufröhren teilweise oder ganz weggeschwemmt. Nun sind die Kirgisen ja erfinderisch und versuchen so lange es geht die ausgeschwemmten Stellen mit Steinen zu füllen. Wenn dann gar kein Auto mehr durchkommt, werden Umfahrungen über die Wiese gespurt, welche teilweise sehr abenteuerlich sind. Mancherorts ist auch loses Gestein, welches vom Berg hinunter rollte über die Strasse verteilt und es wurde nur gerade das Nötigste weggeräumt. Bis zum Schluss sind sich Kathrin und Andreas nicht sicher, ob sie den Pass erreichen werden oder vielleicht doch noch umkehren müssen.
Der Landcruiser muss ganz schön pusten auf dieser Höhe, da der Dieselmotor zuwenig Luft kriegt. Oben liegt sogar noch Schnee, doch zum Glück nicht viel; das Schneekettenanlegen kann sich Andreas sparen. Schon kurz nach dem Pass erblicken sie den Isyk Köl, der gute 2000m weiter unten liegt.
Nun aber genug der Geschichten, Bilder sagen mehr als Worte! Überzeugt Euch selbst in Kathrins „Kirgisistan Bildergalerie“.
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