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Wir in Peru - der Frosch auf dem Pazifik
Diesen Bericht schreibt Kathrin ausnahmsweise einmal. Denn der Frosch, der sonst immer die Geschichten über Kathrin und Andreas berichtet, sitzt im Landcruiser fest, der viel zu lange schon auf dem Pazifik dahin schaukelt. Hätte er zum Vorhinein gewusst wie lange die Überfahrt auf dem Autoschiff dauert, hätte er vielleicht auch das Flugzeug bevorzugt.
Huaraz, einer Kleinstadt zu Füssen der höchsten Berge der Cordillera Blanca, ist die Luft viel reiner und der Himmel tiefblau. Im zweiten Anlauf finden wir eine ruhig gelegene, familiäre Unterkunft, wo wir uns für die nächsten Wochen einquartieren. Ein hübscher Hof und eine Dachterrasse mit Tischen, Stühlen und Pflanzen lassen uns wohl fühlen.
Huaraz ist kein koloniales Städtchen, 1970 wurde der Ort von einem Erdbeben stark beschädigt und die meisten Strassenzüge sind von hässlichen Neubauten gesäumt. Wenn überhaupt, dann wird nur die Frontfassade verputzt, der Rest bleibt roher Backstein und Beton und aus dem obersten Stockwerk ragen oft Armierungseisen, als ob demnächst weitergebaut würde. Trotzdem ist die Atmosphäre im Ort angenehm, die Menschen sind sehr freundlich und der viele Sonnenschein sorgt für gute Laune.
Rings um Huaraz erheben sich Berge, im Westen die Cordillera Negra, die eher einem grossen Bergrücken gleicht ohne einzelne aufragende Gipfel und auch ohne Schnee. Im Osten der Stadt liegt eine Kette von herrlichen Schneebergen, viele sind weit über 6000 Meter hoch. Ein krasser Gegensatz zum eher flachen Australien, das wir die letzten 11 Monate bereist haben.
Überhaupt tauchen wir in Peru in eine komplett andere Welt ein. In den Strassen und auf Plätzen wimmelt es von Menschen, die einen schlendern und schauen sich die Auslagen in den Geschäften an, die anderen eilen ihren Verpflichtungen nach. Alte Indiofrauen sitzen auf dem Gehsteig, vor sich ein paar Avocados und ein paar Limonen ausgebreitet, die sie verkaufen möchten. Jungs mit Bauchläden halten Bonbons und Kaugummi feil und in mobilen, hölzernen Miniverkaufsständen wird frisch gepresster Orangensaft angeboten. Eis mit fruchtigen Aromen wird aus kleinen Truhen, die auf dreirädrigen Velos montiert sind, verkauft. Mobile Zuckerrohrpressen sind unterwegs und Männer mit Leiterwagen voller Mandarinen oder Erdbeeren ziehen durch die Gassen. Im Zentrum reiht sich ein kleiner Laden an den nächsten, Lebensmittel, Kleider, Schuhe, Medikamente, Elektronikgeräte, Papeterieartikel, alles wird hier noch im Stil der Tante Emma Läden verkauft.
Natürlich gibt es in grösseren Städten auch Supermärkte, aber die kleinen Läden scheinen hier überleben zu können. Obwohl wir uns nicht vorstellen können wie genau, denn wenn einer nur ein paar wenige Produkte feilhält und die Nachbarn genau dasselbe verkaufen, ist dies wohl nicht so einfach.Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Schon bald merken wir, dass unsere abweisende Haltung, durch Unsicherheit und Angst hervorgerufen (in den Reiseführern wird man vor so vielem gewarnt), fehl am Platz ist. Nicht jeder, der uns anspricht, will uns was klauen. Die Leute sind schlicht an uns interessiert. Keiner versucht uns übers Ohr zu hauen, weder der Taxifahrer noch der Fruchtverkäufer. Ich frage mich, warum in Reiseführern soviel Negatives steht. Klar ist nachts mehr Vorsicht geboten und natürlich gibt es auch hier schwarze Schafe, die Touristen beklauen. Aber wie viele Vorfälle gibt es wirklich, sind es nicht meist die immer gleichen Stories, die wieder und wieder erzählt werden und wir Westler meinen, jedes Mal sei es eine neue?
Wir besichtigen verschiedene Ausgrabungsstätten wie Chan Chan, Huaca de la Luna, Sipan, Lambayeque und Túcume. Jede hat ihre eigene Geschichte, alle stammen sie aus der Vorinkazeit und sind zwischen 1500 und 1800 Jahre alt. Lokale Führer mit tiefgründigem Wissen über die Geschichte und die Archäologie, erklären uns die Geschichte der Ruinen. Zusammen mit den Ausstellungsstücken diverser Museen entsteht so ein Bild in unseren Köpfen, wie diese Kulturen gelebt haben mögen. Die Ruinen stellen zeremonielle Zentren dar, die Fundstücke sind meist Grabbeigaben. Die Dekorationen auf Goldgegenständen und Keramiken zeigen Aspekte aus dem Alltag. Besonders beeindruckt hat uns das Museum „El Señor de Sipan“, welches in einem neu gestalteten Gebäude den unheimlich reichhaltigen Grabschatz eines Nobelmannes ausstellt.
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