Ecuador - Die fantastische Reise des Froschs

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Ecuador

Reisenotizen


Ecuador - Land ohne Überraschungen


Ecuador – ein kleines Land im Vergleich zu den südlicheren Ländern des Kontinents, die Andreas und Kathrin in den vergangenen Monaten bereist haben. Ein Land, welches in den letzten zehn Jahren wirtschaftlich stark gewachsen ist und seine Infrastruktur ausgebaut hat.
Meine zwei Freunde sind jedoch bereits im Vorfeld skeptisch, ob ihnen Ecuador zusagen wird oder nicht. Der Reiseführer verspricht koloniale Städte, tolle Nationalparks und viele adrenalinpumpende Aktivitäten. Liest man zwischen den Zeilen, so erscheint Ecuador sehr touristisch und eher teuer im Vergleich zu den Ländern weiter im Süden. Lediglich Diesel soll mit 25 Rappen pro Liter unschlagbar günstig sein.
Reisende, die von Norden kommen, schwärmen von Ecuador, wie einfach es sei, dort zu reisen, wie schön die Hostales und wie gut ausgestattet die Supermärkte seien. Als ob letzteres das Wichtigste wäre, ich sehe, wie Andreas die Nase rümpft bei solchen Reiseerzählungen.


Nun, nach vier Wochen in Ecuador, merke ich, dass die Zwei noch immer hin und her gerissen sind in ihrem Urteil über dieses Land. Die Nationalparks haben ihnen sehr gut gefallen: Im Cajas Nationalpark zum Beispiel hatten sie extrem viel Glück mit dem Wetter und sie wanderten zwei Tage lang durch den Páramo – einem Moorgebiet mit hunderten von kleinen Seen, welches auf über 4000 Metern Höhe liegt. Einige der Seen sind umgeben von leuchtend grünem Moos, andere haben schilfige Ufer oder sind so glasklar, dass sich die Umgebung darin spiegelt.
Leider ist der Oktober nicht der beste Monat, um in Ecuadors Bergen zu reisen. Die kleine Regenzeit bedeutet, dass es zwar nicht jeden Tag und auch nicht ganztags regnet, aber der Himmel ist meist Wolken verhangen und die Sicht auf die hohen Berge bleibt versperrt. Der Chimborazo, der Tungurahua und der Sangay, 5000-er bis 6000-er ziehen an Kathrin und Andreas vorbei, ohne dass sie sie sehen. Schweren Herzens fahren sie weiter, denn die Chance, doch noch einen Blick auf diese Vulkangipfel zu erhaschen ist sehr klein. Dies ist das Los des Langzeitreisenden: Er kann nicht überall zum richtigen Zeitpunkt sein. Andererseits zwingt ihn auch niemand, sich alles anzusehen.
Am Vulkan Cotopaxi haben die Zwei mehr Glück. Auf 3800 Metern übernachten sie unter einigen Pinien am Fusse des manchmal noch Feuer speienden Berges. Nur hier finden sie auf ihrer Ecuadorreise ein einziges Mal ein schönes Camp in der freien Natur! Dieses kleine Land ist so dicht besiedelt, dass es kaum Möglichkeiten gibt wild zu campen, jedes Strässchen führt zu einem Haus, alles ist eingezäunt.
Aber zurück zum Cotopaxi: Ein paar mal öffnet sich die Wolkendecke und gibt den Blick auf den vereisten Gipfel frei – fantastisch! Eine Wanderung führt zum Refugio auf 4800 Metern, dort ist man den Gletschern schon sehr nahe. Noch gut 1000 Meter sind es bis zum Gipfel, aber ohne Eisausrüstung ist die Besteigung nicht möglich.
Auf kleinen Strässchen erkunden Kathrin und Andreas den verwaisten östlichen Teil des Parks. Mauern einer alten Inkafestung ruhen auf einem Hügel und ringsherum liegen vulkanische Steinklötze. Es sieht aus, als ob ein Riese mit Würfeln gespielt hätte.
Die Westseite des Andenkamms ist bedeckt von Nebelwald, welcher eine gigantische Artenvielfalt an Blumen und Tieren beheimatet. Kathrin und Andreas besuchen zwei private Reservate, um Vögel zu beobachten. Vor der Lodge sind in den Bäumen Zuckerwasserbehälter aufgehängt, um Kolibris anzulocken. Gleich mehrere Arten tun sich gütlich am Futternapf. Je nach dem wie das Licht auf die Vögelchen fällt, leuchten Teile ihres Gefieders knallgelb, rosa oder auch blau. Der kleinste Kolibri, den meine Gefährten sehen, brummt wie ein grosser dicker Käfer. 80 bis 120 Mal pro Sekunde bewegen sich seine Flügel auf und ab.
In den drei Tagen, die sie im Nebelwald verbringen, sehen sie unter anderem Tucane, eine Nachtschwalbe, Trogone, einen Quetzal und andere, außergewöhnlich bunte Vögel.
Angeblich gibt es auch Brillenbären, Pumas, Gürteltiere und vieles mehr, aber davon bekommt man keine zu Gesicht. Diese Tiere verkriechen sich in die wenigen noch ungestörten Winkel des Waldes, welche nicht von Menschen genutzt werden. Aber um Touristen anzulocken, taugen sie bestens, denn in den Werbebroschüren und Websites wird eifrig mit ihnen geworben.
Cuenca, Loja und Quito sind interessante Städte Ecuadors, deren Zentren mit kolonialen Bauten gut erhalten und in den letzten Jahren auch schön renoviert wurden.
Strassenkaffees locken (wie auf der ganzen Welt, und somit beliebig austauschbar) mit gemütlicher Atmosphäre. Schöne Strassenzüge laden zum Flanieren ein, interessante Museen bereichern das Wissen. In hübschen kleinen Lokalen gibt es schon für US$ 3.50 ein Mittagessen mit Suppe, Hauptgang, Dessert und Getränk. Das Getränk besteht aus einem süssen, selbst gemachten Fruchtwasser und das Dessert ist ein Ministückchen Kuchen. Einfach und bescheiden, aber die Qualität ist in südamerikanischem Vergleich hoch.
Nur wenig ausserhalb des Zentrums sieht es hingegen anders aus: Shopping Malls und Tankstellen im amerikanischen Stil, KFC, Burger King oder McDonalds, Harley Davidson, Mercedes und andere Autohändler haben sich ausgebreitet.

Die Strassen zwischen den Städten Ecuadors sind allermeist geteert und von guter Qualität, also breit und ohne Schlaglöcher. Auch viele der kleinen Strassen sind asphaltiert und somit zügig zu befahren. Aber irgendwie geht damit auch das fremde, südamerikanische Gefühl verloren. Die breiten Strassen fressen hässliche Narben in die Hänge und verschandeln die Landschaft. Man braust viel zu schnell durch das Land ohne die sehenswerten Dinge der Umgebung wahrnehmen zu können. Kathrin vermisst schon nach wenigen Kilometern die schmalen Schotterstrassen, die sich durch die Gegend schlängeln und ein gemächliches Fortkommen erzwingen – Sonntagsfahrer würde man meine Freunde in der Schweiz vielleicht nennen.
 
Baños mit seinen nervenkitzelnden Freizeitaktivitäten und Otavalo mit seinem bunten Folkloremarkt, lassen meine zwei Gefährten links liegen. Es sind zwei der „must does“, die auf jedem Touristenprogramm stehen. Für meine Kameraden hört sich dies so abschreckend an, dass sie beide Orte schnurstracks von ihrer Tour streichen und gar nicht erst hinfahren. Andreas hat keinen Bock auf Wasserfälle, die mit Dutzenden von Touris, die mit ihren Selfiesticks rumrennen, dekoriert sind und verspürt auch nicht den Drang sich mit zig anderen schwitzenden Menschen in eine Thermalquelle zu setzen. Und Kathrin hat keine Lust auf Märkte, auf denen – seit Bolivien – die immer gleichen „handgestrickten“ Alpakapullis mit den identischen Mustern und Formen verkauft werden. Ebenso scheut sie die Marktfrauen, die angeblich das billigste und beste Handtäschchen oder sonstigen Krimskrams feil halten.
 
Der Ausflug zur Quilotoa Lagune, einem weiteren „must do“ ist selbst für mich  ein Flop. Die Anfahrt über eine Nebenstrasse, die seit Neuem protzig wie  ein US-Highway geteert ist, führt durch Dörfer, die weder hübsch noch interessant sind. Hundert Meter vor der Lagune steht ein Kassenhäuschen, wo man seinen Obolus bezahlen muss, um um den See herum wandern zu dürfen. Eine Ansammlung hässlicher Gebäude – Restaurant und Hotels –  geben Andreas den Rest und die zwei fahren gleich weiter, ohne überhaupt einen Blick auf den Kratersee werfen zu wollen. Natur gegen Dollars, das ist nicht ihr Ding.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass Ecuador einige interessante Stätten hat die Kathrin und Andreas gut gefallen haben. Die Strecken dazwischen aber sind langweilig, verbaut und nicht schön, ich würde schon eher sagen, sie sind hässlich. Ist der Weg das Ziel, wird man in Ecuador nicht auf seine Kosten kommen, denn hier löst die Fahrerei Frustrationen und Niedergeschlagenheit aus.
Über die vielen teuren Aktivitäten wie Wildwasserfahren, Paragliden, Klettern, Kanufahren, Mountainbiking, Reiten, Canyoning und andere, welche in Ecuador hoch im Kurs stehen, kann ich euch nicht berichten, denn die haben meine zwei Freunde bewusst umgangen.
Geblieben ist der Eindruck eines – im Vergleich vor allem mit Peru – sehr grünen Landes. Die Nähe zum Äquator macht sich bemerkbar, es regnet hier mehr und die Luftfeuchtigkeit ist höher und somit sind die Wiesen saftig und die Felder ganzjährig bewirtschaftet. Wie bunte Flickenteppiche sehen viele der Berghänge um die Dörfer herum aus. Mit diesen eindrücklichen Bildern der fruchtbaren Landschaft im Kopf, verlassen wir Drei nun Ecuador in Richtung Kolumbien.
 

.
________________________________________________________________________________
.

zur vorhergehenden Geschichte........................................................................................................................................zur nächsten Geschichte.........................

________________________________________________________________________________

page up / nach oben
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü