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Liebe Froschfans
Ich wurde etwas aus meinem Konzept geworfen. Da wollte ich Euch so fleissig und regelmässig von unseren Erlebnissen schreiben und dann fuhren mich Kathrin und Andreas in eine staubige, knochentrockene Wüste, wo es für mich nichts mehr zu Lachen, geschweige denn zu Futtern und zu Planschen gab. Meine Haut wurde ganz schrumpelig und ich verkroch mich in die kühlsten Ecken des Toyotas.
Ganz anders Kathrin und Andreas: Ihre Kreativität sprudelte nur so über vor Gedanken, die zu Papier gebracht werden wollten. Und wie Besessene hauten sie jeden zweiten Tag ihre Eindrücke in die Tasten des Computers. Daher lest Ihr auf dieser Seite also Kathrin's Geschichte und hier findet Ihr Andreas' Reiseeindrücke.
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8. - 22. September 2014
Canning Stock Route
Das Schönste was ich bislang sah!
Eine einspurige, rote Sandpiste taucht vor uns auf, gesäumt von hellem Gras schlängelt sie sich gen Süden der „Grossen Sandwüste“ entgegen. Da ist es, unser geliebtes Outback, so wie wir es vor neunzehn Jahren kennen gelernt haben.
Vor zweieinhalb Stunden haben wir Halls Creek, ein winziges Nest im Nordwesten Australiens, hinter uns gelassen. Die Diesel- und Wassertanks sind randvoll, zwei zusätzliche Dieselkanister und ein Wassersack stehen neben zwei Kartonschachteln voll Esswaren und einem Karton Bier im hinteren Teil unseres Toyota Landcruisers. Vierzehn bis zwanzig Tage werden wir auf der Canning Stock Route, einer alten Viehtriebstrecke aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts, unterwegs sein. Eine der letzten einsamen Touren durch die Wildnis des 5. Kontinents!
Kurzer Blick zurück
Vor 19 Jahren weilten wir schon einmal für zehn Monate in Australien und klapperten mit einem uralten Nissan Patrol Geländewagen das Hinterland Australiens ab. Unvergesslich schöne Strecken haben wir kennen gelernt, jeden Abend ein fantastisches Nachtplätzchen gefunden auf unserem Weg kreuz und quer durch Wüsten und Halbwüsten.
Schöne Erinnerungen soll man nicht versuchen erneut aufleben zu lassen - wie viel Wahrheit steckt doch in diesem Satz. Zu oft schon wurden wir von Wiederholungen enttäuscht. Aber Australien ist immens gross und wir wagen trotzdem einen zweiten Aufenthalt. Unser Motto lautet denn auch, möglichst andere Strecken als seinerzeit unter die Räder zu nehmen. So zum Beispiel die Canning Stock Route, auf die wir uns letztes Mal nicht gewagt hatten, da auf der ganzen Strecke von rund 1800 Kilometern kein Diesel zu kaufen war. Man hätte sich welchen zu horrend hohem Preis deponieren lassen müssen.
Heute ist alles anders: Auf halbem Weg gibt es in einem Aborigine-Dorf Treibstoff und Lebensmittel zu kaufen, wir haben für Notfälle ein Satellitentelefon dabei und die Navigation ist heutzutage ein Kinderspiel. Dank GPS zeigt uns unser Bordcomputer genau an, wo wir uns befinden. Wir brauchen nur der eingezeichneten Linie auf der Karte zu folgen, falls denn der Track überhaupt mal unklar ist oder eine Abzweigung uns an der Richtung zweifeln lässt. Als wir vor 19 Jahren dem damals äusserst einsamen Gunbarrel Highway durch die Gibson Wüste folgten, schrieben wir noch ein detailliertes Logbuch, als Navigation diente uns nur ein Kompass und eine Landkarte auf Papier. Auf jenen 850 Kilometern trafen wir während einer guten Woche auf keine Menschenseele. Aber wir waren jung und empfanden unser Unternehmen nicht als besonders risikoreich. Vielleicht wussten wir auch noch nicht, was an einem Auto so alles kaputt gehen kann.
Folgende Ratschläge kommen uns dieser Tage zu Ohren:
„Was? Im September willst Du die Canning Stock fahren, vergiss es, es ist viel zu heiss!“
„Bist Du Dir bewusst, dass Du 1000 Sanddünen zu überqueren hast? Das machst Du nie von Norden her, der Sand ist viel zu weich, von der Sonne aufgeheizt.“
„Du brauchst mindestens 240 Liter Diesel von Kunawaritji bis Wiluna.“
„Du musst extrem hochtourig auf die Dünen rauf fahren, sonst schaffst Du das nicht“.
„Lass den Reifendruck auf 15psi runter. Aber pass auf, die meisten Dünen haben bei der Anfahrt eine scharfe Linkskurve, deine Reifen werden dort von der Felge springen, und was dann?“
Und so weiter und so fort - 4x4 Latein. All die schlauen Tipps erhalten wir auf unserem Weg von Brisbane - wo wir unseren eigenen Landcruiser aus dem Zollhafen lösen - nach Halls Creek. Wir haben auf unserer eineinhalbjährigen Reise bis Australien schon einiges erlebt, viele Erfahrungen gesammelt in den endlosen Weiten der Mongolei, im gebirgigen Kirgisistan, im heissen Sommer von Kasachstan, im unendlich grossen Russland und im winterlichen, eisig kalten Sibirien. Wir sind gut ausgerüstet, eigentlich schleppen wir viel zu viel Material durch die Gegend, aber wenn man alleine unterwegs ist in einsamen, unwegsamen Gebieten muss man sich selbst zu helfen wissen. So haben wir vor kurzem einen Erdanker erstanden, denn wie sonst könnte man sich - wenn Schaufeln nicht hilft - aus tiefem Sand befreien? Die Seilwinde funktioniert zwar prima, aber was, wenn weit und breit kein Baum als Haltpunkt benutzt werden kann? Sandbleche, Sandtracks und Schaufeln haben uns schon öfters geholfen den Landcruiser aus einer misslichen Lage zu befreien. Die Schneeketten wiederum sind nicht nur im Schnee hilfreich, sondern geben auch im Schlamm und Matsch guten Halt. Ebenso benutzen wir den Highliftjack, also den extra hohen Wagenheber, nicht nur zum Reifenwechseln, sondern auch zur Bergung des Fahrzeuges. Wir denken gut genug für die Wüsten Australiens ausgerüstet zu sein.
Um nicht dem, für unseren Geschmack, langweiligen, geteerten Highway 1 entlang zu brettern, nehmen wir den Umweg über das Cape York und den Gulf Track unter die Räder. Und da treffen wir natürlich auf Leute mit bestens ausgerüsteten Geländewagen, die zum Teil schon viele Wüstentracks Australiens befahren haben und mehr oder weniger gute Tipps auf Lager haben.
Die beiden oben erwähnten Routen haben wir von früher in guter Erinnerung. Das Cape York war damals ein ausgefahrenes, schwieriges Strässchen mit unendlich vielen Flussdurchquerungen. Das hiess, bei jedem Fluss anhalten, aussteigen und nachschauen wie tief das Wasser ist und kontrollieren, ob keine grossen Steine oder Löcher verborgen sind. Heute finden wir einige Brücken und viele Betonfurten vor, der schmale Track ist zu einer breiten Schotterstrasse aufgewertet worden und ist so gut ausgebaut, dass Touristen mit Wohnwagen und Wohnmobilen anzutreffen sind. Dabei ist die Wildheit der Region und das Magische der Einsamkeit etwas verloren gegangen.
Das Selbe erleben wir am Gulf Track, der am nördlichen Golf von Carpentaria entlang führt und heute Teil des Savannah Way von Cairns nach Broome ist. Damals war dieser oft nicht mehr als eine Wagenspur durch das unendliche und staubige Grasland. Geblieben ist derzeit vor allem der Bulldust, ein extrem feiner Staub, der in jede Ritze dringt und überall hängen bleibt. Neu hingegen sind die vielen Touristen. Wir finden kaum mehr einsame Nachtplätzchen, mindestens mit zwei, drei anderen Paaren Reisender, die oft Generatoren zur Stromversorgung nützen, müssen wir uns abfinden und uns leider - was noch viel schlimmer ist - auch an herumliegenden Abfall gewöhnen.
Unterwegs auf der CSR
Auf der Canning Stock Route finden wir nun die lang gesuchte Einsamkeit wieder. Klar sind wir anfangs etwas nervös, wahrscheinlich ist man das immer, wenn man nicht weiss, was einen genau erwartet. Kilometer um Kilometer arbeitet sich unser treuer Landcruiser durch den Sand. Zwischen 80 und 160 Kilometer pro Tag schaffen wir, im Schnitt zeigt die Tachonadel gerade mal 23 Stundenkilometer an - das heisst, wir sitzen täglich vier bis sieben Stunden hinter dem Steuer. Schuld daran ist die Beschaffenheit der Piste, die leider oft auf langen Streckenabschnitten parallele Querrillen aufweist - Wellblech nennt man dieses Phänomen.
Es ist heiss, das Thermometer klettert auf 36°C. Wenn die Sonne von vorne oder der Seite durch die Scheibe scheint, wird es noch unerträglicher. In solchen Momenten wünschten wir uns sehnlichst eine Klimaanlage. Einziger Trost: Kaum ist die Sonne untergegangen, sinkt das Quecksilber auf angenehme 22°C und bis zum Morgen fällt es oft weiter bis auf 8°C. Was für eine Wohltat!
Nicht minder heiss war es schon vor 100 Jahren: Anfang des 20. Jahrhunderts suchte man nach einem Weg, um das Vieh aus dem nördlichen Weideland der Kimberleys, zu den südlichen Märkten und wachsenden Goldgräbersiedlungen um Perth zu bringen. Forscher und Entdecker hatten die Wüsten Westaustraliens schon Ende des 19. Jahrhunderts durchquert auf der Suche nach Gold und Verbindungswegen. Aber erst der Vermesser Alfred Canning fand die geeignete Route, um Vieh in grossen Herden durch die Wüste zu treiben. Innert vier Jahre hoben er und seine Crew von 30 Männern 51 Brunnen entlang der Route aus. Die Brunnenschächte wurden mit Holz ausgekleidet, welches oft von weit her gebracht werden musste. Von 1,5 bis 32 Metern tief mussten die Arbeiter graben, um an Wasser zu gelangen. Die heutige 4x4 Route führt, zum Teil mit kleinen Umwegen, an all diesen historischen Bauwerken vorbei. Einige Brunnen sind in sich zusammengefallen, andere sind ausgetrocknet oder bieten nur noch kleine brackige Tümpel, deren Wasser gerade noch Vögeln, Kamelen und anderen Kleintieren zur Tränke dient. Einige der Brunnen wurden von enthusiastischen Freiwilligen restauriert und liefern Reisenden, wenn auch nicht gerade perfektes Trinkwasser, so doch Wasser für eine erfrischende Katzendusche und für den Abwasch. Mit Hilfe eines Eimers und einer Handseilwinde ziehen wir das Wasser aus dem Schacht hoch, prüfen es auf seine Klarheit und füllen es in unseren Wassersack um. Neben dem Brunnen ist oft noch der originale Wassertrog für das Vieh. Jedes mal schütten wir für die Vögel einen Eimer Wasser in diesen Trog Sie warten bereits aufgeregt flatternd in den Bäumen ringsum auf das Nass.
Diese Wasserstellen bilden kleine Oasen in der trockenen Gegend der hiesigen Breitengrade. Wenn auch die Wüsten, die wir durchqueren keinesfalls öde oder vegetationslos sind, so herrscht hier am Wasser eine ganz andere Atmosphäre. Wüsteneichen oder verschiedene Arten von Eukalypten gedeihen und spenden schützenden Schatten. Papageien, Finken, Tauben und Wellensittiche fühlen sich wohl und verzaubern den Ort mit ihrem Gesang und Gezwitscher in einen Konzertsaal.
800 bis 1000 Sanddünen liegen auf unserem Weg, je nach dem, welcher Quelle man Glauben schenkt und was man denn nun alles als Sanddüne bezeichnen mag. Am Ende können wir diese Zahl jedoch kaum bestätigen. Nach unserer Einschätzung sind es viel weniger, aber wer zählt schon tagein tagaus Sanddünen?
Wie eine Barriere türmt sich der Sand vor uns auf, wir verlangsamen das Tempo und, um die Düne zu schonen, schalten wir in den ersten Gang und tuckern nun gemütlich den Hang hinauf. Der Dieselmotor ist kaum abzuwürgen, gemächlich zieht er den schweren Landcruiser auf die Kuppe hinauf. Etwas unheimlich ist uns jeweils zumute, wir hoffen es komme jetzt gerade keiner entgegen. Und wenn, erkenne ich ihn wohl früh genug? Endlich neigt sich die Nase des Landcruiser nach unten, die höchste Stelle ist überwunden und es breitet sich eine neue Landschaft vor uns aus. Die Vegetation kann komplett anders als im letzten Dünental sein. Einen kurzen Moment geniessen wir eine weite Sicht bevor wir in die neue Gegend eintauchen. Für ein paar Kilometer nur, bevor die nächste Düne ansteht.
Nebst Millionen Büschel von Spinifexgras wachsen unzählige Blumen, Büsche, ja gar kleine Bäume im kargen Sand. Wie ein weites Meer von verschiedenen Grüntönen breitet sich die Vegetation vor uns aus.
In weiter Ferne erblicken wir Salzseen, kleine felsige Gebirge und sich aus dem Staub machende Kamele. Traurig sehen die Gegenden aus, die von Buschfeuern heimgesucht wurden. Verkohlte Astgerippe ragen gen Himmel und schwarze kreisrunde Gebilde im roten Sand deuten auf abgebranntes Spinifexgras hin. Wenn dann die ersten knallgrünen Grashalme aus dem Aschefeld lugen ist der Farbenkontrast enorm.
Seit Wochen geniessen wir Tag für Tag den blausten Himmel und Sonnenschein von frühmorgens bis abends. Ein Traum für manch nebel- und regengeplagten Mitteleuropäer. Aber mit der Zeit kann sogar das schönste Wetter langweilig werden…
„Da, ein Wölkchen, schau, und hier noch eins!“ Das ist Balsam für unsere Augen.
Das intensive Rot des Sandes, das Blau des Himmels und die verschiedenen Grüntöne der für eine Wüste recht üppigen Vegetation sind die vorherrschenden Farben auf dieser Reise. Es ist September, das heisst Frühling auf der Südhalbkugel. Und wenn man genau hinsieht, was bei einem Tempo von 20 Stundenkilometern bestens möglich ist, wird man belohnt mit Blicken auf die vielfältige Blütenpracht. Büsche und Stauden die gelb, rosa, orange, violett, weiss oder hellblau blühen. Von kleinen unscheinbaren Kelchen bis hin zu handgrossen, bürstenförmigen Blütenständen reicht das Spektrum. Jeden Tag entdecken wir viele neue Blumen. All zu gerne hätten wir ein Bestimmungsbuch dabei, um die Namen herauszufinden. Wir versuchen die Schönheit mit der Kamera festzuhalten, aber das ist gar nicht so einfach. Das intensive, warme Morgen- und Abendlicht dauert jeweils nur ganz kurz und dazwischen ist das Sonnenlicht so grell, dass die Bilder fade und blass erscheinen. Uns bleibt wenigstens die Pracht der Natur im Kopf abzuspeichern.
„Achtung! Da kommt einer!“ Das Gebüsch ist mannshoch und wächst bis in den Track hinein. Als erstes erblicke ich die Fahne, die an einer langen Stange an der Kühlerhaube des entgegenkommenden Autos festgemacht ist. Gut haben wir uns auch so eine angeschafft, es hilft tatsächlich ein entgegenkommendes Fahrzeug früh zu erkennen. Ich fahre ein Stück zurück und zur Seite und als der andere Wagen hält:
„How's it going?“ Die gebräuchliche Begrüssung in Australien, dann folgt ein Austausch über den Strassenzustand, den Reifendruck, die zu bewältigenden Dünen, die Anzahl Autos, die man gekreuzt hat oder wie viele Tage wir schon unterwegs sind. Die Australier sind lockere, gesprächige Leute und begutachten auch immer gerne unser Auto, das mit seiner Linkssteuerung und dem Alkovendach aus dem gewohnten Rahmen fällt.
Im Schnitt treffen wir jeden Tag auf ein Fahrzeug, wobei es gegen Ende der Tour auch Tage gibt, an denen wir niemandem begegnen. Inzwischen macht uns das nicht mehr nervös. Wir vertrauen auf unseren Landcruiser, wissen nun, dass wir die Dünen problemlos überwinden können und schonen unser Gefährt in dem wir über ganz übles Wellblech nur im Schritttempo ruckeln. Wasser und Lebensmittel haben wir genug dabei im Falle einer Panne. Und so erfüllt uns eine angenehme Gelassenheit, die uns die Abgeschiedenheit geniessen lässt.
Erbauendes und weniger Erfreuliches
Es ist nicht das Abenteuer, welches uns hier hinaus zieht - Abenteuer ist für mich ein etwas abgedroschener Begriff. Abenteuer werden in bunten Broschüren teuer verkauft und versprechen all das, was sich manch bequem gewordener Mensch nicht zutraut: Erlebnisse, die man sich nur noch in Träumen ausmalen kann oder Ferien, für deren Vorbereitung man selbst gar keine Zeit mehr investieren will oder kann.
Wir drei suchen die Weite und die Schönheit der Landschaft, das Unberührte und Urtümliche. Auf der Canning Stock Route sieht es noch aus wie vor 200 Jahren, als die ersten Forscher und Entdecker loszogen, das weite Land zu entdecken. Terra nullius, nannten sie es, im Glauben, dass dieses Land keinen Besitzer habe.
Wir fahren stundenlang, ja tagelang und sehen keine Häuser, keine Strassen, keine Strommasten, nur Natur pur. Es gibt nicht mehr viele Ecken auf der Erde, wo dies möglich ist.
Abends, wenn der Sternenhimmel sich über unseren Häuptern ausbreitet, überkommt uns eine tiefe Ehrfurcht. Wir bewundern die Fülle der Himmelskörper, die uns unbekannten Sternbilder und das helle Band der Milchstrasse. In der Nähe des Kreuz des Südens erblicken wir das „Schatzkästchen“, eine Ansammlung von kleinen, farbig funkelnden Sternen am schwarzen Nachthimmel. So was haben wir noch nie zuvor gesehen. Es sind diese kleinen Dinge, die uns hinaus in die menschenleere Landschaft ziehen und uns zu erkennen geben, dass der Mensch auch ohne grossen Luxus glücklich sein kann.
An den Camps bei den Brunnen ist die Welt jedoch nicht immer in Ordnung. Ausgediente Autobatterien, kaputte Reifen oder eine defekte Plastikwanne finden wir unter einem Baum. Blech- und Aludosen liegen in der Feuerstelle und Teebeutel sind verstreut auf dem Boden. Was sind das für Menschen, die tausend Kilometer in die Wildnis hinausfahren und dann ihr Gerümpel liegen lassen? Haben sie das Gefühl, die Dinge würden irgendwann verrotten, oder der Müllmann käme nächste Woche vorbei? Diese Respektlosigkeit gegenüber der Natur stimmt mich oft traurig und hilflos. Um die Natur zu schonen verweilen wir aber trotzdem an diesen zum Teil verunstalteten Orten, wir wollen nicht neue Übernachtungsplätzchen schaffen. Die Natur ist sehr fragil, eine unbedacht gelegte Spur mit einem schweren Auto braucht Jahre, um sich zu erholen.
Fünfzehn Tage sind wir schon unterwegs seit wir Halls Creek verlassen haben und wehmütig schauen wir dem Ende der Canning Stock Route entgegen. Wiluna ist nur noch ein paar Dutzend Kilometer entfernt aber noch immer hält die Landschaft Überraschungen für uns bereit. Grasbäume wachsen plötzlich am Wegesrand und Felsbrocken türmen sich zu bizarren Formationen auf. Braune und scharz-weiss gefleckte Kühe ziehen durch den Busch und Zäune lassen uns wissen, dass wir Farmland erreicht haben. Die Zivilisation rückt unausweichlich näher. Am Himmel verdichten sich die Wolken und kaum treffen wir in Wiluna - einem noch kleineren Kaff als Halls Creek am Anfang unserer Tour - ein, beginnt es zu regnen und der heftige Wind, der seit gestern bläst, treibt schwarze Wolken heran. Ein kleiner Wink, dass es nun genug des Geniessens ist?
Die Gedanken schweifen zurück zu den vergangenen Tagen und Nächten. Wie ein Film ziehen die fantastischen Bilder dieser zauberhaften Landschaften an unserem inneren Auge vorbei. Wie gut, haben wir uns nicht durch die Warnungen Anderer oder durch unsere eigenen Ängste von unserem Vorhaben abbringen lassen. Die Canning Stock Route ist das Beste was ich bislang sah!
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