Mexiko - Baja California - Die fantastische Reise des Froschs

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Mexiko - Baja California

Reisenotizen > Nordamerika



  Baja California - Januar, Februar 2018


Mexikos Baja California ist eine seltsame, lange Landzunge, die an Kalifornien festgezurrt ist. Sie scheint uns nicht gerade typisch mexikanisch, auf jeden Fall nicht so, wie wir es vom Festland her in Erinnerung haben. Amerikaner und Kanadier überfluten den Landzipfel mit ihren Wohnmobilen um dem kalten Nordwinter zu entfliehen und die südliche Wärme zu geniessen. Genau das haben übrigens meine zwei Freunde auch vor. Ganz im Süden der Halbinsel gibt es grüne Golfplätze und Hotelanlagen, in denen Massen von amerikanischen Touristen absteigen. Trendige Lokale servieren Cappuccinos, Margaritas, Hamburgers und Pizza.  Doch der grosse Rest der Landzunge ist einsam und dünn besiedelt. Hohe Gebirgsketten bilden das Rückgrat und dominieren die Landschaft, aber kaum jemand lebt in den sehr trockenen Berggebieten. Ab und zu
versteckt sich im Gebirge eine Oase, umsäumt von üppigen Palmenhainen. Dort findet sich derweil eine verschlafene Ortschaft und manchmal eine christliche Mission, die noch aus den ersten Jahren der europäischen Besiedlung von 1600 stammt. An der Küste leben Fischer in einfachen Dörfern, im Norden wird Landwirtschaft im grossen Stil betrieben und ein paar wenige grosse Städte beherbergen den grössten Teil der Bevölkerung.

          
Die Mex 1 ist die Strassen-Arterie, die den Norden mit dem südlichen Zipfel verbindet. Sie ist  durchwegs geteert, aber mehr als die Hälfte ist in einem desolaten Zustand. Oft ist sie sehr schmal, hat keinen Seitenstreifen, mancherorts bricht auch schon ein Teil der Fahrbahn ab und die Schlaglöcher sind tief. Kathrin und Andreas suchen erneut die Nebenstrassen. Doch auf der schmalen Baja ist das nicht ganz einfach, denn die meisten Nebenstrassen sind Sackgassen, die in eine Bucht oder in die Berge führen und dort enden.  Doch Andreas hat irgendwelche halbwegs detaillierten Karten gefunden und nach langer Wegsuche finden sie Routen, welche sie auf Umwegen von Nord nach Süd bringen.
Die zwei fahren durch abgelegene, einsame Gegenden, wo die Pisten staubig und sandig sind. Dabei gelangen sie durch riesige Kakteenfelder. 4000 der weltweit 6000 Kakteenarten wachsen in Mexiko und diese Vielfalt ist überwältigend. An manchen Standorten dominiert  eine einzige Art: Derweil schaut man auf ein Meer von Saguaros – dicke, grüne, stachelige Stämme mit fast ebenso dicken Seitenarmen. Andernorts sind die Sorten bunt gemischt und man hat das Gefühl durch einen von einem Landschaftsgärtner gestalteten Park zu fahren. Klein, gross, dick, dünn, krumm, gebogen, der Varietät ist kein Einhalt geboten. Eines haben sie gemeinsam: piksende Stacheln, die selbst Autoreifen durchboren können.
Die Cirios Kakteen faszinieren Kathrin. Sie wachsen im Gebirge ab 1500 Meter und sind die höchsten Kakteen auf der Baja, sie werden bis 20 Meter hoch! Mit ihren kleinen Blättchen, die an kurzen Ästen und neben den Stacheln direkt aus dem Stamm wachsen, sehen sie kurios aus.
Kathrin und Andreas' Nachtplätze mitten in diesen Kakteengärten gehören zu den schönsten überhaupt. Das Ambiente erinnert sie an Australiens Outback, auch wenn es dort keine Kakteen gibt. Aber die Camps inmitten der Kakteen strahlen eine Ruhe aus, die die zwei sonst nur noch in Australien erlebt haben.
    
Die Strände sind der Hauptgrund warum Touristen auf die Baja California reisen. Und in der Tat, es gibt sehr schöne Strände. Allerdings sind die schönsten Buchten von Wohnmobilen überlaufen. Wie auf einem Parkplatz stehen sie dicht beieinander, uns schreckt das ab. Mit etwas Geduld und Beharrlichkeit findet Andreas fast jeden Abend eine einsame Bucht die wir für uns ganz alleine haben. Es gibt oft genügend Schwemmholz für ein Lagerfeuer, was Andreas’ Herz höher schlagen lässt. Das Wasser ist meist sehr klar und sauber, am Strand jedoch liegt viel Abfall herum – typisch Mexiko, hier ist es nicht üblich seinen Müll wegzuräumen und zu Hause zu entsorgen.  
Das Meer ist für mich ein idealer Tümpel doch für meine zwei wasserscheuen Mitreisenden noch etwas zu kalt. Sie schaffen es nur wenige Male schwimmen zu gehen. Aber umso öfter fahren sie mit ihrem Kajak in eine Bucht hinaus und erspähen dabei bunte Fische, eine grosse Schildkröte und Krebse, die über die Felsen huschen. Mit dem Fernglas lassen sich Wale, Delfine und Robben beobachten.
Aber das schönste Naturerlebnis waren die Manta Rays an der Ostküste. Ein Klatschen erregte Kathrins Aufmerksamkeit. Bei genauem Hinschauen sehen die zwei wie Manta Rays bis zu einem Meter aus dem Wasser springen und sich auf die Wellen zurückfallen lassen, was ein lautes Klatschen verursacht. Dutzende von Mantas springen über eine längere Zeit hinweg aus dem Wasser, ja sogar noch mitten in der Nacht können die zwei dem Klatschen lauschen.
In La Paz, im Süden der Baja, mieten Kathrin und Andreas ein Studio für eine Woche um der Hitze und Enge des Landcruisers zu entkommen. Sie wollen sich in ein breites Bett wälzen und die lebendige Stadt am Abend erleben. Es ist Karneval und La Paz hat, wie man uns sagt, einen grossen und wichtigen Karneval zu bieten. Der Malecon ist gesäumt von den immer gleichen Essständen, Warenverkäufern und Schiessbuden und die Zuschauer warten geduldig stundenlang am Strassenrand auf den Start des Umzugs. Auf farbig dekorierten Wagen die von Lastwagen gezogen werden, fahren die verschiedenen Cliquen vorbei, wobei die maskierten Menschen meist still auf ihrem Posten stehen und vor allem winken und lächeln. Umso lauter ist dafür die Musik, die aus den Lautsprechern scherbelt und Kathrin würde sich am liebsten Oropax in die Ohren stöpseln. Die Kleinkinder, die mitgeschleppt werden scheint der Lärm weniger zu beeindrucken.
Das mexikanische Essen enttäuscht auf der Baja. Meist ist es „amerikanisiert“. Auf den Tacos klebt Mayo, die Scharfe-Sauce-Auswahl ist begrenzt, Fleisch in Mole suchen wir vergebens und die geliebten Tortillas als Beilage sind auch rar. Es wird viel mehr frittiert als auf dem Festland und die knusprigen Brötchen, die meine zwei Freunde so gut in Erinnerung haben, sind hier gummig, weich und süsslich. Findet man allerdings mal ein Restaurant weg vom Touristenrummel gibt es köstlichen Fisch und Meeresgetier. Für wenig Geld erhält man ein fürstliches Mahl.
Die zweimonatige Rundtour durch die Baja California hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn Anfangs zögerten meine zwei Freunde ob sie nochmals so weit in den Süden fahren sollten. Werden sich die vielen zu fahrenden Kilometer lohnen, werden die Strände nicht langweilig, wird es nicht zu heiss was gibt es wohl zu unternehmen? Ich befürchtet sie wollen sich um die Baja drücken. Aber schlussendlich war es eine prima Erholung, da die zwei ihr gewohntes Reisetempo herunter schraubten und auch einige Male zwei Nächte am selben Ort verbrachten, was sonst selten der Fall war. Kathrin hat viel gelesen, Andreas hat sich ins Sprachstudium gestürzt, sie kochten aufwändiger und nahmen sich Zeit für Gymnastikübungen, um die vom vielen Sitzen steifen Muskeln und Gelenke zu aktivieren. Und vor allem konnten sie die kältesten Monate der USA überbrücken. Auf der Baja sanken die Temperaturen nachts einige Male unter 5°, aber die Abende waren immer warm genug um draussen zu sitzen. Was für eine Wohltat!

.
________________________________________________________________________________
.

zur vorhergehenden Geschichte........................................................................................................................................zur nächsten Geschichte.........................

________________________________________________________________________________

page up / nach oben
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü