Sibirien - Die fantastische Reise des Froschs

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Sibirien - durch unbekanntes Land vom Altai zum Baikalsee



Der Name Altai ist dem einen oder andern halbwegs geläufig, man weiss so ungefähr wo sich das Gebirge in etwa befinden könnte. Was aber nach dieser Reiseetappe auf Kathrin und Andreas wartet, sind Gebiete mit so fremd klingenden Namen wie Kemerovskaya Oblast, Khakasische Republik, Tuvinische Republik und Krasnojarskiy Oblast. Dahinter verbergen sich riesige Bezirke - alleine der Krasnojarskiy Oblast misst 2500 Kilometer von Nord nach Süd und gute 1000 Kilometer von West nach Ost. Es wird eine einsame, lange Fahrt durch diese dünn besiedelten Regionen, eine Fahrt durch eine unerwartet vielfältige Landschaft.



Kemerovskaya Oblast - Industriegürtel im Kuzbass
Hier wird seit Jahren Kohle im grossen Stil abgebaut. Das benötigt eine grosse Infrastruktur und dementsprechend sind einige Städte entstanden. Wie eine Kette liegen sie eine an der anderen parallel zum Fluss Tom. Laut Reiseführer sind sie alle in einem desolaten Zustand und die Luft und Umwelt soll total verschmutzt sein. Vielleicht sind diese Informationen veraltet, hat der Reiseführer doch schon 10 Jahre auf dem Buckel. Meine Reisegefährten erleben sie als lebendige, ziemlich gepflegte Zentren. Natürlich nicht zu vergleichen mit einem schmucken bayrischen Städtchen, aber um einige Sternchen besser als die düster wirkenden Orte weiter im Westen Russlands.
Novokuznetsk hat eine schöne Uferpromenade und viele Parkanlagen mit Blumenbeeten und Sitzbänken. Kemerov hat prunkvolle Bauten aus der stalinistischen Zeit, deren Putz inzwischen zwar etwas abbröckelt, die aber durchaus noch attraktiv sind. Die Stadtparks wie auch die Vergnügungsparks sind voll von Familien, Jungen und Alten, die ihre Freizeit geniessen. In den Geschäften, die die belebten Strassen säumen, gibt es vom Kugelschreiber bis hin zum I-Phone VIII alles für gute Rubel zu kaufen.

Etwas weiter im Norden liegt Tomsk, die ehemalige Hauptstadt Sibiriens. Der erste Eindruck ist der einer Kleinstadt die gemütlich am Fluss Tom liegt. Eine sehr belebte Hauptstrasse führt durch das Zentrum, daran liegen Geschäfte, das Theater, zwei, drei Museen und eine Menge Bars, Restaurants und Schnellimbisse. Hochhäuser gibt es keine, dafür einige klassizistische Gebäude und - dafür ist die Stadt bekannt - viele alte typisch sibirische Holzhäuser. Die meisten zweistöckig, mit wunderschön geschnitzten Fensterrahmen. Damit nicht genug, viele haben auch kunstvolle Dachgiebel und Friese, sowie verzierte Balkone und Dachrinnen. Sie sind vom Heimatschutz vor dem Abriss geschützt und werden mehr oder weniger gut unterhalten. Jene an der Hauptstrasse sind meist gut im Schuss, in Hintergassen stehen sie jedoch zum Teil schon ziemlich schief. Der unbefestigte, dem harten Klima ausgesetzte Untergrund senkt sich ab und das Haus oder Teile davon gleich mit.
Staunend über die vielen architektonischen Zeitzeugen spazieren meine zwei Gefährten stundenlang durch die Gassen und Strassen.



Khakasien - die Wiege der sibirischen Zivilisation
Den Wunsch, die geheimnisvoll klingende Republik Tuva zu erkunden, haben mir Kathrin und Andreas schon lange ins Ohr geflüstert. Das muss eine sehr einsame Gegend sein, bevölkert von mongolisch stämmigen Menschen. Vorher aber liegt noch Khakasien auf unserem Weg. Und von diesem Distrikt werden meine zwei Gefährten total überrascht - im positivsten Sinne. Auf direktem Wege, über holprige Nebenstrassen versuchen die Beiden den langen Weg vom Altai nach Tuva abzukürzen. Trotzdem zieht sich die Fahrt, durch fast menschenleere Gebiete tagelang dahin. Nur ganz kleine Dörfer, eher schon Weiler säumen die Strecke. Im Norden Khakasiens liegen viele Seen, an deren Ufer unzählige russische Camper ihren Urlaub geniessen. Dann folgen lange hügelige Abschnitte mit viel Wald. Unendlich scheint der Ozean aus Bäumen zu sein. Müsste man zu Fuss losziehen, man würde sich unweigerlich verirren.
Dann erreichen Kathrin und Andreas erneut den Steppengürtel und mit ihm ein Gebiet mit geschichtsträchtiger Vergangenheit. Über grosse Flächen verteilt stehen Steinstelen. Einige ragen einsam aus dem Boden und haben ein Gesicht eingeritzt, andere sind im Quadrat oder im Kreis angeordnet. Einige recken sich nur etwa 30 Zentimeter aus der Erde, andere sind übermannsgross. Wenn man bedenkt, dass diese Steine tief in den Boden gerammt wurden, dann sind sie so gross, dass man sich fragen muss, wie diese massigen Klötze überhaupt transportiert werden konnten.
Viele der Stelen sind aus der Turkzeit aus dem 9. bis 15. Jahrhundert. Aber einige sollen bis zu 3000 Jahre alt sein. Kathrin bedauert sehr, dass der Reiseführer nicht mehr Informationen hergibt und diese Steine stumme Zeitzeugen bleiben. Etwas weiter entdecken die Beiden grosse überwachsene Erdhügel welche mit Steinstelen umrandet sind - Kurghane, Grabstätten der noblen Bevölkerung.
Und auch hier sind die Bewohner mongolischen Ursprungs. Viele Menschen treffen wir zwar nicht an, aber immer wieder entdecken wir auf Passhöhen oder am Strassenrand einen Baum oder einen Steinhaufen, die mit farbigen Stoffbändeln verziert sind. Viele Geldmünzen und kleine Opfergaben, wie Zigaretten und Kekse zeugen von den buddhistischen und schamanistischen Gebräuchen der Vorbeireisenden.
Überwältigt von so vielen unerwarteten Sehenswürdigkeiten und landschaftlichen Schönheiten zerrinnen die Tage wie im Fluge.



Tuva - einsame Weite, leeres Land
Auf einer Fläche etwa der doppelten Grösse der Schweiz leben nur gerade gut 300'000 Menschen. Unvorstellbar wie leer dieses Gebiet ist! Es gibt nur eine Ansiedlung die sich Stadt nennen kann, die Hauptstadt Kyzyl, und auch die ist eigentlich nur eine Kleinstadt. Dafür glänzt sie mit einem ausserordentlich spannenden Museum. Die Hauptattraktion ist der Goldschatz, welcher aus den Königsgräbern von Arshan stammt. Prächtig sind die Schmuckstücke und Grabbeigaben und fast professionell ist die englischsprachige Privatführung, die wir erhalten.
Die Weite Tuvas zeigt sich vor allem in Steppengegenden und kargen Gebirgszügen, durch welche sich der junge Fluss Jenisei schlängelt. Auch hier vergeht die Zeit mit Staunen über die grandiose Landschaft. Das Wandern kommt wie immer zu kurz. Hier ist es nicht die Undurchdringlichkeit des Waldes, die Kathrin und Andreas davon abhält, sondern die unendliche Weite. Die Distanzen sind zu gross um eine Wanderung nicht gleich in eine Expedition ausarten zu lassen. So schaukeln sie in ihrem Landcruiser durch die Ebenen und über Pässe in immer neue Täler.
Die Ansiedlungen sind so weit verstreut, dass man keinen Kontakt zu Einheimischen findet. In den wenigen Dörfern gibt es keine kulturellen Darbietungen und so bleibt die Reise etwas kulturlos. Einzig die religiösen Orte verraten etwas über die Tuviner: Hügel, Pässe, Bäume oder sonstige wichtige Orte sind auch hier mit farbigen Stoffbändeln verziert. Stupas sind über das ganze Gebiet verstreut. Und an den Opfergaben beurteilt, werden diese Orte viel besucht und geehrt. Der letzte Schrei unter den Opfergaben scheint eine solarbetriebene spielzeuggrosse Gebetsmühle zu sein.



Baikalregion - Schlusspunkt unseres ersten Teils Russland
Den riesigen Krasnojarsker Bezirk durchqueren Kathrin und Andreas zügig, die ersten 90 Tage ihres Visums laufen bald aus und die zwei werden für eine Weile in die Mongolei reisen. In Irkutsk holen sie sich ohne weitere Probleme das Visum für das südliche Nachbarland. Die Besichtigung der Perle Sibiriens - wie Irkutsk auch genannt wird - heben sie sich für einen geplanten weiteren Besuch nach der Mongolei auf.
Etwas Zeit bleibt noch und so fahren meine Gefährten 300 Kilometer auf der Westseite des Baikalsees nach Norden um die Insel Olchon zu besuchen. Die Insel begeistert uns alle drei. Der Westen ist eine trockene Steppenlandschaft mit unzähligen Buchten, Halbinseln, schroffen Klippen und ein paar wenigen kleinen Stränden. Im Norden und Osten ist die Insel mit Wald bedeckt. Lauschige, einsame Camps laden zum verweilen und entspannen ein. Die vielen Eindrücke der letzten Wochen haben Musse sich zu setzen und zu festigen bevor es zu neuen Abenteuern aufgeht.
Ein weiterer Abstecher führt Kathrin und Andreas ins Tunka-Tal das südwestlich des Baikalsees liegt. Im vorderen Teil des Tals gibt es viele Heilquellen, die von der lokalen Bevölkerung gerne besucht werden. Zum Teil sind sie zu einem Kurort ausgebaut worden, doch entspricht es nicht unseren Vorstellungen von einem Heilbad. Ziemlich chaotisch geht es zu und her und die Gestaltung der Anlage ist gewöhnungsbedürftig.
Hinter dem Ort Mondy überqueren Kathrin und Andreas einen Pass und gelangen ins Tal des Flusses Oka. Wild und ungestüm schlängelt sich der noch kleine Fluss durch die Landschaft. Nur einzelne kleine Höfe sind zu sehen. Andreas bewundert die Menschen die es verstehen, sich hier, in der rauen Gegend, ein Auskommen zu erarbeiten.

Die Baikalregion hat Andreas und Kathrin total begeistert. Wetten, dass die zwei nach der Mongolei hierher zurückkehren und das Gebiet weiter erkunden?


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